Bertolt Brecht hat Hits produziert. Und ohne dass das Wort zu seinen Lebzeiten bereits geläufig war: Er hätte wohl nichts dagegen gehabt, als Autor und Produzent von Hits bezeichnet zu werden. Viele Brecht-Zeilen sind geflügelte Worte geworden, viele der Songs, die Brecht zusammen mit Kurt Weill oder Hanns Eisler verfasste, können die Spatzen von den Dächern pfeifen. Brecht-Lieder - man denke nur an die Moritat von Mackie Messer - wurden und werden gecovered und interpretiert von internationalen Stars. Brecht hat viele unsterbliche Sätze und Verse geliefert: provokante, schnöde, harte, zärtliche. Und noch immer gibt es unendlich viele Brecht-Texte zu entdecken ... Für die Brecht-Gala haben der Südwestrundfunk, der Rundfunk Berlin-Brandenburg und das Berliner Ensemble (BE) gemeinsame Sache gemacht und ein Programm zusammengestellt, das Brecht in all seinen Facetten zeigen und feiern soll. Sänger, Schauspieler, Musiker, Regisseure, Schriftsteller, Brecht-Liebhaber, Politiker, Zeitzeugen und Zeitgenossen - sie erzählen, sie singen, sie spielen: von Brecht, über Brecht, für Brecht. In Filmausschnitten wird Brecht selbst zu hören und zu sehen sein, ebenso wie Helene Weigel in ihrer berühmtesten Rolle, der Mutter Courage. Auf der Bühne werden die Schauspieler des Berliner Ensembles Szenen aus Brecht-Stücken spielen. Und Thomas Thieme wird zwar nicht Brecht spielen, aber ihm manchmal seine Stimme leihen. Die Brecht-Gala ist Auftakt eines großen Brecht-Festes im Berliner Ensemble: Bis zum 3. September werden aus Anlass von Brechts 50. Todestag dort Inszenierungen aus ganz Europa gespielt. Einige der Teilnehmer wussten sofort, welche Texte sie rezitieren, welche Lieder sie singen wollten. Für Alice und Ellen Kessler kam nur das "Anna-Lied" aus den "Sieben Todsünden" in Frage. Jürgen Flimm schwankt noch zwischen dem "Weg des Laotse in die Emigration" und der "Erinnerung an die Marie A." - die Wolke aus diesem berühmten Gedicht hat es ihm angetan: "... Sie war sehr weiß und ungeheuer oben ..." Dominique Horwitz hat sich für den "Anstatt dass"-Song entschieden, Walter Schmidinger für die "Ballade von der Freundschaft", Gisela May für die "Ballade von der belebenden Wirkung des Geldes". Für andere Teilnehmer ist die Brecht-Gala Anlass, sich mit weniger bekannten Seiten Brechts auseinander zu setzen. Markus Beyer, amtierender WBC-Weltmeister im Supermittelgewicht, liest aus dem "Kinnhaken", einer der Box- und Sportgeschichten Brechts. Sport war für Brecht Kulturgut, das Unvorhersagbare und Spannende des Sports, so Brecht 1920, solle Modell für das Theater und seine Zuschauerbindung sein: "Man muss ins Theater gehen, wie zu einem Sportsfest." Die Schauspielerinnen Regine Lutz und Käthe Reichel schließlich, deren berufliche Anfänge mit Brecht verbunden waren und die Brecht gut kannten, werden einfach erzählen ...
(ARD)
Länge: ca. 180 min.
Deutsche TV-Premiere: 13.08.2006 (Das Erste)
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