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TV-Kritik/Review: Devious Maids

TV-Kritik zum "Desperate Housewives"-Nachfolger - von Gian-Philip Andreas
(30.09.2013)

Dienstmädchen in aufsässiger Pose: Carmen (Roselyn Sanchez), Valentina (Edy Ganem), Marisol (Ana Ortiz), Rosie (Dania Ramirez) und Zoila (Judy Reyes).
Dienstmädchen in aufsässiger Pose: Carmen (Roselyn Sanchez), Valentina (Edy Ganem), Marisol (Ana Ortiz), Rosie (Dania Ramirez) und Zoila (Judy Reyes).


Verschlagene Dienstmädchen statt verzweifelter Hausfrauen: Marc Cherry bleibt im Follow-Up zu seiner dreifach 'Golden Globe'-gekrönten Erfolgsserie  "Desperate Housewives" der Titel-Kombi aus D-Adjektiv und Frauengruppe treu. Und auch auf dem Plakat (rote Schrift vor schönen Frauen) sieht alles derart vertraut aus, dass gleich klar wird: Am gewohnten Mix aus Comedy, Romanze und Satire wird nicht gerüttelt. Die ersten 13 Folgen von  "Devious Maids" sind allerdings nicht, wie ursprünglich geplant, beim "Housewives"-Network ABC gelandet, sondern bei Lifetime, einem Kabelsender mit Frauenzielgruppe, der unter anderem auch den  "Army Wives" auf die Welt half und sich jetzt über einen Quotenerfolg freuen darf: Staffel Nummer zwo ist schon bestellt.

Titelgemäß verlagert Cherry in der neuen Serie die Perspektive von den gelangweilten Hausfrauen auf ihre Zugehfrauen. Keine schlechte Idee, sind doch "Maids" und "Nannies" in Filmen, Theaterstücken und Opern sonst immer nur die Vom-Rand-Blickenden, im schlechtesten Fall bloße Statisten, im besseren Fall kluge Kommentatorinnen aus den Schlafzimmern der Macht. Was aber geschieht, wenn man sie in den Mittelpunkt der Handlung stellt?

Cherry gruppiert seine "Maids", die allesamt Latinas sind und bei den Reichen und Schönen von Beverly Hills beschäftigt, um eine Tragödie herum. Gab bei den "Housewives" ein Selbstmord Rätsel auf, wird hier, zu Beginn der Pilotfolge, das Hausmädchen Flora ermordet. Von einem Unbekannten. Zuvor darf das Publikum noch erfahren, dass das Opfer vom Herr des Hauses offenbar sexuell genötigt wurde.

In rascher Sequenz werden die fünf Hauptfiguren eingeführt: Carmen, Sängerin aus Puerto Rico (gespielt von der tatsächlichen singenden Roselyn Sanchez, die an die junge Sandra Bullock erinnert), sieht ihren Job als Dienstmädchen beim Pop-Star Alejándro als Starthilfe für die eigene Karriere. Rosie (Dania Ramirez aus dem Kurier-Krimi "Premium Rush") hat ihren kleinen Sohn in Mexiko zurücklassen müssen und plagt sich nun mit Peri und Spence herum, einem egozentrisch-oberflächlichen Schauspielerehepaar. Zoila (Judy Reyes aus  "Scrubs") arbeitet für die in die Jahre gekommene Diva Genevieve. Zoilas hübsche Tochter Valentina (Edy Ganem) hat sich überdies in Genevieves feschen Sohn Remi verliebt, was Zoila aus Erfahrung missbilligt. Diesem Quartett schließt sich - als eigentliche Zentralfigur - Marisol an (Ana Ortiz aus  "Ugly Betty"), die aufgrund ihres akzentfreien Amerikanisch sofort als "unechte" Maid erkennbar ist. Sie ergattert einen Job beim Geschäftsmann Michael (Brett Cullen) und seiner leicht überspannten jungen Frau Taylor (Brianna Brown). Doch eigentlich interessiert sie sich eher für die Vorgänge im Haus von Adrian und Evelyn Powell, einem giftzüngigen Zyniker-Ehepaar, das zurecht als "seltsam" verschrien ist: Flora war deren Dienstmädchen. Geschickt erschleicht sich Marisol das Vertrauen der Powells, und am Ende der Pilotfolge erfährt man auch schon, warum sie das tut: Sie sucht den wahren Mörder, weil ihr Sohn, ein Kellner, als Tatverdächtiger verhaftet wurde.

"Devious Maids" bietet ein bisschen Murder Mystery der makabren Art (schon in der Titelsequenz wird Blut weggeschrubbt, als wär's  "Ray Donovan"), ein wenig Love Story und dazu, als Konstante, Anekdoten aus dem Alltag der Dienstmädchen mit ihren schrägen Hausherren und -damen. Alles schnurrt von der ersten Minute an routiniert-unterhaltsam vor sich hin, und die lustig tapsenden Pizzicato-Streicher auf dem Latin-lastigen Soundtrack geben den Takt vor.

Hat sich eingeschlichen: Marisol (Ana Ortiz).
Hat sich eingeschlichen: Marisol (Ana Ortiz).

Die fünf Hauptrollen sind bestens besetzt, vor allem Ortiz und Ramirez (die das Klischee der nöligen Latina mittels kunstvoller Übertreibung ad absurdum führt, womit sie mitunter an Sofía Vergara in  "Modern Family" denken lässt) überzeugen, doch es sind ihre neurotischen Arbeitgeber, die die besseren Parts abbekommen haben. Viele von ihnen hat Cherry übrigens mit ehemaligen "Housewives"-Nebendarstellern besetzt.

Heraus sticht Rebecca Wisocky als rothaarige Society-Dame Evelyn, die sich bei den Autoren für wunderbar abschätzige Dialoge bedanken kann und sie mit einer souveränen, höllisch jovialen Performance zurückzahlt. "Ich bewundere euch Dienstmädchen! Ihr wascht Kleider, die ihr euch nicht leisten könnt, für Leute, die sich nicht einmal eure Namen merken können" - so garstig leitet sie die Serie ein, und auch im weiteren Verlauf schafft sie es, ihr Geläster genau zwischen Kumpelei und Abgrund auszutarieren: Als Marisol erstmals zum investigativen Putzen vorbeikommt, wird sie mit einem fröhlichen "Die Kavallerie ist eingetroffen - und sie bringt Desinfektionsmittel mit!" empfangen. Ein ebenso großer Glücksgriff ist Susan Lucci. Die Grande Dame der US-Seifenoper (41 Jahre spielte sie in  "All My Children") ist unlängst 66 geworden, sie spielt die manisch-depressive, tablettensüchtige Diva Genevieve aber mit einer beinahe schon irritierenden Mädchenhaftigkeit.

Auch Tom Irwin als Evelyns dauergeiler Ehemann macht was her. Vage erinnert er an Leland Palmer aus  "Twin Peaks" - entsprechend schnell wird ihm auch eine verdächtige Perversion angedichtet. Nicht zu vergessen sind schließlich noch Mariana Klaveno ( "True Blood") und Grant Shaw (20 Jahre nach  "Melrose Place") als eitles Schauspielerpaar. Herrlich ist die Szene, in der Peri, die mit ihrem neu geborenen Kind sonst eigentlich nach Möglichkeit nichts zu tun haben möchte, ein ranschmeißerisches Fernseh-Interview gibt, in dem sie sich so lange heuchlerisch als tolles Muttertier inszeniert, bis Rosie sie mit der schlimmstmöglichen Auskunft öffentlich bloßstellt: Das Baby habe sie, das Dienstmädchen, "Mama" genannt.

Dass Rosies Affront ein Fake war, deutet darauf hin, dass die Maids "devious" sein sollen, verschlagen und hinterlistig. Doch gerade im Vergleich mit den tollen ersten Staffeln der "Housewives" wirkt die Nachfolgeserie in diesem Punkt noch arg zahm - als habe Cherry weniger Freude an seinen Hauptfiguren als am spöttischen Blick auf die kalifornische High Society. Dieser Blick ähnelt dem der Klamotte "Scenes from the Class Struggle in Beverly Hills" von 1989 und rutscht bisweilen allzu stark ins Alberne - in der Figur von Odessa etwa (Melinda Page Hamilton), Alejándros russischer Assistentin, die mit betonhartem Dutt als ostblockstrenge Karikatur daherkommt und beim Treppensturz ihre Beinprothese verliert; oder in Gestalt der Innenarchitektin Olivia (Valerie Mahaffey), die sich als Michaels Ex-Frau übertrieben furienhaft benimmt.

Apropos "class struggle": Bis zur Unschärfe geglättet scheint mir in der Serie die soziale Differenz zwischen Maids und Ma'ms. Gäbe es die Schürzen nicht, sähe man keinen nennenswerten Unterschied, die Langhaarfrisuren auch des Dienstpersonals sind allerbestens gepflegt und gelegt. Ist das Beschönigung - oder die wahre Subversion? Die geschickte Unterminierung aller Klischees, die Klassenunterschiede schon optisch auszumachen meinen? Wie dem auch sei: Aus dem sozialen Gefälle ließe sich weit mehr machen. In den ersten Folgen jedenfalls bricht dieser Gegensatz nur selten unverwitzelt durch - zum Beispiel, als Remis reiche Freunde bei Valentina, die sich vor ihnen als Dienstmädchen outen muss, ganz selbstverständlich ihre Biere bestellen.

Schöne Details gibt es immer wieder - etwa, wenn Valentina und Remi einander im Kino näherkommen, ausgerechnet in einer Reihe mit den beziehungsreich betitelten Noir-Krimis "White Heat" und "Double Indemnity"; oder auch die Episodentitel, die jedes Mal typische Dienstmädchen-Tätigkeiten zitieren und dabei metaphorisch zu lesen sind ("Taking out the Trash", "Cleaning out the Closet"). So ergibt sich recht bald das Bild einer durchaus clever erdachten Comedyserie, der allerdings noch etwas fehlt zum größeren Wurf: mehr Schärfe und Mut zum Abgründigen.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten drei Folgen von "Devious Maids".

Meine Wertung: 3/5

Gian-Philip Andreas
© Alle Bilder: Lifetime


 

Über den Autor

Gian-Philip Andreas hat Kommunikationswissenschaft studiert und viel Zeit auf diversen Theaterbühnen verbracht. Seit 1997 schreibt er für Print und online vor allem über Film, Theater und Musik. Daneben arbeitet er als Sprecher (fürs Fernsehen) und freier Lektor (für Verlage). Für TV Wunschliste rezensiert er seit 2012 Serien. Die seiner Meinung nach beste jemals gedrehte Episode ist Twin Peaks S02E07 ("Lonely Souls") ­- gefolgt von The Sopranos S03E11 ("Pine Barrens"), The Simpsons S08E23 ("Homer's Enemy"), Mad Men S04E07 ("The Suitcase"), My So-Called Life S01E11 ("Life of Brian") und selbstredend Lindenstraße 507 ("Laufpass").

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