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TV-Kritik/Review: Ist "Agatha All Along" nur eine Kopie von "WandaVision"?
(19.09.2024)
It's been Agatha all along:
Bis auf Agatha Harkness kann sich wohl keine andere Marvel-Figur damit schmücken, allein durch einen Song berühmt geworden zu sein. Nun bekommt die Antagonistin aus der Serie
Mit "WandaVision" leitete das Marvel Cinematic Universe nicht nur die Phase Vier ein, sondern startete inoffiziell in eine neue Ära: die Eroberung der Serienwelt. Mit der ersten Marvel-Serie auf Disney+ legte Serienschöpferin Jac Schaeffer die Grundlage für einzigartige Geschichten, die aus dem klassischen Blockbuster-Raster fallen. Insbesondere die außergewöhnliche Machart, selbstreflektierend US-amerikanische TV-Geschichte in die Handlung zu integrieren, stellte unter Beweis, dass Marvel mehr als nur Superheldenaction kann. In "WandaVision" hält Wanda eine gesamte Stadt als Geisel, um ihre Trauer nach Visions Tod zu verarbeiten. Nicht ganz unwichtig ist ihre etwas zu neugierige Nachbarin "Agnes", die sich in der siebten Folge als "Agatha, die von Anfang an" die Fäden gezogen hat, herausstellt - der dazugehörige Song "Agatha All Along" ging viral und machte Agatha zum Social-Media-Star.
Achtung: Es folgen Spoiler zur Handlung von "WandaVision" und der ersten zwei Episoden von "Agatha All Along".
Drei Jahre später kehrt Agatha nun mit ihrer eigenen Serie zurück. Nachdem Wanda sie besiegt und in eine Art "Zauber" gefangen hielt, bricht die Bösewichtin in "Agatha All Along" endlich aus. Ihr Ziel: Die sogenannte "Witches' Road" (Hexenstraße) zu finden, um ihre Kräfte zurückzubekommen. Allerdings kann Agatha den mysteriösen Ort nur mit einem kompletten Hexenzirkel erreichen. So sucht sie sich mit der Hilfe eines von ihr absolut faszinierten Teenagers (Joe Locke) Hexen, die verzweifelt genug sind, um mit ihr zu kooperieren. Denn: Agatha hat weitaus mehr Feinde als Freunde - dazu gehören insbesondere die "Salem Seven", die sie für ihre Taten bestrafen wollen...
Was nach einer abgedrehten und fantasiereichen Geschichte klingt, startet tatsächlich sehr bodenständig. Kathryn Hahn fährt leise summend durch einen Wald und hält vor einem Polizeiabsperrband. Ein kurzer Dialog verrät: Das ist ein Tatort und "Agnes" eine Ermittlerin, die in Ungnade gefallen ist. Einen großen Wiedererkennungswert zu Agatha oder gar ihren Alter Egos aus "WandaVision" gibt es nicht. Denn diese Agnes ist rau, grob und zynisch. Die Haare sind weder sorgfältig frisiert noch sitzt das Outfit perfekt. Ein paar Parallelen fallen aufmerksamen Zuschauer:innen womöglich doch schnell auf.Denn konkret ermittelt Agnes im Fall um eine "Jane Doe", eine unidentifizierte Leiche, die scheinbar "magisch" im Wald aufgetaucht ist. Mit Tränen in den Augen fragt sie das Opfer - das im Übrigen nie gezeigt wird: "Wer bist du? Wer hat dir das angetan?
An diesem Punkt könnten schon erste Zweifel entstehen, ob das alles wirklich real ist - bestätigt werden diese dann durch den Vorspann im typischen Ermittlerserienstil. Schließlich macht der diskrete, aber eindeutige Hinweis based on the Danish series Wandavisdysen
die Scheinwelt perfekt.
Dadurch gelingt "Agatha All Along" ein wahnsinnig cleverer Schachzug: Das Spin-Off schlägt die Brücke zu "WandaVision", imitiert dabei das verschachtelte Prinzip "einer Serie in einer Serie", ohne jedoch wie eine Kopie oder eine Fortsetzung zu wirken. Vielmehr steht das Setting des "nordischen Krimis" auch symbolisch für Agnes (oder Agathas) Suche nach ihrer eigenen Identität und Wahrheit. Wie es Aubrey Plazas Figur Rio Vidal selbst anmerkt, gibt es in gewisser Weise zwei "Jane Does" in dieser Geschichte...
Agnes (bzw. Agatha) gelingt es mit Hilfe weniger Mittel aus dieser verzerrten Vorstellung auszubrechen - es wirkt in Anbetracht der kurzen Zeit, die das Publikum sie in diesem Setting sieht, fast "zu" einfach. Die Ursache könnte natürlich mit den Geschehnissen aus
Zurück im Hier und Jetzt nimmt das Tempo nach der eher düsteren, slow-paced ersten halben Stunde plötzlich Fahrt auf. Rio Vidal und Agatha geraten in einen Kampf - unklar ist, wie nahe sich genau die beiden stehen, bzw. standen. Auch der Teenager erweist sich als real und führt mit Beginn der zweiten Folge in die eigentliche Handlung ein: die Suche nach der "Witches' Road". Hierbei handelt es sich um eine Art "Straße" voller Prüfungen, die Hexen bestehen müssen, um das zu bekommen, was ihnen am meisten fehlt. Doch dafür bedarf es einen Zirkel, den Agatha in Windeseile gründen muss, bevor noch am selben Abend die Salem Seven sie holen kommen.
Eine Art "Mini-Roadtrip" beginnt und Agatha wendet allerlei Tricks an, um die verschiedensten Hexen zusammenzutrommeln. Mit von der Partie sind Wahrsagerin Lilia mit Wahnvorstellungen (gespielt von Musical-Star Patti LuPone), Beauty-Influencerin (und Betrügerin?) Jen (Sasheer Zamata) und "Bluthexe" Alice (Ali Ahn). An dieser Stelle überspringt die Serie einige Details und wirkt etwas unsauber in ihrer Erzählung. Das gleicht Kathryn Hahn zum Glück aus und lenkt mit ihrer Darstellung der hinterlistigen, sarkastischen Agatha schnell ab. Ihre Dominanz als Protagonistin verstrahlt nahezu die anderen Figuren, die, zumindest bis zum Ende der zweiten Episode, kaum Entfaltungsraum erhalten. Dafür könnte vor allem der "Teen" spannend werden, dessen Mund sich verschließt oder Stimme verstummt, sobald er Agatha gegenüber persönliche Details wie seinen Namen und Ursprung nennt.
Da Agatha eine letzte Hexe fehlt, um die "Ballade" zu singen und somit die "Witches' Road" zu beschwören, greift sie zur liebenswerten Nachbarin Mrs. Hart (Debra Jo Rupp). Ihre Anwesenheit bringt Humor und Leichtigkeit in das unheimlich-bedrohliche Setting und lässt mit Vorfreude auf die anstehenden Dynamiken und Situationen blicken. Das Abschlussbild der Schuhe vor dem sich durch ein magisches Land schlängelnden Weg erinnert an Bildern aus Geschichten wie "Der Zauberer von Oz" oder "Alice im Wunderland". Gleichzeitig steht es auch für die beginnende Heldenreise von Agatha, beziehungsweise einer neuen "Origin Story" - ähnlich wie in
Eins ist sicher: Der Song "Agatha All Along" mag als "One-Hit-Wonder" viral gegangen sein und kurzzeitig für Aufmerksamkeit gesorgt haben. Doch das Spin-Off ist gekommen, um zu bleiben: Das sorgsam durchdachte Konzept, das sich bereits mit "WandaVision" bewährt hat, überzeugt auch im Ableger, ohne dabei als "2.0" herüberzukommen. Kathryn Hahn findet in der faszinierenden Figur von Agatha Harkness die perfekte Balance zwischen Comedy und schauspielerische Versiertheit. Auch der Cast verspricht einen wilden Mix aus Witz, Gänsehaut und ein bisschen Verrücktheit. So lassen bereits die ersten Folgen der neuen MCU-Serie die Magie des seriellen Erzählens wieder auferstehen.
Die Wertung und Review basieren auf der Sichtung der ersten zwei Episoden von "Agatha All Along".
"Agatha All Along" feiert am 19. September in Deutschland auf Disney+ Premiere. In den USA startet die MCU-Serie parallel, wegen der Zeitverschiebung liegt das Datum einen Tag früher. Insgesamt umfasst das als Miniserie angekündigte Format neun Folgen. Serienschöpferin und Showrunnerin ist Jacqueline Schaffer, die "WandaVision" ins Leben rief und unter anderem an
Über die Autorin
Leserkommentare
desperado591 schrieb am 02.10.2024, 17.24 Uhr:
Selten so einen Mist gesehen. Das ist ja noch grausamer als The Acolyte. Als die angefangen haben zu singen war ich kurz vorm Erbrechen...User 1790427 schrieb am 28.09.2024, 01.58 Uhr:
Absolut geile Serie ... Die hätte auch sechs Sterne verdient aber es gehen halt nur maximal fünf :-) spannend, witzigTom_Cat schrieb am 23.09.2024, 18.33 Uhr:
Ist ja auch sehr exklusiv diese 5 Sterne Wertung. Die Serie kommt bisher überall sehr bescheiden an.
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