06.12.2007
Deutsche TV-Premiere: 22.12.2008 (ZDF)
FSK 12
Länge: ca. 80 min.
Missionar Jakob Walter hat 22 Jahre in der Südsee gearbeitet. Nun weht ihm der kalte Ostwind entgegen: Im "heidnischen" Mecklenburg-Vorpommern soll er sein christliches Werk fortsetzen. Aber: Nach 40 Jahren Sozialismus ist wenig Glaube geblieben. - Ein unglaublicher Dokumentarfilm über eine unmögliche Mission. Sintflut, Morde und zu viele Wunder: Mit der Bibel und dem lieben Gott können die Menschen in Neubrandenburg nicht viel anfangen. Vor allem an Wundern mangelt es in den ihnen versprochenen "blühenden Landschaften". Doch für "verlorene Menschen, die immer noch nicht begriffen haben, dass es diesen Jesus gibt", schickt die süddeutsche Liebenzeller Mission den bibelfesten Jakob Walter nach Mecklenburg-Vorpommern. Begleitet wird er dabei ein Jahr lang von den Stuttgarter Filmemacherinnen Wiltrud Baier und Sigrun Köhler in Neubrandenburg, Schwerin, und Wismar. Schon als Jakob Walter zu Anfang erklärt, dass er nach 22 Jahren Missionstätigkeit in Papua-Neuguinea in den "Oschten" geht, muss man befürchten, dass dem hoffnungsfrohen Gottesmann ein Fiasko droht. "Oh Gott, sag mir, wie's weitergeht", fleht der Menschenfischer bereits nach wenigen Monaten gen Himmel. Palmen, Meer und willige Täuflinge musste er gegen das immer noch graue Neubrandenburg eintauschen, in dem die Menschen wenig Gesprächsbedarf zum Thema zeigen. "Antichrist" sei er, sagt ein orientierungsloser Punk, ein anderer: "Mein Gott heißt Bier". Ein Weihnachtsbaumverkäufer bemerkt, "Der Glaube hängt vom Klassenkampf ab. Gott sei Dank", ein Bahn-Kontrolleur sagt, "Gott verlässt einen guten Kommunisten nie", ein Fischer vom Tollense-See räsoniert, "Gott ist auch nur ein Mensch". Auch das "Jesus House"-Event im Spaßbad zeigt keine herzeigbaren Erfolge. Dokumentarisch unbestechlich und mit konsequenter Distanz porträtieren Wiltrud Baier und Sigrun Köhler selbstbewusste Menschen, für die Humanismus kein Fremdwort ist und die sich tapfer durch ihren schwierigen Alltag kämpfen. Sie zeigen einen zunehmend hilflosen Missionar, der nicht nur mit seinem Auto-Navigationssystem und Blitzern auf Kriegsfuß steht. Nach ihrem erfolgreichen, dokumentarischen Heimatfilm "Schotter wie Heu" ist "Der große Navigator" die zweite Zusammenarbeit des Regieduos mit der Redaktion Das kleine Fernsehspiel. Auch hier erzählen Baier und Köhler humorvoll und mit unkonventionellen Mitteln vom Großen im Kleinen, erspüren mit liebenswerter Skurrilität Naturell und Mentalität der Einheimischen. Dabei loten sie unaufdringlich die Stimmung in den Neuen Bundesländern aus.
(ZDF)
gezeigt bei: Das kleine Fernsehspiel (D, 1963)
Cast & Crew
- Regie: Wiltrud Baier, Sigrun Köhler
- Drehbuch: Wiltrud Baier, Sigrun Köhler
- Produktion: Böller, Sigrun Köhler, Wiltrud Baier, Christian Cloos
- Produktionsfirma: ZDF, Das kleine Fernsehspiel
- Kamera: Sigrun Köhler, Wiltrud Baier
- Schnitt: Sigrun Köhler, Wiltrud Baier