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TV-Kritik/Review: "Ghosts of Beirut": Auf Tatsachen beruhender Spionagethriller hat wenig Spannung und Tiefgang zu bieten

(27.07.2023)

"The most dangerous man the world has never known." Mit dieser griffigen Tagline wird die vierteilige Miniserie
"Ghosts of Beirut" beginnt im Jahr 2007, wirft uns gleich in eine noch nicht näher definierte Operation im Südirak hinein. Drohnenbilder eines bewaffneten Konvois, eine treibende Musikuntermalung erzeugen Tempo und moderaten Nervenkitzel. Wenig später zeigt sich, dass US-Streitkräfte Opfer der blutigen Mission sind. CIA-Zielfahnderin Lena Asayran (Dina Shihabi) bringt den Angriff umgehend mit Imad Mughniyya in Verbindung, den der amerikanische Auslandsgeheimdienst und sein israelisches Pendant Mossad seit den 1980er Jahren jagen. Mit der Befragung des einst einflussreichen iranischen Funktionärs Ali-Reza Asgari (Navid Negahban), der Mughniyya für den Revolutionskampf gegen die in den Libanon eingefallenen Israelis rekrutierte, tritt die Agentin dann auch schon wieder ab von der Bühne, taucht in den für diese Kritik gesichteten ersten beiden Folgen nicht mehr auf.
Zurück geht es nämlich bis ins Jahr 1982, wo der CIA-Offizier Robert Ames (Dermot Mulroney), Direktor der Nahostabteilung in Beirut, eine friedliche Lösung im Konflikt zwischen Israel und dem Libanon anvisiert. Parallel steigt der junge Mughniyya (Amir Khoury) zu einem der führenden Köpfe im sogenannten Islamischen Dschihad auf und erfindet quasi, so behauptet es die Serie, das Konzept der Selbstmordattentäter. Allzu große historische Genauigkeit sollte man von "Ghosts of Beirut" jedoch nicht erwarten. Ganz bewusst weisen die Macher zum Einstieg jeder Episode darauf hin, dass wir eine fiktionalisierte Version umfassend erforschter Ereignisse zu sehen bekommen.
Ironischerweise lassen die Drehbücher allerdings die Gründlichkeit vermissen, mit der die realen Geschehnisse offenbar untersucht wurden. Barker, Issacharoff und Raz tragen der hochgradig komplexen Gemengelage im Nahen Osten nicht genügend Rechnung, fassen die unterschiedlichen Interessen eher hastig zusammen und arbeiten mit teilweise abrupten Zeitsprüngen, die das gesamte Konstrukt holprig erscheinen lassen. Robert Ames etwa skizziert in wenigen Sätzen seine Vorstellung von einer möglichen Befriedung, markiert immer wieder auf irgendwelchen Karten irgendwelche strategisch wichtigen Punkte. Wirkliche Einblicke in seine Arbeit, seine konkreten Überlegungen bleiben uns aber verwehrt. Substanz geben der historisch durchaus bedeutenden Figur auch die kurzen Ausflüge ins Familienleben nicht.
Mit dem CIA-Agenten William Francis Buckley (Garret Dillahunt) und dem Jungspion Chet (Rafi Gavron) gibt es in der zweiten Folge zwei Neuzugänge, die den Spuren des immer radikaler agierenden Mughniyya folgen. Backstory-Informationen zu diesen Charakteren fallen spärlich aus. Gleichwohl ist das Bemühen um eine plastische Zeichnung zu erkennen. Den Arabisch sprechenden Chet will die Serie zu einem Getriebenen machen, der zunehmend mit Wut auf Rückschläge und Verluste reagiert. Ein wenig aufgesetzt wirkt es allerdings schon, wenn er zum ersten Mal die Nerven verliert.

Obwohl "Ghosts of Beirut" dem Widersacher einiges an Raum gewährt, ihn mehrfach in Diskussionen mit seiner unwissenden Ehefrau Saada (Hiba Bennani) zeigt, die sich über seine ständige Abwesenheit wundert, erscheint Mughniyya ein wenig unterentwickelt. Binnen weniger Szenen mutiert er zu einem skrupellosen Terroristen, der, so wird suggeriert, viele Aktionen in Eigenregie plant. Dass es in der Realität auf einige Fragen und Verstrickungen nach wie vor keine abschließenden Antworten gibt, lässt die Serie unter den Tisch fallen, versucht gleichzeitig aber, sich einen authentischen Anstrich zu verpassen. Regelmäßig sind in die Handlung Nachrichtenbilder und Interviewausschnitte mit Journalisten und tatsächlichen Agenten montiert, die auf die ein oder andere Weise in die damaligen Ereignisse involviert waren. Statt tiefere Einsichten zu Tage zu fördern, werfen uns die dokumentarischen Einschübe leider nur markig-pathetische Stichworte vor die Füße, drücken vereinzelt auf die Tränendrüse oder kauen uns bereits bekannte Dinge noch einmal vor. Nicht zuletzt helfen sie, das recht klare Gut-Böse-Schema der Geschichte zu zementieren. Kritische Töne zum Vorgehen der US-Administration in der Nahostregion kommen in den ersten beiden Folgen nur selten auf. Der Tenor lautet vielmehr: Eigentlich wollen die Amerikaner doch bloß Frieden stiften und geraten dabei unverhofft an einen Gegner, der sie mit neuen brutalen Methoden auf dem falschen Fuß erwischt, bis ins Mark erschüttert.
Ein gut gebauter Spannungsbogen könnte den fehlenden Tiefgang, die unterkomplexe Darstellung der Zusammenhänge zumindest etwas auffangen. Auch hier gibt sich "Ghosts of Beirut" aber zu viele Blöße. Vor allem die sprunghafte Erzählweise erschwert ein konstantes Mitfiebern. Wahrscheinlich war es von Anfang an keine so gute Idee, eine mehr als zwei Jahrzehnte umfassende Terroristenhatz mit vielen moralischen Ambivalenzen und schwer durchschaubaren politischen Implikationen in eine vierstündige Miniserie zu pressen.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten beiden Folgen der insgesamt vierteiligen Miniserie "Ghosts of Beirut".
Die Miniserie "Ghosts of Beirut" ist ab dem 27. Juli bei Paramount+ verfügbar.
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Leserkommentare
Flapwazzle schrieb am 28.07.2023, 08.55 Uhr:
„Niemand hat nach dem 2. Weltkrieg bei Terroranschlägen mehr Juden getötet als Imad Mughniyya“, kann man auf Wikipedia lesen.Der Name dieses Terroristen war mir tatsächlich nicht bekannt. Nachdem ich mich grob informiert habe, werde ich mir die Serie anschauen. Es ist immer sinnvoll, sich bei historischen Serien zusätzlich zu informieren. Das hatte mir damals bei den Tudors und den Borgias (ist natürlich was ganz anderes) viel Spaß gemacht und mal schauen, was ich zusätzlich zu "Ghosts of Beirut" finde.
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