15.09.1978
FSK 12
Während sich in ganz Australien seltsame Naturphänomene häufen, ertrinkt in Sydney ein Mann in einer Wasserlache. Fünf Aborigines werden beschuldigt, ihn ertränkt zu haben, und erhalten den sozial engagierten Wirtschaftsanwalt David Burton (Richard Chamberlain) als Pflichtverteidiger. Für Burton ist nicht nur das Strafrecht, sondern auch die Kultur und Gedankenwelt der Aborigines Neuland. Deshalb erstaunt es ihn umso mehr, dass einer der Angeklagten ihm schon in einem Alptraum erschienen ist. Je mehr Burton sich in die Traditionen der australischen Ureinwohner vertieft und einige für den Fall relevante Kultgegenstände zu verstehen versucht, öffnet sich ihm eine Welt, die ganz buchstäblich unter der Oberfläche der westlichen Großstadt liegt. Doch die Zeichen, auf die der Schamane des Stammes weist, künden von Unheil und Gefahr. Und Burton, der selber zu einer Art Medium geworden ist, muss erkennen, dass seine Familie, sein Haus, seine geordnete Existenz, zuletzt ganz Australien unmittelbar am Abgrund stehen. "Die letzte Flut" zählt neben "Picknick am Valentinstag" zu Peter Weirs bekanntesten Filmen. Geschickt verbindet er hier Elemente des Mystery-Films mit der Kolonialgeschichte Australiens, um einen packenden Thriller zu erzählen. Aus scheinbar unschuldigen Details baut der Film eine immer konkretere Bedrohung auf, die er mit dem verdrängten Hintergrund der australischen Geschichte, der Unterdrückung der Ureinwohner, verbindet. Die Regie agiert zurückhaltend, das Unheimliche schleicht sich auf ganz gewöhnlichen, vertrauten Wegen in die Geschichte. Peter Weir erweist sich darin einmal mehr als guter Schüler Hitchcocks, der mit den einfachsten Mitteln die Zuschauer auf unbekanntes Terrain lockt, um ihre Gewissheiten zu erschüttern.
(arte)