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Streiks vom Tisch: US-Gewerkschaften werden sich mit Produzenten einig
In der amerikanischen Medienbranche deutet sich schon lange an, dass 2020 ein unruhiges Jahr werden würde. Denn für die beiden eher bissigen Gewerkschaften WGA (Autorengewerkschaft) und SAG-AFTRA (Schauspielergewerkschaft) standen neuen Tarifverhandlungen mit dem Verband der Film- und Fernsehproduzenten (AMPTP) an. Am Ende kam es anders - wegen Corona. In einer Urabstimmung haben die Schauspieler gerade einen neuen Tarifvertrag akzeptiert, die Vertreter der Autoren sind ebenfalls mit den Produzenten einig geworden, die Befragung der Gewerkschaftsbasis läuft hier noch.
Sowohl WGA wie auch SAG-AFTRA hegen seit Jahren Unmut über die Situation ihrer Mitglieder in der sich ändernden Mediengesellschaft, die in den letzten Jahren schnell von Streamingdiensten gekapert wurde - dort gelten für die Entlohnung meist schlechtere Bedingungen. Doch statt des von diversen Branchenbeobachtern befürchteten Streiksommers kam Corona - und niemandem war nach Streik zumute, zumal die Kassen der Produzenten wegen ausfallender Kinoeinnahmen sowieso eher leer sind.
SAG-AFTRA
Den Schauspielern, die über Jahrzehnte für TV-Wiederholungen Tantiemen erhielten, waren durch die Zuschauerwanderung der vergangenen Jahre zum Streaming Einnahmen weggebrochen, die bisher nicht annähernd kompensiert worden waren. Hier hebt die Gewerkschaftsführung als Erfolg der jetzigen Verhandlungen hervor, dass die Tantiemen für Darsteller bei Serien von Streamingdiensten durch die Bank um 26 Prozent steigen. Daneben wurden Mindestlöhne für Serien-Hauptdarsteller angehoben und der "Arbeitgeberanteil" für die gewerkschaftliche Krankenkasse einseitig angehoben. Gewerkschaftspräsidentin Gabrielle Carteris hob hervor, dass im Zuge der jüngsten Diskussionen um sexuelle Übergriffe in der Industrie auch eine "Vorwarnfrist" von 48 Stunden vor den Dreharbeiten mit Nacktheit oder simuliertem Sex
in den Tarifvertrag geschrieben wurde.
Aktuell ist SAG-AFTRA innerlich gespalten. Die Opposition ("Membership First") hatte für eine Ablehnung des ausgehandelten Vertrags votiert.
WGA
Für die Autoren ging es um Arbeitsbedingungen bei den Serien mit ihren neuerdings nur noch kurzen Staffeln: weniger Folgen pro Staffel/Jahr bedeuten weniger Einnahmen für arbeitende Autoren, was Probleme beim Erreichen der Mindestgrenze für die gewerkschaftliche Krankenkasse und den Aufbau von Ruhestandsbezügen bedeutet. Im klassischen TV liegen zwischen dem Verfassen eines Drehbuchs und dem Abdrehen der Folgen einige Wochen - bei Streamingserien kann ein Autor über Monate noch verpflichtet sein, Überarbeitungen vorzunehmen, weil Drehpläne längerfristig sind.
Laut Gewerkschaftsangaben habe sich der Abschluss der WGA mit der AMPTP an denen der anderen Gewerkschaften orientiert, es sei vor allem um eine bessere Entlohnung für die Verwertung von Serien im Subscription-Video-on-Demand-Bereich gegangen.
Daneben konnte die Gewerkschaft einige Schlupflöcher schließen, die unerfahrene Autoren zu Bezügen unter dem eigentlichen Minimum entlohnbar machten (als "Trainings-Programm" kaschiert) und eine Aufstockung der Pensionskasse erreichen, ebenfalls einseitig von den Produzenten zu bezahlen. Weiterhin wurde ein "Elternzeit"-Fond eingerichtet, den jeder beanspruchen kann, der sich auch für die gewerkschaftseigene Krankenversicherung qualifiziert.
Laufzeit
Die Laufzeit der neuen Tarifverträge beträgt wie üblich 3 Jahre, 2023 steht also die nächste Verhandlungsrunde an. Der Tarifvertrag der Autoren, bei dessen Verhandlung es wegen Corona-Beschränkungen Startverzögerungen gegeben hat, gilt rückwirkend ab 2. Mai - das wird auch 2023 wieder dafür sorgen, dass die Autoren bei ihren Verhandlungen zwar nach den Regisseuren dran sind, aber im Fall eines Streiks wohl auf die Unterstützung der Schauspieler hoffen könnten.
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