Frankreich, Mitte der 30er Jahre. Der verurteilte Verbrecher Jean Lavigne (Alain Delon) flieht aus dem Gefängnis und taucht in der französischen Provinz unter. Dort lernt er die Witwe Tati Couderc (Simone Signoret) kennen, eine Frau um die 50, die auf dem Hofgut ihres verstorbenen Ehemannes mit ihrem Schwiegervater Henri (Jean Tissier) ein einsames Leben führt. Zunächst fängt Jean als Knecht auf dem Hof der Witwe an. Langsam aber entwickelt sich zwischen den beiden eine seltsame, stille Liebe. Es ist, als fühlte der gut aussehende Mittdreißiger Jean eine Seelenverwandtschaft zu dieser Frau, die sich von ihrer Umwelt abschottet und den Anfeindungen ihrer Mitmenschen ausgesetzt ist. Vor allem ihre verbitterte Schwägerin Françoise (Monique Chaumette), die mit Ehemann Désiré (Bobby Lapointe) und ihrer 16-jährigen Tochter Félicie (Ottavia Piccolo) ganz in der Nähe lebt, hasst Tati und neidet ihr ihren Besitz. Die Anwesenheit des attraktiven Jean, der auf dem Hof scheinbar ein neues Leben beginnen will, ist Françoise ein weiterer Dorn im Auge. Es dauert nicht lange, bis im Dorf böse Gerüchte über Jean und Tati kursieren. Schließlich wird Jean sogar von der Polizei befragt, kann sich jedoch mit geschickten Lügen aus der Affäre ziehen. Dann aber begeht er einen verhängnisvollen Fehler: Er beginnt eine Affäre mit der verführerischen, leichtlebigen Félicie, da sie ihn an jene Frau erinnert, für die er einst ins Gefängnis ging. Das Mädchen stiehlt seine Papiere und bringt sie ihren Eltern. Nun dauert es nicht mehr lange, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Mit einem Großaufgebot umstellt die Polizei den Hof der Witwe Couderc. Aber Jean ist nicht bereit, so einfach aufzugeben. Und Tati weiß, dass sie ohne ihn nicht weiterleben will.
(ARD)
Pierre Granier-Deferre inszenierte mit "Der Sträfling und die Witwe" ein spannendes Psychodrama. In den Hauptrollen treten Alain Delon ("Der eiskalte Engel") und Simone Signoret ("Die Teuflischen") als ungleiches Paar auf, dessen Liebe auf tragische Weise in Tod und Verderben mündet. Der 2007 verstorbene französische Regisseur Granier-Deferre hatte nach eigenen Worten eine Vorliebe für die Psychologie und war leidenschaftlicher Simenon-Leser. So ist er dann auch für seine zahlreichen Verfilmungen von Kommissar-Maigret-Stoffen bekannt.
(arte)
Länge: ca. 90 min.
Deutscher Kinostart: 17.03.1972
Internationaler Kinostart: 13.10.1971
Cast & Crew
- Regie: Pierre Granier-Deferre
- Drehbuch: Pascal Jardin, Pierre Granier-Deferre
- Produktion: Ralph Baum, Alain Belmondo, Lionel de Sousa, Lira Films, Pegaso Cinematografica, Raymond Danon, Maurice Jacquin
- Musik: Philippe Sarde
- Kamera: Walter Wottitz
- Schnitt: Jean Ravel
- Maske: Maud Begon, Michel Deruelle
- Regieassistenz: Jean-François Delon, Philippe Lefèbvre, Roberto Giussani
- Ton: Yvan Dacquay, Jean Labussière, Alex Pront, Jean Rieul
- PF_PR_DESIGN: Jacques Saulnier
- PF_SET_DEC: Charles Merangel