Als Kassiererin in einem Supermarkt hat es die alleinerziehende Jeannette nicht leicht, sich und ihre beiden Kinder über Wasser zu halten. Von ihrem bescheidenen Häuschen im Hafenviertel von Marseille bröckelt der Putz, und so stiehlt sie zwei Eimer Farbe in einer stillgelegten Zementfabrik. Dabei wird sie von einem Wachmann erwischt, dem wortkargen, groβ gewachsenen Marius, der sie laufen lässt, obwohl Jeannette ihn heftig beschimpft. Am nächsten Tag steht er überraschenderweise vor ihrer Tür und bietet an, ihr beim Streichen zu helfen. Der aufmüpfigen Jeannette wird kurz darauf im Supermarkt gekündigt, als sie dort ihrer Meinung freien Lauf lässt. Von nun an sieht sich das ungleiche Paar immer öfter: Mal in Marius' spartanischer Behausung auf dem Fabrikgelände, mal umringt von sämtlichen Nachbarn in Jeannettes Hof: Die lebenskluge Caroline und ihr gebildeter Verehrer Justin sowie das ständig streitende Ehepaar Dédé und Monique stehen Jeannette stets mit Rat und Tat zur Seite. Sie akzeptieren den neuen Mann in ihrem Leben. Und auch Jeannettes Kinder, die 17-jährige Magali und der zehnjährige Malek schließen Marius schnell ins Herz. Doch bis die beiden Liebenden wirklich zueinander finden, müssen sie noch einige Hindernisse überwinden. Beide vom Leben enttäuscht, können sich Marius und Jeannette nicht so schnell auf eine neue Beziehung einlassen. Nach dem Meistern der ersten Schwierigkeiten scheint dem Glück der beiden nichts mehr im Wege zu stehen. Doch Marius hat noch etwas auf dem Herzen, das ihn daran hindert, sein Leben zum Tanzen zu bringen.In "Marius und Jeannette" ist es das Hafenviertel L'Estaque, dessen geschäftigen, von Fabriken umgebenen Hafen die Impressionisten und Kubisten Anfang des 20. Jahrhunderts malten und so berühmt machten. Heute ist L'Estaque immer noch das Viertel der kleinen Leute, ein Mikrokosmos, der im Film durch die Hofgemeinschaft verkörpert wird. "Da wird eine Idylle beschworen, wie sie nur unter der Sonne des Midi denkbar ist" (Michael Althen, Süddeutsche Zeitung, 19. 01. 1998).
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"Marius und Jeannette" ist der siebte Film von Robert Guédiguian, dem französischen Regisseur, der in einem Atemzug mit der Stadt Marseille genannt wird. Weil er selbst ein typischer Marseiller ist – Sohn eines armenischen Dockarbeiters und einer deutschen Mutter -, und weil alle seine Filme dort spielen. In "Marius und Jeannette" ist es das Hafenviertel L'Estaque, dessen geschäftigen, nun von Fabriken umgebenen Hafen die Impressionisten und Kubisten Anfang des 20. Jahrhunderts malten und so berühmt machten. Heute ist L'Estaque immer noch das Viertel der kleinen Leute, ein Mikrokosmos, der im Film durch die Hofgemeinschaft verkörpert wird. Dass diese Idylle niemals kitschig, sondern wirklich ergreifend ist, liegt an den Darstellern. Das sind neben Ariane Ascaride, Guédigians Muse und Ehefrau, die für die Rolle der Jeannette mit dem César und dem spanischen Sant Jordi-Preis ausgezeichnet wurde, vor allem Marius-Darsteller Gérard Meylan, der Freund aus Kindertagen, und Jean-Pierre Darroussin, Jacques Boudet und Pierre Banderet. Alle vier spielten sie schon mit Guédiguian in seiner Zeit als Theaterregisseur. Zusammen mit Pascale Roberts und Frédérique Bonnal, Jeannettes "Nachbarinnen", bilden sie Guédiguians Film-Familie."Marius und Jeannette" wurde in Frankreich mit dem Prix Louis-Delluc (1997), und dem Lumière-Preis (1998) als bester Film ausgezeichnet. Und auch auf internationaler Ebene war der Film erfolgreich: In Spanien wurde er für einen Butaca Award und einen Goya nominiert, in der Schweiz gewann er den Grand Prix des Genfer Festival Cinéma Tout Écran.
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Länge: ca. 102 min.
Deutscher Kinostart: 29.01.1998
Original-Kinostart: 19.11.1997 (F)
Cast & Crew
- Regie: Robert Guédiguian
- Drehbuch: Jean-Louis Milesi, Robert Guédiguian
- Produktion: Gilles Sandoz, Robert Guédiguian, Bruno Ghariani, Malek Hamzaoui, Agat Films, Cie, La Sept Cinéma
- Produktionsfirma: Canal+
- Musik: Antonio Vivaldi
- Kamera: Bernard Cavaliér
- Schnitt: Bernard Sasia
- Regieassistenz: Jacques Reboud
- Ton: Nicolas Becker, François Domerc, Jean-Pierre Laforce, Laurent Lafran, Jean-Yves Rousseau