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Netflix-Dramedy aus der Welt der Reichen und Schönen verliert sich in Belanglosigkeiten
Führt Wohltäterin Michaela Kell (Julianne Moore) etwas im Schilde?
Netflix
TV-Kritik/Review: "Sirens": Wo bleibt die Verführungskraft?/Netflix

Ist es den kreativen Entscheidungsträgern bei Netflix egal, oder winken sie mitunter ganz bewusst Projekte durch, die sich frappierend ähneln? Im September 2024 brachte der Streamingdienst die namhaft besetzte Romanverfilmung  "Ein neuer Sommer" an den Start. Das Setting: ein mondänes Anwesen auf einer vor allem von Reichen geschätzten Insel. Die Hauptfiguren: lauter betuchte Menschen, die sich zu einer Hochzeitsfeier einfinden. Der Plot-Initiator: ein Todesfall, der plötzlich dunkle Geheimnisse ans Tageslicht zerrt. Mit  "Sirens", einer Adaption des 2011 uraufgeführten Bühnenstücks "Elemeno Pea", schickt Netflix nun eine Miniserie ins Rennen, die allerhand Parallelen aufweist. Schauplatz ist ebenfalls ein prächtiger Besitz auf einem schmucken Eiland. Und auch hier steht ein großes Event der High Society vor der Tür, das durch unschöne Wahrheiten und dubiose Ereignisse bedroht wird. Das Ergebnis? In beiden Fällen seichte Unterhaltungskost - wobei "Ein neuer Sommer" immerhin mit einer eindrücklichen Nicole Kidman und einem, wenn auch halbgaren, Krimirätsel aufwarten kann. "Sirens" geht spätestens ab der vierten und vorletzten Folge die Puste aus.

Vielen Dank für die Blumen, vielen Dank, wie lieb von dir!, denkt sich die gerade erst aus dem Polizeigewahrsam entlassene Devon DeWitt (Meghann Fahy) nicht, als sie auf der Türschwelle einen gigantischen essbaren Strauß von ihrer kleinen Schwester Simone (Milly Alcock) entdeckt. Während sie damit kämpft, ihre Alkoholprobleme in den Griff zu kriegen, und sich um ihren an Alzheimer erkrankten Vater Bruce (Bill Camp) kümmert, lebt die Spenderin fernab vom heimischen Buffalo in einer völlig anderen Welt. Als persönliche Assistentin der Milliardärsgattin und Wohltätigkeitskönigin Michaela Kell (Julianne Moore) badet Simone in purem Luxus und hat keine Zeit (und keine Lust), sich mit ihrer Familie auseinanderzusetzen.

Weil sie alle Kontaktversuche unbeantwortet lässt, nimmt Devon kurzerhand den prallen Blumenkorb unter den Arm und macht sich auf den Weg zur exklusiven Insel, auf der Michaela und ihr Ehemann Peter (in einer blassen Rolle gefangen: Kevin Bacon) hoch über dem Strand residieren. Was die ständig fluchende junge Frau dort vorfindet, verschlägt ihr zwar nicht die Sprache, lässt sie aber immer wieder mit dem Kopf schütteln. Die Villa der Kells, ein in leuchtendes Weiß getauchter Palast mit famosem Blick auf das Meer, gleicht einem Paralleluniversum, in dem die Probleme der sogenannten "kleinen Leute" keine Rolle spielen.

Freude sieht anders aus: Devon (Meghann Fahy) mit dem Blumenkorb ihrer Schwester
Freude sieht anders aus: Devon (Meghann Fahy) mit dem Blumenkorb ihrer Schwester Netflix

Michaela hat eine Leidenschaft für Greifvögel, erspürt, wie sie selbst behauptet, den Zeitpunkt, an dem sie ein verletztes, aufgepepptes Tier in die Freiheit entlassen kann, ist der Umwelt zugetan (Lasst uns die Natur retten, Bitches!) und schart Vertreter der Oberschicht um sich, die alle begeistert in ihren mantraartigen Schlachtruf Hey hey einstimmen. Das alles wirkt auf Devon wie eine Sekte, der sich ihre Schwester offenbar völlig unterworfen hat. Keinen Wunsch ihrer Chefin, die zugleich ihre beste Freundin zu sein scheint, lässt sie ungehört verhallen. Permanent läuft Simone mit einem kleinen Megafon durch die Gegend, um die vielen Bediensteten anzutreiben und ihre Fehler zu korrigieren. Alles soll schließlich perfekt sein, ganz nach dem Gusto Michaelas, die sich in Julianne Moores leicht abgehobener Darbietung als eine Art Engelsgestalt präsentiert.

Nach einer beunruhigenden Information und einer schockierenden Beobachtung fasst Devon einen Entschluss: Simone muss zur Vernunft gebracht werden und diesen merkwürdigen Ort so schnell wie möglich verlassen. Obwohl sie eigentlich unerwünscht ist, findet die ungehobelte, sich selbst Reichen-Tourette attestierende Inselbesucherin einen Weg ins Haus und versucht, vor einer anstehenden Gala auf ihre Schwester einzuwirken.

Aus dieser Prämisse ließe sich ein knackig-gradliniger Wie-komme-ich-heil-hier-raus-Thriller stricken. Serienschöpferin Molly Smith Metzler, die ihr eigenes Theaterwerk adaptierte, hat jedoch anderes im Sinn. "Sirens" - der Titel bezieht sich sowohl auf die verführerischen Frauenwesen aus der griechischen Mythologie als auch auf ein Notruf-Codewort Devons und Simones - soll vieles auf einmal sein: sarkastisches Abbild einer aufgeblasenen Wir-retten-die-Welt-Prominentenclique, Abhandlung über Macht und Weiblichkeit, Familiendrama und schwarze Komödie mit leichten Mystery-Einschlägen.

Simone (Milly Alcock, l.) leitet das Personal im Hause Kell an
Simone (Milly Alcock, l.) leitet das Personal im Hause Kell an Netflix

Die Ambitionen sind groß, Meghann Fahys rotzige Performance macht Laune und einige Pointen laden zum Schmunzeln ein - etwa wenn der von Michaela für freiheitstauglich befundene Greifvogel mitten in der Nacht in ihr Schlafzimmerfenster kracht und verendet. Schon früh drängt sich allerdings der Eindruck auf, dass die Miniserie Ideen wild zusammenwürfelt, ohne sich um eine aufregende Figurenzeichnung oder gewitzte Wendungen zu scheren. Familiengeheimnisse und Lügen sind fester Bestandteil der Handlung. Aus ihnen erwächst aber kein erzählerischer Sog. Ungelenk schlingert das Geschehen zwischen ernsten Themen wie Kindeswohlgefährdung und ironisch-beschwingten bis hin zu vollkommen albernen Momenten hin und her. Soll man die Ängste und Traumata der auftretenden Personen nun ernst nehmen? Oder sich über sie amüsieren? Auch ganz am Ende, wenn "Sirens" mit der Brechstange ein paar versöhnliche Töne anschlägt, bleibt das seltsam unklar.

Generell gilt: Zu viele Dinge, die die Macher zunächst als Spannungsmotoren anpreisen, verlaufen im Sande oder werden uninspiriert, mehr im Vorbeigehen als Ablenkungsmanöver entlarvt. Bestes Beispiel ist ein Gerücht über Michaela, das bei Devon alle Alarmglocken klingeln lässt. Dass die Miniserie nie richtig abhebt, liegt sicher auch an der Entscheidung, auf manchen Pointen endlos herumzureiten. Was beim ersten oder zweiten Mal lustig ist, nutzt sich irgendwann ab. Weil die grob umrissenen, teils karikaturenhaften Figuren nur mäßiges Interesse wecken, können ihre Konflikte und ihre Gefühlsausbrüche, vor allem ab der vierten Folge, keine besondere Zugkraft mehr entwickeln. "Sirens" schleppt sich einem belanglosen, pseudobissigen Finale entgegen, das man auch nach der Hälfte der Zeit schon hätte einläuten können. Zwischendurch gibt es schlicht zu viele Belanglosigkeiten zu überstehen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung aller fünf Folgen der Miniserie "Sirens".

Meine Wertung: 2/5

Alle fünf Episoden der Miniserie "Sirens" sind ab dem 22. Mai auf Netflix verfügbar.



 

Über den Autor

  • Christopher Diekhaus
Christopher Diekhaus, Jahrgang 1985, erlebte seine TV-Sozialisation in den 1990er-Jahren. Seine echte Liebe für den Flimmerkasten entbrannte allerdings erst gegen Ende der Schulzeit. Nach seinem Studium landete er zunächst in einer Film- und Fernsehproduktionsfirma. Seit 2013 schreibt Christopher als Freiberufler Film- und Serienkritiken. Das Portal fernsehserien.de unterstützt er seit Ende 2019. Im Meer der Veröffentlichungen die Perlen zu entdecken – diese Aussicht spornt ihn immer wieder an. Insgeheim hofft er, irgendwann eines seiner in der Schublade liegenden Drehbücher zu verkaufen. Bis er den Oscar in Händen hält, sichtet und rezensiert er aber weiter fleißig die neuesten Serien.
Lieblingsserien: Devs, Lass es, Larry!, Severance

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