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TV-Kritik/Review: Ballers
(03.08.2015)
Das 30-Minuten-Comedyformat von HBO ist eine Wundertüte - und das ist positiv gemeint. Von Lifestyligem wie
Als eine Art
Nähern wir uns der Serie also über einen Sport, der uns Nichtamerikanern näherliegt: dem Fußball. Was machte ein Fußballspieler früher, wenn er seine Karriere beendet hatte? Er eröffnete einen Lottoladen oder wurde Sportartikelvertreter. Oder er eröffnete eine Fußballschule. Oder er wurde Trainer. Inzwischen hat sich das geändert: Wer Glück hat und Talent zur Selbstvermarktung, wird "Experte" im Fernsehen. "Ballers" erzählt von genau diesen Dingen, nur eben übertragen auf die NFL, die National Football League: Was macht ein hochbezahlter Footballer nach der Karriere, mit spätestens Mitte bis Ende dreißig?
Levinson dekliniert die möglichen Antworten auf diese Frage ziemlich clever durch, anhand aktiver wie auch nicht mehr aktiver Spieler. Protagonist Spencer Strasmore zum Beispiel, gespielt von Wrestling-Legende Dwayne "The Rock" Johnson, war früher ein Star der "Miami Dolphins". Jetzt ist er als Finanzberater bei der Firma "Anderson Financial" angestellt. Bisher hat er nur kleine Fische an Land gezogen, jetzt verlangt sein Kollege und Vorgesetzter Joe (schön kriecherisch: "Hot Tub Time Machine"-Star Rob Corddry) deutlich mehr von ihm. Dabei verhehlt Joe nicht, dass der Ex-Footballer vor allem angestellt wurde, damit die Firma seine Connections in die Welt der aktiven Athleten ausnutzen kann: Man will ran an die millionenschweren Vermögen der Profis.
Zwei Aktive stehen dabei im Mittelpunkt. Der erste ist Vernon (Donovan Carter), ein Jungstar der Dallas Cowboys, der spürbar Probleme hat, mit dem jung erworbenen Reichtum umzugehen. Das Geld aus seinem ersten Vertrag, zwölf Millionen Dollar, hat er schon ausgegeben, seither wird er von allerlei selbsternannten Freunden und Familienmitgliedern umschwirrt, die ihr Stück vom Kuchen haben wollen. Die Folge: Vernon steht kurz vor der Pleite. Spencer leiht ihm Geld und möchte ihn unter Vertrag nehmen, doch der Sportler wird von seinem alten Kumpel Reggie (London Brown) schlecht beraten, einem koksenden Bling-Bling-Prototypen mit Vorliebe für teure Autos. Reggie mausert sich in den ersten Folgen zu Spencers Antagonisten.
Neben Spencer wird in einem weiteren Handlungsstrang noch ein zweiter Football-Pensionär beleuchtet: Charles Greane (eine Entdeckung: Omar Miller, der an den jungen Forest Whitaker erinnert) rafft sich zu Beginn der Staffel gerade dazu auf, dem Nichtstun nach dem Karriereschluss ein Ende zu setzen. Zu seinem Glück (und aus Bequemlichkeit der Autoren) führt schon seine erste Bewerbung zum Erfolg: Er heuert in einem Chevrolet-Autohaus an. Dort umschleicht ihn indes bald ein Football-Scout (
Apropos Frauen: Die tauchen hier bislang allenfalls als Deko auf, als Geliebte, jauchzendes Party-Bunny oder als attraktive Sportfernsehenreporterin (Arielle Kebbel, "Der Fluch der 2 Schwestern"). Die Macher interessieren sich offenkundig weitaus mehr dafür, wie echte Männer mit anderen echten Männern umgehen und was echte Männer mit anderen echten Männern aushandeln, das geht vom alltagshomophoben Scherz über informelle Gefallen und offizielle Unterschriften bis hin zum gezielten Faustschlag. Häufig im Bild: Echte Männer, die in teure Autos einsteigen. Dazu röhrt bratziger Rap und andere Move-Ya-Ass-Musik aus den amerikanischen Dance-Charts, und auch der Vorspann, der allerlei Palmen, Pools, dicke Schlitten und fette Yachten aneinanderschneidet, wird von einem Rap des Hip-Hop-Superstars Drake beschallt.
Irgendwann fragt man sich unweigerlich: Ist das jetzt ein bloßer Spaß für große Jungs oder möglicherweise irgendwie kritisch gemeint? Spencer, die Hauptfigur, bleibt dabei beispielhaft flach. Das liegt nicht an Muskelprotz Dwayne Johnson, dessen beträchtliches komödiantisches Timing aus den besseren seiner Actionfilme bekannt ist. Doch abgesehen davon, dass er sich eingangs ächzend aus einem Alptraum erhebt und regelmäßig Schmerztabletten einwirft, ist über das Innenleben seiner Figur nicht viel mitzubekommen. Dabei ist die Fallhöhe der Profisportler ja nicht gerade gering: Es reicht ein Twitter-Skandälchen, um vom ausgabefreudigen Multimillionär direkt auf die Straße gekübelt zu werden. Doch die Dramen, um die es hier geht, sehen eher so aus: Der Geldautomat spuckt keine zweihundert Dollar mehr aus. Und Ricky hat aus Versehen mit der Mutter seines Kollegen geschlafen; der ist jetzt sauer.
Gewiss, "Ballers" wird als Comedy annonciert und muss uns nicht die Welt erklären - doch um simple, gute Lacher buhlt die Serie leider auch nicht. Und spätestens mit der dritten Episode wird sie endgültig zweifelhaft. Darin überreden Spencer und Joe ihren Boss (an einer Selleriestange kauend: Richard Schiff, noch ein "West Wing"-Import), dessen pompöse Yacht als Party-Location nutzen zu dürfen. Mit viel Bling und Koks wollen sie potenzielle Kunden werben. Die Party nimmt den Gutteil der Episode ein, wobei angesichts der dekorativ gelupften Brüste und der selig im Weed-Rausch wippenden Sportsmänner nicht ganz klar ist, wann hier die Grenze überschritten wird zwischen einem satirisch-enttarnenden Blick auf die Gepflogenheiten einer Branche (wie etwa in Scorseses "The Wolf of Wall Street") und dem rein affirmativen Abfeiern des dargestellten Lifestyles.
Und der "Entourage"-Effekt? Ja, der ist ein Problem. Zwar muss niemand, der "Ballers" schaut, zwingend wissen, wer die NFL-Clubs Green Bay Packers oder die Tampa Bay Buccaneers sind, oder sich sonstwie im American Football mit seinen Conferences, Divisions, Pre-Seasons und Play-Offs auskennen. Allerdings: Es fördert den Spaß beträchtlich. Nehmen wir als Beispiel nur die Szene in der Pilotfolge, in der Ricky den "Miami Dolphins"-Trainer trifft. Wer nicht mitbekommt, dass es sich bei den beiden älteren Herren auf dessen Yacht um die "Dolphins"-Legenden Larry Csonka und Don Shula handelt, und dass besagter Trainer von Peter Berg gespielt wird, der nicht nur "Friday Night Lights" erfunden hat, sondern auch als Regisseur eben dieser Episode fungiert - der kapiert den Witz nicht.
So präsentiert sich "Ballers" als zwiespältige Angelegenheit. Fans von "The Rock" und Freunde großspurigen Miami-Lifestyles können den Blick durchaus riskieren: Die Inszenierung ist temporeich, die Hauptdarsteller sind sehenswert. Wer von Comedies aber generell mehr erwartet als Boobs'n'Bucks und Insidergags, wird sich wohl ziemlich schnell langweilen.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden der Serie.
Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: HBO
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