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TV-Kritik/Review: "Panic": Adaption des gleichnamigen Young-Adult-Romans hat Würze

von Christopher Diekhaus
(28.05.2021)
Spiel mit potenziell tödlichen Herausforderungen soll Teenagern Flucht aus Kleinstadtmief ermöglichen
Amazon Studios
TV-Kritik/Review: "Panic": Adaption des gleichnamigen Young-Adult-Romans hat Würze/Amazon Studios

Im Jugendbuchbereich hat die US-Schriftstellerin Lauren Oliver (Geburtsname: Laura Suzanne Schechter) seit ihrem Debütroman "Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie" diverse Duftnoten gesetzt. Zu ihren Arbeiten gehört auch das Thriller-Werk "Panic - Wer Angst hat, ist raus", das 2014 das Licht der Welt erblickte. Im Auftrag von Amazon Prime Video durfte die Autorin ihren eigenen Stoff in eine zehnteilige Serie verwandeln, die an den 2016 veröffentlichten, ebenfalls auf einer Literaturvorlage basierenden Teenager-Reißer  "Nerve" erinnert, in dem Emma Roberts und Dave Franco in den Bann eines unheilvollen Spiels geraten. Liegt dort das zentrale Augenmerk auf den Mechanismen und den Gefahren der sozialen Medien, geht es in  "Panic" vor allem um die Sehnsucht junger Menschen, der provinziellen Tristesse zu entkommen. Das Gefühl, an einem Ort ohne Perspektiven festzustecken, ist in den ersten fünf Episoden, die für diese Kritik gesichtet wurden, deutlich spürbar.

Langeweile kann tödlich sein - oder aber macht erfinderisch. Da in der texanischen Kleinstadt Carp nichts Aufregendes passiert, heben die jungen Menschen, so erzählt uns Protagonistin Heather Nill (Olivia Welch) in ihrem einleitenden Voice-over-Kommentar, irgendwann einen geheimen Wettbewerb namens "Panic" aus der Taufe. Alle Schüler, die ihre Highschool-Zeit erfolgreich abgeschlossen haben, dürfen daran teilnehmen und müssen hochriskante Herausforderungen meistern, die von unbekannten Punktrichtern und Spielorganisatoren gestellt werden. Lediglich einer kann am Ende den Sieg erringen und das stattliche Preisgeld einstreichen, mit dem - das ist die Hoffnung der meisten Mitspieler - der Absprung aus Carp glücken soll.

Nachdem im letzten Jahr zwei Jugendliche bei dem vor der Erwachsenenwelt sorgsam abgeschirmten Contest ums Leben kamen, befindet sich die örtliche Polizei dieses Mal in Alarmbereitschaft. Sheriff Jimmy Cortez (Enrique Murciano) hat zwar keine Ahnung, was genau die Teenager unternehmen und wo ihre Mutproben stattfinden. Seine Mannschaft spornt er aber mit Nachdruck an, Hinweisen zu folgen und mögliche Mitwisser zu befragen, damit sich das Drama des vergangenen Sommers nicht wiederholt.

Heather Nill (Olivia Welch) tritt dem gefährlichen Spiel bei.
Heather Nill (Olivia Welch) tritt dem gefährlichen Spiel bei. Amazon Studios

Obwohl Plakate mit den Bildern der beiden Opfer überall in Carp mahnend an die traurigen Ereignisse erinnern, wirft die Panic-Tradition erneut ihre Schatten voraus. Während ihre beste, von einer Schauspielkarriere träumende Freundin Natalie Williams (Jessica Sula) den Start des Spiels sehnsüchtig erwartet, hat Heather keine Lust auf den waghalsigen Konkurrenzkampf. Ihre Meinung ändert sich erst, als sich ihre alleinerziehende Mutter Sherri (Rachel Bay Jones) am mühsam zusammengesparten Geld ihrer ältesten Tochter bedient, um ihren kaputten Wagen reparieren lassen zu können.

Sherri, das unterstreicht schon Folge eins, ist mit ihrer Rolle überfordert und scheint sich schon öfters Fehltritte wie diesen geleistet zu haben. Mithilfe weniger Striche führt Showrunnerin Lauren Oliver dem Zuschauer vor Augen, dass Heather in einem problembehafteten Umfeld aufwächst. Einem weißen Prekariatsmilieu, das in den USA als "white trash" bezeichnet wird. Die von wohnwagenartigen Häusern geprägte Siedlung, in der die frischgebackene Highschool-Absolventin lebt, steht in starkem Kontrast zur herrschaftlichen Villa, die ihr guter Freund Bishop Moore (Camron Jones) bewohnt.

Die Wut über ihre Mutter wandelt Heather, die das verschwundene Geld eigentlich für eine buchhalterische Ausbildung gesammelt hat, schließlich in Energie um. Zum Ärger der um ihre Gewinnchancen fürchtenden Natalie tritt sie plötzlich doch in den Wettkampf ein, um sich den diesjährigen Jackpot von 50.000 Dollar, die höchste Preissumme seit Beginn des Spiels, zu sichern. Aufnehmen muss es Heather dabei unter anderem mit Ray Hall (Ray Nicholson, der mehrfach beweist, dass er das verwegene Killergrinsen seines legendären Vaters Jack Nicholson in abgeschwächter Form draufhat), einem Obermacker im Stile Steve Stiflers aus  "American Pie", und dem verschlossenen, aber überaus ehrgeizigen Dodge Mason (Mike Faist), der erst vor kurzem nach Carp gezogen ist.

Ray Hall (Ray Nicholson) hält einen Hinweis auf die nächste Challenge in Händen.
Ray Hall (Ray Nicholson) hält einen Hinweis auf die nächste Challenge in Händen. Amazon Studios

"Panic" arbeitet mit stereotypischen Vorstellungen und verwendet einiges an Zeit darauf, die einzelnen Runden des Spiels zu illustrieren und mit Spannung aufzuladen, was den Machern unter Zuhilfenahme einer treibenden Musikuntermalung ganz ordentlich gelingt. Zugleich bekommt man aber auch ein Gefühl für den nicht gerade verlockenden Handlungsort, dessen Hauptstraße immer wieder ins Bild gerückt wird, und die Verbindungen seiner Bewohner. Interessant ist etwa, wie wir Sheriff Cortez kennenlernen und was wir an einer Stelle über ihn erfahren. Erweckt der betont lässige Gesetzeshüter zunächst den Anschein, nichts könne ihn aus der Ruhe bringen, offenbart sich in einem privaten Moment seine verletzliche Seite. Berufliches und Persönliches kommen - so viel sei verraten - in seiner Person auf eindringliche Weise zusammen. Cortez ist nicht die einzige Figur, bei der Überraschungen und Geheimnisse nach und nach an die Oberfläche dringen und ein anfänglich gefasstes Bild in Frage stellen. Ray etwa, der in klischeehafter Manier als lustvoll durchtriebener Bully und Frauenvernascher eingeführt wird, gewährt Heather während einer Party unerwartete Einblicke in sein Innenleben und seine Familiengeschichte. Ob seine sicherlich etwas abrupt zu Tage tretende freundliche Seite nicht nur vorgetäuscht ist, lässt sich nach fünf Folgen noch nicht abschließend beurteilen.

Festhalten kann man nach der Hälfte dagegen sehr wohl, dass "Panic" zwar keine besonders anspruchsvolle Serienunterhaltung bietet, der um einige Liebeswirren angereicherte Mix aus lebensbedrohlichen Herausforderungen, Kleinstadtödnis und Ausbruchsträumen jedoch eine gewisse Sogwirkung entfaltet. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang auch die durch die Bank überzeugenden Darbietungen der Schauspieler. Beziehungsgeflechte wie die Freundschaft zwischen Heather, Natalie und Bishop fühlen sich kein bisschen behauptet an. Die Bereitschaft, sich auf die Figuren einzulassen, ist dadurch gleich ein gutes Stück größer. Glaubwürdigkeitsprobleme tun sich dafür an einer anderen Front auf: Dass Massentreffen aufgekratzter Teenager in einer Kleinstadt, seien sie noch so geheim eingefädelt, unbemerkt bleiben, darf man bezweifeln. Die Ermittlungen, die Sheriff Cortez anstrengt, sind bei allem Engagement überdies nicht gerade durchdacht und zielführend. Den jungen Leuten könnte man sicherlich noch effektiver auf die Pelle rücken. Etwas Wohlwollen vorausgesetzt, lässt sich über diese Aspekte allerdings hinwegsehen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten fünf Folgen von "Panic".

Meine Wertung: 3/5

Die Serie "Panic" ist ab dem 28. Mai 2021 bei Amazon Prime Video zu sehen.


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