Originalpremiere: 1975
FSK 6
44 Jahre ist es her, dass die junge Charlotte Kestner, geborene Buff, in Wetzlar eine stürmische Affäre mit dem jungen Rechtspraktikanten Dr. Goethe hatte. Sie heiratete ihn jedoch nicht, worauf der junge Liebhaber sich mit Todesgedanken trug, die er in seinem Roman "Werthers Leiden" verarbeitete, der ihn über Nacht berühmt machte. Nach über 40 Jahren beschließt die betagte Dame, den Jugendfreund zu besuchen, der nun als großer Dichter gilt und in Weimar als Staatsminister residiert. Als Charlotte sich im Gasthof "Zum Elephanten" einquartiert, wird sie von jedermann als die Lotte erkannt und innig bewundert. Die Honoratioren der Stadt sind versessen auf eine Audienz bei der legendären Geliebten Goethes. Der servile Kellner Mager reißt die Regie an sich und lässt die Puppen tanzen. Im Nu ist Charlotte mit Klatsch und Intrigen aus dem Umfeld des großen Dichters konfrontiert. Adele Schopenhauer versucht Charlotte sogar dazu zu bewegen, ihr dabei zu helfen, die bevorstehende Heirat zwischen ihrer Freundin Ottilie und Goethes trunksüchtigem Sohn August zu verhindern. Der alte Goethe ist nicht begeistert über Charlottes Besuch und gibt ihr zu Ehren nur ein Mittagessen in kleiner Runde, bei dem er seiner einstigen Muse mit distanzierter Höflichkeit begegnet. Nach dem misslungenen Wiedersehen schickt er ihr ein Billet, sie möge seine Theaterloge benutzen. Auf der Heimfahrt in der Kutsche redet Charlotte mit Goethe noch einmal über die Jugendzeit, doch es bleibt unklar, ob dieses Gespräch nur ihrer Phantasie entspringt.
(rbb)