Erik Satie (1866-1925) war einer der ungewöhnlichsten Komponisten der französischen Avantgarde im frühen 20. Jahrhundert und einer der prägendsten Geister der Pariser Kunstszene. Er war mit Cocteau, Picasso, Djagilew, Debussy, Man Ray, Ravel und René Clair eng befreundet. Die Dokumentation "Satiesfiktionen" versucht, das Gesamtphänomen Satie zu erkunden. Stets mit Schirm, Charme und Melone angetan, ist er nicht nur äußerlich der wohl seltsamste Kauz der französischen Musikgeschichte: Sein unerschöpflicher Erfindungsgeist machte ihn zu einem Mann mit vielen Talenten: Er war Konstrukteur, Kirchengründer, PR-Pionier, Meister des Aperçus, Schriftsteller, exzessiver Spaziergänger, der erste Filmkomponist, professioneller Selbstdarsteller und Erfinder der "Musique d'ameublement". Die Filmautoren fächern in spielerischen wie augenzwinkernden Episoden das Gesamtphänomen Satie auf - und nimmt ihn dabei durchaus wörtlich: Seine im stillen Kämmerlein erdachten unzähligen Annoncen werden zu realen Werbespots und seine Zeichnungen von Düsenjets bis hin zu schwankenden Hotelbauten entwickeln als Cartoons ihr Eigenleben. Musik à la Satie macht Interpreten zu "musikalischen Möbeln" in Schwimmbädern, Fabriken oder auf Bahnhöfen, lässt alternde Diven ihre Bühnenauftritte vergessen, Vierbeiner samt Knochen in für Hunde geschriebenen Stücken reüssieren. Pianisten werden eingeschneit oder musizieren an aufeinander thronenden Klavieren. Naturlandschaften, Alltagsszenen und Stadtimpressionen paaren sich mit dem Satie'schen Klang- und Wortkosmos. Die Welt wie Erik Satie sie sah wird verwoben mit Zeitzeugenberichten sowie Gesprächen mit Satie-Experten. Im Wechsel skizzieren sie die schillernde Künstlerpersönlichkeit und zeichnen ihr Bild des wohl ungewöhnlichsten Komponisten der französischen Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts.
(ARD alpha)
Länge: ca. 56 min.
Deutsche TV-Premiere: 07.06.2015 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Anne-Kathrin Peitz, Youlian Tabakov
- Drehbuch: Anne-Kathrin Peitz, Youlian Tabakov
- Produktionsauftrag: WDR