Nach Homophobie-Shitstorm: "Frauentausch"-Folge wandert in Giftschrank

 "Frauentausch" ist seit jeher ein äußerst umstrittenes Format, in dem es regelmäßig zu Geschrei und sogar Handgreiflichkeiten unter den Mitwirkenden kam. Und obwohl RTL Zwei schon seit Jahren keine neuen Folgen mehr produzieren lässt, sorgte die Sendung in dieser Woche für Aufregung. Grund ist die Ausstrahlung einer bestimmten Episode aus dem Jahr 2013, in der sich eine Tauschmutter extrem abwertend über ein lesbisches Paar äußert.

Die 21-Jährige Sevgi nahm die Mutter-Rolle einer lesbischen Teilnehmerin ein und geriet in Streit mit deren Partnerin. Mit lesbenfeindlichen Kraftausdrücken beleidigte Sevgi mehrfach die Tauschfamilie und machte aus ihrer Abneigung kein Geheimnis. Die Folge wurde nun ausgerechnet am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, wiederholt - zwar lediglich nach Mitternacht um 0.15 Uhr, dennoch haben es genügend Menschen mitbekommen und sich darüber beschwert. Insbesondere die Moderatorin und Rapperin Visa Vie machte auf den Umstand bei Instagram aufmerksam und brachte ihr Entsetzen darüber zum Ausdruck:

Dies ist besonders pikant, da RTL Zwei erst vor wenigen Wochen die crossmediale Initiative "Hass hat Hausverbot" gestartet hat und sich darin gegen Grenzüberschreitungen, Mobbing und Hass im Netz positioniert. Es dauerte nicht lange, bis der Sender auf Visa Vies Empörung reagierte:

Gegenüber der BILD entschuldigte sich RTL Zwei ausdrücklich dafür, dass den Äußerungen in der besagten Folge ohne Einordnung eine Fläche gegeben wurde. Die sei ein "bedauerlicher Fehler und darf nicht passieren. Die Folge sei nun für jegliche Verwendung gesperrt worden. Sie wird weder komplett noch in Ausschnitten noch einmal wiederholt.

Im vorauseilenden Gehorsam ging RTL Zwei sogar noch einen Schritt weiter und hat bis auf Weiteres sämtliche "Frauentausch"-Folgen beim Streamingdienst TVNOW offline genommen. Man werde das Archivmaterial sukzessive durchprüfen und auch die Inhalte auf weiteren Plattformen ebenfalls genau prüfen.

Tatsächlich ist RTL Zwei mit der Ausstrahlung besagter "Frauentausch"-Folge keine böse Absicht zu unterstellen. Aber es verdeutlicht, wie wenig sich die Senderverantwortlichen damit auseinandersetzen, was den lieben langen Tag so über den Äther geht. Die längst eingestellte Sendung "Frauentausch" dient inzwischen vor allem als Füllmaterial, um vier Stunden lang das Tagesprogramm zwischen 9 und 13 Uhr zu überbrücken. Auch besagte Skandalfolge wurde in den vergangenen Jahren kontinuierlich wiederholt. Eine große Bedeutung hat das Format für den Sender längst nicht mehr, daher hat sich vermutlich auch kein Verantwortlicher mehr damit auseinandergesetzt, ob die Inhalte einzelner Folgen problematisch sein könnten.