Richard Schickel, der renommierte Filmkritiker von Time Magazine und Dokumentarfilmer, verantwortet dieses außergewöhnliche Charles-Chaplin Porträt, dessen Weltpremiere 2003 zu den Highlights des Filmfestivals Cannes zählte. Zu sehen gibt es klassische Komödiensequenzen, private Aufnahmen von Chaplins Tennismatch mit Groucho Marx und Probeaufnahmen des berühmten Tanzes mit dem Globus in "Der große Diktator". Überraschende Einblicke in Leben und Kunst des unerreichten Kinogenies bieten Interviews mit Woody Allen, Martin Scorsese, Milos Forman, Johnny Depp, mit Chaplins Kindern Geraldine und Michael, der britischen Schauspielerin Claire Bloom, die 1952 mit Chaplin "Rampenlicht" drehte und gleich mit dem "BAFTA", dem englischen Filmpreis, als beste Newcomerin ausgezeichnet wurde, mit dem englischen Oscar-Preisträger Sir Richard Attenborough, der 1992 die Leinwandbiografie "Chaplin" - u. a. mit Tochter Geraldine - inszenierte, und Robert Downey Jr, der Attenboroughs Chaplin war. Nach der Kritik von A. O. Scott in "Film Review" (13.02.2004): Richard Schickels Film, der bei einigen Phasen in Chaplins Karriere und Leben länger verweilt, andere nur streift, bietet einen aufregender Kursus in Kulturgeschichte, von einem geistreichen, leicht melancholisch nostalgischen Professor gehalten. ... Zwei parallele Erzählstränge, der eine betrifft die persönliche, der andere die historische Dimension - kristallisieren sich heraus: Die "intime" Story seines Lebens ist voll von Leid und Skandalen, die auch seine clowneske und unbeschwerte Kunst überschatten. Seine Kindheit, geprägt von Armut und Verlassenheit, seine vielen Affären und Ehen, oft mit Kindfrauen, werden mit Vorsicht und einer gewissen Zurückhaltung abgehandelt. Schickel hat eine bewundernswerte Scheu vor jeder Sensationsgier und wilden psychologischen Deutungen, doch auch ihm ist klar, dass die Ängste der Jugend und die Sehnsüchte des Erwachsenseins unabdingbarer Teil der künstlerischen Kreativität sind. Chaplins Werdegang ist so faszinierend wie schwer fassbar. Seine Karriere, die 1914 mit der Erfindung des "Tramps" begann und bis weit in die 1950er-Jahre reicht, fällt mit der Entwicklung des Kinos zu einem mächtigen, globalen Medium der Massenunterhaltung zusammen. Chaplin, der in den Music Halls des Londoner Arbeitermilieus aufwuchs, verkörpert die bescheidenen kulturellen Ursprünge des Kinos ebenso wie dessen universelle demokratische Stärke. In den 1930er-Jahren führte Chaplins unbeugsamer Humanismus zu ausdrücklich politischen Filmen wie "Moderne Zeiten" und "Der große Diktator". Seine politische Gesinnung brachte ihm die größten Schwierigkeiten ein, McCarthys Antikommunismus zwang ihn ins Schweizer Exil.
(SWR)
Länge: ca. 135 min.
Original-Kinostart: 13.02.2004 (USA)
Cast & Crew
- Regie: Richard Schickel
- Drehbuch: Richard Schickel
- Produktion: Douglas Freeman, Bryan McKenzie, Richard Schickel
- Musik: Charlie Chaplin, José Padilla
- Kamera: Thomas Albrecht, Kris Denton, Simon Fanthorpe, Rob Goldie, John Halliday, Ross Keith
- Schnitt: Bryan McKenzie