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von Michael Brandes

Dead Set
Dead Set

Von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, kann Fluch oder Segen bedeuten. Während sich die Bevölkerung Großbritanniens innerhalb von wenigen Stunden in eine Zombienation verwandelt, herrscht an einem abgelegenen Ort noch friedliche Stille und die übliche, gepflegte Langeweile. Tag 64 im  "Big Brother"-Haus: Grayson und Angel sind im diary room. Space, Marky und Veronica sind im Garten und sonnen sich im Biodome. Im Haus gibt Joplin ein paar launige Anmerkungen zum Niedergang des Fernsehens ab. Peppa sitzt desinteressiert neben ihm auf dem Sofa und schneidet sich die Fußnägel. Die Nachricht vom Ende der Menschheit kommt bei den "Big Brother"-Bewohnern zuletzt an.

Zwei Jahre vor  "The Walking Dead" kam die britische Mini-Serie  "Dead Set" ins Fernsehen, die im Gegensatz zur aktuellen US-Zombieserie noch keine ähnlich große internationale Beachtung finden konnte. Das ist bedauerlich, denn "Dead Set" wird blutdürstenden Splattermovie-Fans ebenso gerecht wie den Freunden zynischer Mediensatiren. Vor allem aber dürften sich hier Fernsehzuschauer bestätigt fühlen, die der Ansicht sind, dass es zwischen Horrorfilmen und dem heutigen Reality-TV ohnehin keine großen Unterschiede mehr gibt.

Davina McCall
Davina McCall

Besonders erstaunlich an "Dead Set" ist, wie perfekt hier die Einbettung eines realen TV-Formats in eine fiktionale Serienhandlung gelingt. Die bunte "Big Brother"-Kulisse, die auf dem Gelände einer ehemaligen Militärbasis entstanden ist, ähnelt einem Mix aus den Häusern der bisherigen Staffeln. Serienschöpfer Charlie Brooker ist es gelungen, viele Original-Akteure für sein Serienprojekt zu engagieren, darunter Ex-Bewohner, der Sprecher der Tageszusammenfassung und vor allem Moderatorin Davina McCall, was "Dead Set" enorme Authentizität verleiht. Natürlich ist der Spaß besonders groß für das noch immer sehr große britische "Big Brother"-Publikum, das mit einer im internationalen Vergleich besonders stark ritualisierten "Big Brother"-Version aufgewachsen ist. Die stets gleichen Anmoderationen sowie gewisse organisierte Abläufe hat Brooker in seine "Big Brother"-Version natürlich übernommen.

Nach den Fußnägel-Szenen, gedreht im klassischen Doku-Soap-Look, führt die 45-minütige Auftaktfolge direkt in das Herz der Produktion: In der Kommandozentrale hinter den Kulissen sitzen die Redakteure vor ihren Monitoren und beobachten die Bewohner wie Fische in einem riesigen Aquarium. Nach 64 Tagen mangelt es dabei nicht an abfälligen Kommentaren über die exzentrische Bewohnerschaft, die den Mitarbeitern gehörig auf den Keks geht. Gerade bricht im Haus wieder einmal ein banaler Streit um Lebensmittel los. Der fiese Chefproduzent Patrick (Andy Nyman, "Severance") gibt die Anweisung, die Szene für die Tageszusammenfassung aufzubereiten. Die junge Produktionsassistentin Kelly (Jaime Winstone) versorgt die Crew mit Getränken und ist nebenbei bemüht, ihr Privatleben ein wenig zu ordnen. Die Beziehung zu ihrem Freund Riq, den sie am Telefon abwimmeln will, steckt in der Krise. Vergangene Nacht hatte sie Sex mit einem Kollegen. Es herrscht große Betriebsamkeit hinter den Kulissen, denn am Abend steht wieder die Eviction-Show an, in der einer der Bewohner das Haus verlassen muss. Betreut werden muss außerdem ein Dutzend plappernder Ex-Bewohner aus vorherigen Staffeln, die zu einem Reunion Special eingeladen worden sind.

Jaime Winstone
Jaime Winstone

Während die ersten "Big Brother"-Fans auf dem Gelände eintreffen, erfährt Nikotinkaugummi-Fan Patrick, dass die Live-Übertragung der Show gefährdet ist. In mehreren Städten Englands soll es zu Ausschreitungen gekommen sein, die Live-Bilder auf Channel 4 zeigen Unruhen in Liverpool, in deren Verlauf Polizisten um Leben gekommen sind. Für den zynischen Produzenten ist die Möglichkeit, dass seine Unterhaltungsshow zugunsten eines News-Updates gekippt werden könnte, unbegreiflich: "Warum randalieren plötzlich so viele Leute? Wir sind doch nicht mehr in den 80ern! Die haben doch Ablenkung und können den ganzen Tag zu Hause sitzen und Fernsehen gucken." Nachdem er keine weiteren Nachrichten vom Sender erhält, beginnt Moderatorin Davina die Sendung. Pippa, eine Bewohnerin der naiven Sorte, wird vom Publikum rausgewählt und muss das Haus verlassen. Vor der Tür wartet bereits das unschöne Empfangskommittee: Eine johlende Menge, die bunte Pappschildchen mit den Namen ihrer Lieblingsbewohner in die Luft streckt, hat sich vor dem Haus versammelt. Dem Willen des Volkes, das bereits mit lautstarken "Get her out!"-Rufen den Rauswurf Pippas gefordert hat, wird genüge getan. "They're coming to get you!", ruft Davina der gnadenlos niedergebuhten Pippa zu (und zitiert damit einen berühmten Spruch aus George A. Romeros Zombie-Klassiker "Night of the Living Dead"). Ob "Big Brother" überhaupt noch auf Sendung ist, weiß zu diesem Zeitpunkt niemand, denn das Sendesignal ist verloren gegangen. Dann überschlagen sich die Ereignisse: Erste Zombies tauchen auf dem Gelände auf. Es sind besonders robuste Exemplare, die mit flottem Tempo unterwegs sind und innerhalb von wenigen Minuten die Menschenmenge in Untote verwandeln. Die Zombies gelangen auch in die Redaktionsräume. Die folgende Splatter-Orgie hinterlässt nur wenige Überlebende: Kelly kann sich in einen kleinen Raum retten und die Tür hinter sich verriegeln. Auch Produzent Patrick findet gemeinsam mit Pippa eine Zuflucht. Vor der Tür lauert allerdings Davina, die von einem der ehemaligen Bewohner gebissen wurde und nun in Zombiegestalt Jagd auf ihren Produzenten macht. Nur sechs Menschen bekommen von all dem gar nichts mit: Die "Big Brother"-Bewohner sitzen noch immer von der Außenwelt abgeschnitten in ihrem gut verriegelten Haus und feiern gerade eine Party.


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