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TV-Kritik/Review: "Miss Austen": Die Schwester, die Jane Austens Briefe verbrannte

(18.09.2025)

Dieses Jahr wäre Jane Austen 250 Jahre alt geworden - kein Wunder, dass es neue Projekte rund um die bis heute beliebteste aller britischen Romanschriftstellerinnen nur so hagelt. Im Oktober startet der sehenswerte französische Film
Der Serientitel führt gezielt auf die falsche Fährte. Austen? Da denkt man sogleich an Jane, die früh verstorbene, unverheiratet gebliebene Weltschriftstellerin. Ihr Romanwerk, überwiegend in den 1810er-Jahren erschienen, in der Regency-Ära, als der psychisch kranke King George III. von seinem Prinzregenten vertreten werden musste, ist bis heute in jeder Buchhandlung zu finden - um wen sonst sollte sich die Serie denn sonst drehen? Die Antwort: Miss Austen, das ist Cassandra Austen, Janes ältere Schwester, die, früh verwitwet, keine weitere Ehe mehr einging, sich als Aquarellmalerin versuchte und zum Schrecken aller Literaturhistoriker später dafür sorgte, dass die mehr als 3.000 Briefe, die Jane Austen geschrieben hatte, zum allergrößten Teil verbrannt wurden. Tat Cassandra das, um den Nachruhm der verstorbenen Schwester zu schützen? Stand kompromittierendes Material in den Briefen, die an Cassandra ebenso gerichtet waren wie an andere Freundinnen und Verwandte?
Erfahren werden wir das nie, möglicherweise zum Glück. Die Schriftstellerin Gill Hornby hat sich aber etwas ausgedacht, um diese Wissenslücke zumindest spielerisch zu füllen. In ihrem Roman "Miss Austen" erzählt sie - auf überlieferte Fakten zwar gestützt, aber doch fiktiv - davon, wie Cassandra im vorgerückten Alter die Briefe noch einmal durchgeht, sich beim Lesen an die Jahre mit Jane erinnert, zu der sie stets ein sehr enges Verhältnis pflegte, und die Blätter am Ende vernichtet.
Aus diesem Stoff hat die BBC einen ihrer bewährten Qualitäts-Vierteiler im Kostüm der Epoche gezimmert, der sich publikumswirksam zum Mitschmunzeln und mit Träne im Knopfloch zwischen Comedy und Trauerdrama einpegelt und in Großbritannien so erfolgreich lief, dass bereits eine Fortsetzung in der Mache ist - wiederum mit Hawes in der Hauptrolle. Die preisgekrönte Schauspielerin (
1830, 13 Jahre nach Jane Austens Tod. Zu Beginn liegt mal wieder jemand im Sterben: Reverend Fulwar Fowle, Patriarch der Fowle-Familie, mit der die Austens auf vielfältige Weise verbandelt sind, tut seine letzten Atemzüge. Einst war er mit Eliza verheiratet, der besten Freundin der Austen-Schwestern, doch die ist längst tot. Cassandra selbst heiratete als junge Frau Fulwars Bruder Tom, der aber begab sich direkt nach der Hochzeit auf eine Expedition nach Übersee, die er nicht überlebte. Seither ist Cassandra Witwe. Eine zurückgelassene Frau, die inzwischen auch um ihre Schwester trauert und um ihre beste Freundin.
Der Reverend hinterlässt drei Töchter. Besonders die noch unverheiratete Isabella (Rose Leslie, Ygritte aus
Letzteres Vorhaben wird durch die zweite Protagonistin des Vierteilers erschwert: Mary Austen, Elizas Schwester und obendrein Witwe von James Austen, dem ebenfalls schon verstorbenen älteren Bruder von Cassandra und Jane. Sie taucht kurz nach Cassandra im Fowle-Haushalt auf und hat es wie sie auf die Briefe abgesehen. Sie will die Korrespondenz allerdings für eine noch zu schreibende Biografie nutzen - keine, die Jane Austen würdigen soll, sondern ihren verstorbenen Ehemann, der auch als Autor reüssierte (den aber heute, anders als seine Schwester Jane, niemand mehr liest). Jessica Hynes, Miss Kitts aus den

Die Versteckspiele, Verkupplungsmanöver und Täuschungsszenarien, die Cassandra und Mary, Isabella und Mr. Lidderdale durchlaufen, machen indes nur die Hälfte der Laufzeit aus. Unterbrochen wird die Jetztzeit immer wieder durch Rückblenden in die 1810er-Jahre, jeweils eingeleitet durch einen neuen Brief, den Cassandra liest. Synnøve Karlsen (
Vor allem kommt die Serie so auch in die günstige Situation, doch noch eine Jane Austen auffahren zu können. Die spanisch-britische Theaterschauspielerin Patsy Ferran (
Diese Version von Jane passt gut zur Gesamtanlage des Vierteilers. Autorin Andrea Gibb (

Gut fügt sich so auch eine Figur ein, die von Gill Hornby frei hinzuerfunden wurde: Während einer Sommerfrische an der englischen Küste lernen die Austen-Schwestern den freundlichen Henry Hobday kennen (gespielt von Max Irons,
Dieses Spiel mit den Perspektiven gehört zu den reizvollsten Elementen der Serie, die es sich ansonsten manchmal zu bequem in ihrem Ausstattungstheater einrichtet. Die Musikuntermalung gerät eine Spur zu hygge und auch zu manipulativ, die englischen Landschaften mit ihren knallgrünen Rasen unter rötlichem Herbstlaub unterscheiden sich kaum von der Landlust-Ästhetik deutlich kitschigerer Produktionen.
Inhaltlich aber kann man "Miss Austen" kaum größere Vorhaltungen machen. Wie die Miniserie von der historisch prominenteren Figur sozusagen nur über Bande und am Rande erzählt, während sie eine vermeintliche Randfigur in die Mitte der Erzählbühne stellt, das geht von Anfang an gut auf. Wie nebenher erzählt sich dadurch auch viel über die Rolle der Frau zu Beginn des 19. Jahrhunderts, über ihre wirtschaftlichen und sozialen Abhängigkeiten, über ihr Zurechtkommen allein, über Solidarisierungsversuche und Konkurrenzen. Mehrfach wiederholt Regisseurin Walsh das Motiv von Frauen am Fenster (allein oder in einer Gruppe), gefilmt von draußen: Beobachterinnen anderer Lebensläufe, an denen sie selbst nicht frei teilnehmen dürfen. Jane Austen durchbricht diese Beschränkung mit ihrer schriftstellerischen Einbildungskraft.
Regie und Darstellerinnen meistern zudem ein typisches Problem herkömmlicher Brief- und Erinnerungsfilme: Es gibt darin üblicherweise viele Szenen, in denen entweder jemand beim Schreiben der Briefe zu sehen ist oder jemand die Briefe liest und dabei in die Rückblende "gezogen" wird. Häufig wirken solche Sequenzen steif und repetitiv. In "Miss Austen" jedoch wirkt der stete Wechsel zwischen den Timelines fließend und ungezwungen. Ganz neue Wege in den Bereichen Ausstattungsfernsehen oder Biopic werden dabei fraglos nicht beschritten; für vier unterhaltsame, auch bewegende Fernsehstunden reicht es aber allemal.
Dieser Text basiert auf der Sichtung aller vier Episoden von "Miss Austen".
Die Miniserie "Miss Austen" ist bereits bei arte.tv online und bleibt dort bis Anfang März 2026 abrufbar. Die lineare Ausstrahlung mit allen vier Episoden erfolgt am heutigen Donnerstag (18. September) ab 20.15 Uhr bei arte.
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