Tollkühn in die 300. Folge

Zur 300. Folge hat der MDR einen makaberen Geburtstagssgast in die Arztserie  "In aller Freundschaft" geladen: Deutschlands erster (fiktionaler) Vogelgrippepatient beehrt die "Sachsenklinik". Medienexperten bezeichnen die Art der Themenaufbereitung als "tollkühn" und als kontraproduktive Effekthascherei.

In der Jubiläumsfolge, die am 7. März im Ersten gezeigt wird, hat sich ein kleiner "Jonas" bei den von Opa geschenkten Papageien ansteckt. Der neue Arzt, Dr. Martin Stein (Bernhard Bettermann), diagnostiziert H5N1. "Das zielt klar auf die Quote", sagt Medienpsychologe Jo Groebel. Bei dieser Vogelgrippenepisode sei der "spekulative Anteil" sehr groß.

Den auf Medienwirkung spezialisierten Psychologe Mario Gmür wundert nicht, dass ein deutscher Vogelgrippepatient Thema einer Serie sei: Die Geschichte enthalte alle Zutatem eines tragischen Stoffes. Doch wenn der Stoff in einer populären Serie rührselig aufgearbeitet wird, laufe dies den Aufklärungsbemühungen aller Experten zuwider. Zwar sei unwahrscheinlich, dass von einer TV-Folge die Nation in Vogelgrippe-Panik verfalle. Da Fernsehfiktion aber auf die Realitätswahrnehmung vor allem jüngerer Zuseher abfärbe, sei die MDR-Idee mit dem Papagei und dem Jungen "schon tollkühn". Mit Aufklärung habe das nichts zu tun.

"Wir machen keine Panik", wehrt MDR-Sprecherin Sprecherin Birthe Gogarten die Vorwürfe ab. Die Krankheit werde "völlig unaufgeregt rübergebracht". Die Episode spiele lediglich das Szenario einer Vogelgrippe-Ansteckung durch. Und sie zeige, dass die Krankheit behandelt werden könne, "wenn man wachsam ist".