Das Film- und Fernsehserien-Infoportal

Log-In für "Meine Wunschliste"

Passwort vergessen

  • Bitte trage Deine E-Mail-Adresse ein, damit wir Dir ein neues Passwort zuschicken können:
  • Log-In | Neu registrieren

Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung

  • Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für

  • E-Mail-Adresse
  • Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
  • Fragen & Antworten

TV-Kritik/Review: "Unseen": Belgische Mystery-Serie startet unheilvoll, könnte aber etwas mehr Spannung vertragen

von Christopher Diekhaus
(24.02.2022)
Kleinstadtbewohner werden unsichtbar und gehen unterschiedlich mit neuem Zustand um
Laurence (Myriem Akheddiou, r.), ihre Tochter Lily (Elisa Echevarria, M.) und ihr Vater Victor (Luc van Grunderbeeck, l.) geraten in einen Strudel mysteriöser Ereignisse.
ZDF/About Premium Content
TV-Kritik/Review: "Unseen": Belgische Mystery-Serie startet unheilvoll, könnte aber etwas mehr Spannung vertragen/ZDF/About Premium Content

Mit seinem 2020 veröffentlichten Horrorstreifen  "Der Unsichtbare" legte Leigh Whannell ( "SAW") eine freie Adaption des gleichnamigen Romans von H.G. Wells vor, der erstmals 1933 unter der Regie James Whales verfilmt worden war. Die Neuinterpretation der Geschichte um einen Mann, den Selbstexperimente unsichtbar machen, was ihn in den Wahnsinn treibt, nutzt das fantastische Element der Vorlage, um auf beklemmende Weise von einer toxischen Beziehung und deren Folgen zu erzählen. Ähnlich interessant verfährt auch die ebenfalls 2020 herausgebrachte belgische Mystery-Serie  "Unseen" mit dem unheimlichen Phänomen, für andere plötzlich nicht mehr sichtbar zu sein. Die ersten drei von insgesamt acht Episoden kreieren eine brauchbare Rätselstimmung, die trotz überschaubarer Spannungsmomente und einiger narrativer Unebenheiten im weiteren Verlauf noch Sogwirkung entfalten könnte.

Ein Krankenhausflur zu später Stunde. Eine Angestellte verschwindet durch eine Tür. Obwohl niemand mehr zu sehen ist, geht die über Bewegungsmelder gesteuerte Beleuchtung an. Kurz darauf öffnet sich am Ende des Korridors der Ausgang. Nur wenig später fährt die automatische Tür eines Operationssaals auf. Und der Bildschirm eines medizinisches Geräts für optische Eingriffe wird wie von Geisterhand bedient. Schon in den ersten Einstellungen erzeugt "Unseen" mit klassisch-vertrauten, aber dennoch effektiven Mitteln ein unbehagliches Klima und führt uns vor Augen, was uns im Folgenden erwartet: Völlig transparente Menschen, die unentdeckt umherwandeln und ihren Zustand teilweise für finstere Absichten ausnutzen.

Leidtragende der heimlichen Manipulation an der OP-Maschine ist die Ärztin Laurence (Myriem Akheddiou), die hilflos mitansehen muss, wie sich die Apparatur bei einer eigentlich routinemäßigen Laserbehandlung verselbstständigt und ihrem auf dem Tisch liegenden Vater Victor (Luc Van Grunderbeeck) das Augenlicht raubt.

Der Schock sitzt tief. Victor wendet sich anfangs von seiner Tochter ab. Und Laurence muss sich bohrende Fragen gefallen lassen. Steht sie, wie eine Kollegin andeutet, womöglich vor einem Burnout? Hat sie die Kontrolle verloren? Nehmen die Beschwerden der elektrosensiblen Frau, die gegen die omnipräsente Strahlung häufig eine Kapuze trägt, endgültig Überhand? Oder aber stimmt ihr Gespür? War während der OP noch eine andere Person anwesend? Ihr Ehemann Nathan (Fabio Zenoni), der genauso wie sie und ihr Vater Mediziner ist, würde ihr gerne glauben. Anders als der Zuschauer, der bereits weiß, dass in der Kleinstadt Creux unsichtbare Gestalten unterwegs sind, ist der Gatte aber zunächst skeptisch und beschwichtigt seine Frau mit Sätzen ("Ruh dich aus!"), die man in Spannungsstoffen oft zu hören bekommt.

Laurence (Myriem Akheddiou) hat im Wald eine verstörende Begegnung.
Laurence (Myriem Akheddiou) hat im Wald eine verstörende Begegnung. ZDF

Serienschöpferin Marie Enthoven, die mit "Unseen" ihr erstes eigenes Großprojekt verwirklichen konnte, verschont Laurence und ihre Familie auch in anderer Hinsicht nicht. Teenagertochter Lily (Elisa Echevarria) lässt sich, da sie heiß auf eine teure Designertasche ist, auf eine sexuelle Gefälligkeit ein, die zu ihrem Entsetzen schon bald in Form eines Videos in der ganzen Schule kursiert. Hiermit schneidet die Serie ein wichtiges, hochaktuelles Thema an, schwingt dabei allerdings eher den groben Pinsel. Nur notdürftig erklärt das Drehbuch zudem, warum sich Lily schon bald in die Obhut der wenig vertrauenswürdigen Angèle (Jacqueline Bollen) begibt, einer unsichtbaren Frau, auf die sie in der Villa ihres Großvaters aufmerksam wird. Mit Blick auf eine Enthüllung in Folge drei ergibt dieser Handlungsschritt durchaus Sinn. Und gewiss macht die, wie alle nicht zu sehenden Figuren zumeist nackt umherlaufende, Dame der von Scham und Ächtung geplagten Jugendlichen ein verlockendes Angebot.

Merkwürdig ist es trotzdem, dass Lily nicht sofort versucht, Reißaus zu nehmen, als sie die gespenstische Atmosphäre in Angèles Haus bemerkt und das ungesunde Verhältnis zu ihrem verschrobenen Sohn Pierre (Jérémy Gillet) beobachtet. So sehr sie ihrer peinlichen Lage auch entfliehen möchte, so deutlich müsste sie erkennen, dass sie an diesem Ort nicht sicher ist.

Lilys Abtauchen bereitet vor allem ihrer Mutter Kopfzerbrechen, die auf der Suche nach ihrer Tochter über einen Mann (Bernard Eylenbosch) stolpert, der sich gleichfalls quasi in Luft aufgelöst hat. Anders als Angèle, die von Anfang an als undurchschaubare Verführerin gezeichnet wird, zeigt Showrunnerin Enthoven an seinem Beispiel jedoch ein anderes Extrem: Er verfolgt, so scheint es zumindest, keine bösen Pläne, sondern leidet, weil er immer mehr verblasst und den Bezug zu seiner Umwelt verliert. Sicherlich macht es sich die Serie etwas einfach, wenn Laurence spielend leicht an Informationen über ihn gelangt. Der Schmerz, der aus seinen auf Kassette festgehaltenen Berichten spricht, ist aber mit Händen zu greifen.

Im Haus von Angèle und ihrem Sohn Pierre (Jérémy Gillet) ist es alles andere als gemütlich.
Im Haus von Angèle und ihrem Sohn Pierre (Jérémy Gillet) ist es alles andere als gemütlich. ZDF

Auch wenn "Unseen" über eine bedrohliche Musikuntermalung, entsättigte Bilder und eine stets etwas unruhige Kamera vom Start weg ein diffuses Gefühl der Bedrohung auslöst, fehlen in den beiden Auftaktepisoden noch die ganz großen emotionalen Szenen und Spannungsmomente. Folge drei legt allerdings eine Schippe drauf. Unter die Haut geht besonders das Schicksal von Ayoub (Roda Fawaz), einem Freund der Arztfamilie, zu dessen Problemen mit seiner psychisch kranken Ehefrau Valérie (Bérénice Baôo) sich ein handfester Schock gesellt.

Denken muss man beim Anblick der belgischen Mystery-Produktion unweigerlich an die deutsche Netflix-Serie  "Dark", in der ein geheimnisvolles Atomkraftwerk unweit des kleinstädtischen Handlungsortes eine prominente Rolle spielt. "Unseen" dockt an das Verschwörungsgeraune um das Netz der fünften Mobilfunkgeneration (5G) an und rückt immer wieder einen unheimlich aufragenden Sendemast in den Blick, gegen den die strahlungsempfindliche Laurence und eine zu Beginn noch nicht klar umrissene Aktivistengruppe kämpft. Was genau es mit dem Funksender auf sich hat, bleibt fürs Erste unklar. Dass er von Bedeutung ist, steht aber außer Frage. Warum sonst sollte er selbst im Vorspann auftauchen? Packende Antworten liefern hoffentlich die restlichen fünf Folgen, die gerne die Dichte des dritten Kapitels beibehalten dürfen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei von insgesamt acht Folgen der Serie "Unseen".

Meine Wertung: 3/5

Die Serie "Unseen" wird am 25. und 26. Februar 2022 bei ZDFneo ausgestrahlt. Ab dem 26. Februar 2022 um 10 Uhr stehen alle acht Folgen in der ZDFmediathek bereit.


Beitrag melden

  •  

Leserkommentare