Bedřich Smetana und der Librettist Karel Sabina verhöhnten meisterhaft all jene, die von der "Nationaloper" ein idyllisches Bild der tschechischen Landschaft mit ihren tugendhaften und von hoher Moral geprägten Bewohnern erwarteten. Die verkaufte Braut ist also eher humorvoll als "national". Dennoch ist der Humor genau von der Art, die die Tschechen so lieben, und so ist Smetanas Oper, die vor Ironie, bissigem, manchmal sogar zynischem Witz, aber auch vor Zärtlichkeit und schlichter Lebensfreude nur so strotzt, letztlich im besten Sinne des Wortes "national" geworden... Das Nationaltheater hat schon viele Adaptionen der Verkauften Braut aufgeführt, die ein fester Bestandteil seines Repertoires ist. Diese 21. Inszenierung wurde der Film- und Theaterregisseurin Alice Nellis anvertraut. Was überwiegt dieses Mal? Die sentimentale Darstellung des Lebens in einem malerischen böhmischen Dorf oder der Scherz und die Selbstironie, mit der Smetana und Sabina ihre Oper durchdrungen haben? In der Interpretation von Alice Nellis macht sich Die verkaufte Braut diesmal nicht nur über die Dorfbewohner vergangener Zeiten lustig, sondern auch über diejenigen, die seit Generationen nach der Formel für die Wiederaufführung der tschechischen "Oper der Opern" suchen. Dementsprechend erzählt die aktuelle Inszenierung nicht nur die Geschichte von Marenka, Jenik, Vasek und Kecal, sondern es geht auch darum, "wie Oper gemacht wird" - wie die Proben verlaufen, wie sie allmählich eine theatralische Form annimmt, wie der Regisseur versucht, die Oper "modern" zu machen, wie die anderen seine Bemühungen missbilligen, was bei den Proben passieren kann, und wie Die verkaufte Braut schließlich die richtige Form findet - heiter, bewegend und bildschön. Aufzeichnung vom 20. Dezember 2023 aus dem Nationaltheater in Prag.
(arte)
Länge: ca. 129 min.
Deutsche Streaming-Premiere: 25.02.2024 (arte.tv)
Deutsche TV-Premiere: 03.03.2024 (arte)
Cast & Crew
- Regie: Martin Kubacák
- Produktion: Czech Television
- Produktionsfirma: ARTE
- Musik: Bedrich Smetana, le Choeur du Théâtre national de Prague, Jaroslav Kyzlink, David Svec, Karel Sabina, l'Orchestre du Théâtre national de Prague
- Szenenbild: Alice Nellis
- PF_BALL: le Ballet du Théâtre national de Prague