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Streik-Angst lähmt Hollywood
(28.04.2023, 10.54 Uhr/ursprünglich erschienen am 20.04.2023)
In den USA befinden sich die Autorengewerkschaft WGA und der Produzentenverband AMPTP aktuell in Verhandlungen um einen Nachfolger für den in der Nacht vom 1. auf 2. Mai auslaufenden, aktuellen Tarifvertrag. In Hollywood erwartet man, dass es dabei zu einem Streik kommen wird - und deshalb steht die Industrie schon seit Monaten auf der Bremse.
Während beide Verhadlungsparteien Stillschweigen über den Fortgang der am 20. März begonnenen Verhandlungen vereinbart haben, hat die WGA-Spitze mittlerweile ihre Mitglieder befragt, ob sie im Fall eines Scheiterns der Verhandlungen einen Streik ausrufen darf - begleitet von der Einordnung, dass es zwar Verhandlungsfortschritte gebe, aber diese weit von einem Abschluss entfernt seien. Mit knapp 98 Prozent der abgegebenen Stimmen (bei 79 Prozent Wahlbeteiligung) autorisierten die Gewerkschaftsmitglieder einen Streik. Mittlerweile wurde auch mit weiteren Streikvorbereitungen begonnen, etwa der Herstellung von Schildern zur Verwendung bei öffentlichen Streikaktionen sowie einer Erstellung von Anweisungen, welche Arbeiten während eines Streiks zu unterlassen sind (manche "Autoren" sind bei Fernsehserien etwa auch Produzenten oder gar Showrunner und können die reinen "Produzentenaufgaben" weiter ausführen, ohne als "Streikbrecher" zu gelten).
In den letzten Tagen sollen die Verhandlungsgruppen der Autoren und der Produzenten neue Entwürfe für einen Tarifvertrag ausgetauscht haben, unklar ist aber, wie weit die Tarifparteien noch von einem Kompromiss entfernt sind.
Schon seit Monaten herrscht in der US-amerikanischen Film- und Fernsehindustrie die Befürchtung, dass es bei diesen Verhandlungen zwischen Autoren und Produzenten zum harten Arbeitskampf und zum Streik kommt: Die Autoren wollen weitgehende Änderungen erreichen, die ihren Berufsstand für das schon länger angebrochene Streaming-Zeitalter finanziell auf gesunde Füße stellen sollen. Das bringt veränderte Arbeitsbedingungen mit nur noch kurzen Staffeln, lange Produktionsprozesse (eine Staffel mit acht Folgen alle zwei Jahre statt 22 Episoden pro Jahr) und andere Einnahmemodelle für die Serien (Streaming statt TV-Wiederholungen). Die Gewerkschaft stellt für ihre Mitglieder (und deren Familien) unter anderem auch den Zugang zu einer bezahlbaren Krankenversicherung sowie eine gewisse Altersvorsorge sicher. Während die Serienproduktion boomt, wird die Luft für die einzelnen Autoren dünner, ein Berufsleben ohne Versorgungslücken zu haben.
Da kein "Produzent" will, dass seine Produktion während laufender Dreharbeiten für einen Streik unbekannter Dauer unterbrochen wird, hat vor allem die Fernsehbranche zuletzt mit Vorsicht gehandelt und bei Bestellungen neuer Projekte Zurückhaltung walten lassen. Deadline meldet unter Berufung auf (fehlende) Anträge für Drehgenehmigungen aus Los Angeles, dass zahlreiche aktuell laufende Produktionen aus Vorsicht so geplant haben, dass man zu Beginn der kommenden Woche keine Dreharbeiten angesetzt hat.
In diesem Jahr laufen neben dem Vertrag der Autoren (WGA) auch die Verträge zwischen Produzenten und Regisseur-Gewerkschaft (DGA) und Schauspielern (SAG-AFTRA) aus - beide allerdings erst zum 30. Juni. Geplant ist, dass das Verhandlungsteam der Produzenten sich ab dem 10. Mai mit der Delegation der Regisseure trifft. Ob das im Streikfall aufrechterhalten wird, ist unklar. Während die Schauspieler schon ihre Unterstützung eines Autoren-Streiks signalisiert haben, haben die Regisseure ein Streikverbot in ihrem Tarifvertrag verankert.
Unterstützung unterhalten die Autoren auch aus dem englischsprachigen Ausland: Die britische Autorenvereinigung Writers' Guild of Great Britain und die kanadische Writers Guild of Canada haben ihre Mitglieder angewiesen, im Falle eines Streiks in den USA keine Arbeiten auszuführen, die unter die Ägide der amerikanischen Autorengewerkschaft fallen (was etwa auch internationale Produktionen einschließen kann).
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