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TV-Kritik/Review: Club der roten Bänder
(05.11.2015)

Willkommen im Club! Mit der Dramedy
Diese in sich geschlossene Welt, die nach ganz eigenen Regeln funktioniert, lernen wir durch die Augen von Jonas (Damian Hardung) kennen, einem etwa 17-jährigen Krebspatienten, dem ein Bein amputiert werden muss. Das ist für ihn besonders hart, weil er leidenschaftlicher Skateboarder ist. Zum Glück ist er aber mit seinem Schicksal nicht allein, sondern findet mit seinem Bettnachbarn Leo (Tim Oliver Schultz) einen Leidensgenossen, der genau weiß, wie er sich fühlt. Leo hat sein Bein nämlich schon vor einiger Zeit verloren, er ist quasi der Veteran unter den Patienten der Kinderstation.
Er ist es auch, der auf die Idee kommt, eine Gang zu gründen. Sein Physiotherapeut erklärt ihm, dass es dabei immer eine feste Rollenverteilung gebe: einen Anführer, einen zweiten Anführer, einen Schlauen, einen Hübschen, einen "guten Geist", der das Ganze zusammenhalte, und immer nur ein Mädchen. Als Anführer sieht Leo selbstbewusst sich, der Stellvertreter ist mit Jonas auch schon gefunden und Mädchen kennen sie in der Klinik sowieso nur eines, die magersüchtige Emma. Fehlen also nur noch zwei Mitstreiter, um die Rollen auszufüllen - und natürlich ein griffiger Name. Da die roten Patientenbänder das äußerlich verbindende Element der Jugendlichen sind, ist der schnell gefunden.
"Club der roten Bänder" basiert auf der katalanischen Erfolgsserie
Die deutsche Umsetzung der
Solche witzigen Momente lockern die Handlung auf, die sonst doch arg formelhaft die Grundsituation etabliert, bis sich am Ende der zweiten Folge der Club mit allen seinen Mitgliedern zusammengefunden hat. Dabei ist die Stimmung der Serie überwiegend eher emotional als humoristisch. Während die Nachwuchsschauspieler, allesamt noch am Beginn ihrer Karrieren, durchaus überzeugen können, stehen die reichlich hölzernen Dialoge der Identifikation mit Geschehen und Figuren im Weg. So muss etwa Leo kurz nach der Erklärung seines Krankengymnasten die Zusammensetzung jeder Clique noch einmal fast wörtlich wiederholen - dabei wirkte diese Aufzählung der Rollen schon beim ersten Mal irgendwie künstlich. Wieso es zum Beispiel nur ein Mädchen geben darf, bleibt wohl das Geheimnis der Autoren und erscheint nicht gerade zeitgemäß (so hatte die "Red Band Society" auch mehrere weibliche Mitglieder).
Leider wirkt auch das Setting etwas künstlich. Das Krankenhaus macht einen zu sterilen und damit unrealistischen Eindruck. Alles ist zu aufgeräumt, sauber und unbelebt, höchstens läuft ab und zu mal ein Pfleger im Hintergrund durchs Bild. Kein Vergleich mit den großen US-Klinikserien wie
Auch der Inszenierungsstil ist in den überwiegend in der Klinik spielenden Szenen zu aufgeräumt. Stilistisch interessanter wird es immer dann, wenn es - in Rückblenden - nach draußen geht oder Traumsequenzen ins Metaphysische führen. Für Letzteres sorgt vor allem das jüngste Clubmitglied Hugo (Nick Julius Schuck), der "gute Geist". Der liegt zwar im Koma, bekommt aber alles mit und kommentiert das Geschehen als Erzähler für die Zuschauer. Leider fasst er dabei öfter auch genau das zusammen, was man sowieso gerade erst gesehen hat. Sein Leben in der Zwischenwelt bietet aber immer wieder Anlass für schön gefilmte Szenen im und am Schwimmbecken (in dem Hugo verunglückt ist). In diesen zeigen Regie und Kamera, dass sie durchaus Stilwillen haben und diesen auch überzeugend umsetzen können - leider erhalten sie dazu insgesamt zu wenig Gelegenheit.
Lobenswert ist, dass VOX sich für seine erste eigenproduzierte Dramaserie eines wenig erprobten Genres bedient hat, statt einfach mit einer weiteren Krimiserie aufs sicherere Pferd zu setzen. Es bleibt allerdings die Frage nach der Zielgruppe. Wie schon die US-Version ist auch die deutsche Umsetzung des Stoffs im Kern eine Jugendserie. Ob Teenager jetzt aber in Massen VOX einschalten werden, ist ebenso fraglich wie die Reaktion der im Durchschnitt vermutlich deutlich älteren Stammzuschauer. Vielleicht hätte diese Serie besser zu jugendaffinen Sendern wie ProSieben oder RTL II gepasst. Trotz der erzählerischen und stilistischen Schwächen ist VOX aber zu wünschen, dass die Serie ein ausreichend großes Publikum findet - schon, damit das deutsche Fernsehen sich endlich einmal von seiner Fixierung aufs Krimigenre lösen kann.
Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten zwei Episoden der Serie.
Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: VOX/Guido Lange/Martin Rottenkolber
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