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Hollywood: Tuch zwischen Autoren und Agenten zerrissen
Nach einer einwöchigen Terminverschiebung (TV Wunschliste berichtete) ist es nun passiert: Die Agentenvereinigung ATA (Association of Talent Agents) und ihre Mitglieder haben es abgelehnt, fristgerecht einen neuen "Code of Conduct" zu akzeptieren und zu unterzeichnen, wie er von der Autorenvertretung WGA (Writers Guild of America) eingefordert wurde. Zwar trafen sich beide Parteien im Vorfeld nochmals, doch wurde keine wesentliche Annäherung erzielt. Entsprechend hat die WGA ihren Mitgliedern einen Formbrief vorbereitet, mit dem sie die Arbeitsbeziehung zu ihren Agenten auf Eis legen können und sollen. Was das für die Industrie bedeuten wird, ist aktuell noch unklar.
Im aktuellen Industrieumfeld sind die Künstleragenturen die Deal-Macher, die im Auftrag ihrer Klienten auch Networking betreiben. Dabei stehen die Autoren und Ideengeber in der Regel im Zentrum neuer Projekte. Um eine Idee herum wird dann für Serien ein Showrunner und ein Studio gesucht, eventuell schon ein Hauptdarsteller und ein Regisseur für die Auftaktepisode, später der weitere Autorenstab. Bei Filmen beginnt die Suche nach Hauptdarstellern früher, dazu braucht es häufig Geldgeber.
Eigentlich gehört dieses Networkíng und Anbahnen von Geschäftskontakten zu den Kernaufgaben der Agenten, für die sie ihre sprichwörtlichen (und meist auch realen) "Zehn Prozent" der Verdienste ihrer Klienten abrechnen. Doch aktuell erhalten sie darüber hinaus auch noch die sogenannten Packaging Fees: Sie lassen sich ihre Arbeit auch direkt von den späteren Produktionsfirmen vergelten - teils mit festen Zahlungen, teils mit Anteilen am "Gewinn". Das geht (bei festem Budget einer Produktion) natürlich zu Lasten anderer Ausgaben, darunter bei Serien auch dem Budget, das für den Autorenstab zur Verfügung steht. Für die Agenturen sind die Packaging Fees eine gewaltige, mehrere 100 Millionen US-Dollar pro Jahr schwere Einnahmequelle, die sie nicht aufgeben wollen. Autoren sehen darin nicht nur einen doppelten Griff in die Kasse. Sie sehen auch einen Interessenkonflikt, denn die Anteile an FIlm- und Serienproduktionen bringen deutlich mehr Geld, als die erwähnten "zehn Prozent". Und schließlich verbietet das amerikanische Arbeitsrecht, dass "Angestellte" ihren Arbeitgebern von ihren selbst erzielten Einnahmen nochmal etwas abgeben müssten ("Kick-backs").
Mittelfristig muss in der Industrie in dieser Situation eine neue Form des Networking und der "Arbeitsvermittlung" gefunden werden, die das bisherige Wirken der Agenturen ersetzt, nachdem die Autoren mit jenen nicht mehr zusammenarbeiten wollen.
Da der heutige Montag der erste Arbeitstag seit Auslaufen der Verhandlungen ist, darf man auf Reaktionen noch gespannt sein. Mehrere namhafte Showrunner haben am Wochenende Bilder ihres ausgefüllten Formbriefs in den sozialen Netzwerken veröffentlicht. Wie vorab die Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA haben sich auch mehrere Schauspieler öffentlich mit den Autoren solidarisch erklärt. Ob letztendlich genug der 13.000 Mitglieder der WGA dem Aufruf ihrer Gewerkschaft Folge leisten wird entscheiden, wie gut oder schlecht die zukünftige Verhandlungsposition der Autorenvertreter sein wird. Allerdings hatten WGA und ATA sich zuvor über Monate nicht annähern können - auch beim letzten Treffen war laut Deadline nicht wirklich verhandelt worden. Für die Agenturen steht sehr viel Geld auf dem Spiel.
Anzumerken ist, dass die namhaften Showrunner im aktuellen System eher Vorteile haben, eben weil sie im Zentrum des Deal-Making stehen und für die Agenturen wichtig sind. Entsprechend ist es bei denen eher ein Zeichen der Solidarität mit den unbekannteren Kollegen (und ein Zeichen der Erinnerung an ihren eigenen Berufseinstieg), wenn sie nun die Solidarität mit der WGA suchen.
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