Im Jahr 1992 will der brasilianische Regisseur João Moreira Salles einen Dokumentarfilm über einen Mann drehen, den er seit seiner frühesten Kindheit kennt: Santiago. 30 Jahre lang - von 1956 bis 1986 - arbeitete Santiago als Butler für die wohlhabende Familie des Regisseurs. 1992 ist er 80 Jahre alt, ein hochgebildeter, weit gereister Mann. Fünf Tage lang befragt João Moreira Salles Santiago in dessen kleiner Wohnung, lässt ihn erzählen, erklären, zeigen, streng nach Konzept. Alles scheint gutzugehen, doch als Salles beginnt, den Film zu schneiden, verweigert sich ihm das Material. "Santiago" wird das einzige Projekt, das er nicht fertiggestellt hat. 15 Jahre später schaut sich Salles aus Neugier das Material und den begonnenen Schnitt des Porträts noch einmal an. Ihm wird klar, dass er zum Zeitpunkt der Dreharbeiten das Thema seines Films gar nicht erfasst hatte. Jetzt erst hinterfragt er seine formalen und inhaltlichen Entscheidungen von damals und entdeckt im Rohmaterial und seinen Regieanweisungen das, was sein Scheitern erklärt. Und erst jetzt begreift er, wie viel Santiago wirklich zu erzählen hatte. 15 Jahre nach den ursprünglichen Dreharbeiten wird aus dem Rohmaterial ein bestechend schöner Film, Porträt und Selbstporträt zugleich, eine ruhige und kraftvolle Reflexion über das Filmemachen und die Wahrhaftigkeit, über Leben und Lernen, über Klassenunterschiede, Haltung, Schönheit und Vergänglichkeit.
(arte)
Länge: ca. 80 min.
Deutscher Kinostart: 07.12.1956
Internationaler Kinostart: 13.07.1956 (USA)
Deutsche TV-Premiere: 11.01.2009 (arte)
Cast & Crew
- Regie: João Moreira Salles
- Drehbuch: João Moreira Salles
- Produktion: Mauricio Andrade Ramos
- Kamera: Walter Carvalho
- Schnitt: Eduardo Escorel, Livia Serpa