John Hustons 1956 entstandene, legendäre Verfilmung des berühmten Romans von Herman Melville, "Moby Dick", ist immer noch ein packendes Drama um den Kampf des Menschen mit der Natur und den eigenen Dämonen. An der Küste Neu-Englands im 19. Jahrhundert: Der junge Ishmael (Richard Basehart) kommt in das Küstenstädtchen New Bedford, um bald auf einem der im Hafen liegenden Walfänger anzuheuern. Eine Nacht muss er in der lokalen Hafenspelunke verbringen, in der er sich das Bett mit dem Eingeborenen Queequeg (Friedrich Ledebur) teilen muss. Aus Furcht wird Freundschaft, und die beiden unterschiedlichen Männer gehen am nächsten Tag schließlich auf die "Pequod", das Schiff Kapitän Ahabs (Gregory Peck). Doch bevor sie in See stechen, haben sie an Land noch eine unheimliche Begegnung: Der Landstreicher Elijah (Royal Dano) prophezeit ihnen wortreich, dass sie dem Tode geweiht sind. Die lange Reise beginnt. Der geheimnisumwitterte Kapitän lässt sich zunächst nicht blicken, den Kontakt zu den Walfängern hält sein Steuermann Starbuck (Leo Genn). Von Neuengland aus segelt die "Pequod" in Richtung Azoren und, eine erste Walsichtung führt zu einem erfolgreichen Fang. Danach will Kapitän Ahab am Kap der Guten Hoffnung vorbei in den Indischen Ozean und schließlich von dort in den Pazifik, zum Bikini-Atoll, segeln. Im Laufe der Fahrt, in der seine Männer unter Windstille und sengender Sonne leiden und Ahab eine mögliche große Beute ziehen lässt, enthüllt sich der Mannschaft das wahre Ziel ihrer Reise - die Suche nach Moby Dick, dem legendären weißen Wal, der angeblich die Größe einer Insel hat und der Ahab einst so schwer am Bein verletzte, dass es amputiert werden musste. Bei Neumond im April will Ahab Moby Dick stellen und alle offenen Rechnungen begleichen - koste es, was es wolle. Herman Melvilles Roman erschien 1851 zunächst in London und gilt als eines der berühmtesten Werke der amerikanischen Literatur. Melville selbst hatte einmal als Walfänger auf einem Fangschiff angeheuert, doch die unmenschlich harten Lebens- und Arbeitsumstände ließen ihn schnell das Weite suchen. In der Rolle des Polynesiers Queequeg verbirgt sich ein Mann mit einer einmaligen Biografie. Das Leben Friedrichs (von) Ledebur (1900 bis 1986) gleicht einem Spiegelbild des 20. Jahrhunderts. Geboren als Friedrich Anton Maria Hubertus Bonifacius Graf von Ledebur-Wicheln in Nisko (heute zu Polen gehörend, 1900 war der Ort Teil der k.u.k.-Monarchie), war er ein vielgereister, vielseitig gebildeter, im wahrsten Sinne des Wortes polyglotter Mann. In den 40erJahren stand er zum ersten Mal vor einer Kamera. Weltberühmt machte ihn seine Rolle in "Moby Dick". Mit Regisseur John Huston verband ihn eine enge Freundschaft. Seinen letzten Auftritt hatte er 1986, in seinem Todesjahr, in Fellinis "Ginger und Fred". Da er aufgrund seiner Jugendjahre und wegen seines Dienstes in der österreich-ungarischen Armee hervorragend reiten und mit Pferden umgehen konnte, verdiente er sein Geld bei mancher Filmproduktion auch als Pferdetrainer. Ebenfalls international bekannt ist der englische Charakterdarsteller Leo Genn, in "Moby Dick" in der Rolle des weitgehend rationalen Ersten Steuermannes, des Quäkers Starbuck, zu sehen. Genns vermutlich berühmtester Part ist der eines edlen römischen Patriziers, der ein Verhältnis mit seiner Sklavin anfängt und mit ihr in den Freitod geht - in "Quo Vadis" an der Seite Peter Ustinovs.
(ZDF)
Mehr als zehn Jahre lang trug John Huston die Idee mit sich herum, ‚Moby Dick' mit seinem Vater Walter Huston in der Hauptrolle zu verfilmen. Schließlich gelang es ihm, Ray Bradbury, den Autor von ‚Fahrenheit 451' als Drehbuchautoren zu gewinnen. Der Dreh verschlang mehr als drei Jahre und fand unter anderem vor den Küsten Wales' und der Kanarischen Inseln statt. Hustons Ziel war es, möglichst viele realistisch wirkende Bilder zu liefern, die an die Walfangstiche aus dem 19. Jahrhundert erinnern. Dafür entwickelte der Kameramann Oswald Morris ein spezielles Farbverfahren, das besonders grobkörnig und schmutzig wirkt. Hustons Wunsch, den eigenen Vater für die Hauptrolle zu besetzen, erfüllte sich nicht: Bei Drehbeginn war Oscar-Preisträger Walter Huston bereits verstorben. Peck, der auf Wunsch des Studios für die Hauptrolle gewonnen wurde und eine Glanzleistung abliefert, wäre aber beim Kampf mit der dreißig Meter langen Wal-Attrappe aus Stahlskeletten und Kunststoffhaut am Ende beinahe ertrunken. 1998 entstand ein TV-Remake, in dem Peck einen Gastauftritt als Prediger Mapple hatte.
(Tele 5)
Länge: ca. 116 min.
Deutscher Kinostart: 17.10.1956
Original-Kinostart: 27.06.1956 (USA)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: John Huston
- Drehbuch: Ray Bradbury, John Huston
- Produktion: John Huston, Cecil F. Ford, Gerry Mitchell, Moulin Productions Inc.
- Produktionsauftrag: 3sat
- Musik: Philip Stainton
- Kamera: Oswald Morris, Ralph W. Brinton
- Schnitt: Russell Lloyd
- Maske: Charles E. Parker
- Regieassistenz: Jack Martin, Kevin McClory
- Ton: Alfred Kirschner
- Spezialeffekte: Augie Lohman
- Stunts: Robert Porter