Mit ihrem Lehrer Nickel besichtigen Elite-Internatsschüler zur Konfrontation mit der deutschen Geschichte ein ehemaliges KZ. Die verordnete Moral-Lektion quittieren die verzogenen Leistungsträgerkinder Maximilian und Jonas mit zynischen Kommentaren und pietätlosen Späßchen, indem sie die Paroli bietende Mitschülerin Natalie in einen Verbrennungsofen sperren und die grausame Tat ihrem heillos überforderten Lehrer in die Schuhe schieben, der daraufhin verhaftet wird. Der exzentrische Fußpfleger Claude steht der einsamen Altenheim-Seniorin Sandberg in Sachen Fuß- und Seelenmassage zu Diensten. Ihr treuloser Sohn Georg Sandberg sinniert zusammen mit seiner chronisch nörgelnden Ehefrau Inga über die Unbeliebtheit der Deutschen im Ausland. Dominik, ein Mitschüler ihres Sohns Maximilian, desertiert aus Liebeskummer von einem Klassenausflug ins KZ und wird auf dem Heimweg durch den Wald von einem Einsiedler erschossen, dem die Zerstörung seiner selbst gebauten Holzbehausung durch Unbekannte reichlich zugesetzt hat. Die verbissene und mit den Tücken ihres Berufs hadernde Dokumentarfilmerin Franziska und ihr Freund Tom, ein im Privaten unterforderter, zu bizarrer Travestie neigender Polizist, zelebrieren in bis aufs Komischste zugespitzten Dialogen ihren täglichen Beziehungswahnsinn … In einer Mischung aus satirischem, märchenhaftem und surrealem Tonfall erzählt der Film in miteinander verwobenen Episoden von Menschen unterschiedlicher Generationen, die mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen versuchen. Die fünf Perspektiven bilden ein Zerrbild der deutschen Wohlstandsgesellschaft und verleihen der satirischen Tragikomödie eine überspitzte dunkle Note.
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In ihrer Tragikomödie "Finsterworld" behandelt die Regisseurin und Drehbuchautorin Frauke Finsterwalder auf ungewöhnliche Weise Themen wie Einsamkeit, Ausgrenzung und alltäglichen Faschismus. Mit "Weil der Mensch ein Mensch ist" debütierte die Filmemacherin 2007 auf dem Internationalen Dokumentarfilmfestival München und feierte mit ihrem zweiten Dokumentarfilm "Die große Pyramide" 2010 auf dem Filmfestival Max-Ophüls-Preis Premiere. Finsterwalders erster Spielfilm "Finsterworld" besticht durch satirische, teils surreale Narration und wird damit zu großem Diagnose-Kino, das vor der Benennung deutscher Eigenheiten nicht zurückschreckt und sich dabei an so etwas wie schwarzem Humor made in Germany versucht. Am Drehbuch war Finsterwalders Ehemann beteiligt, der Bestsellerautor Christian Kracht ("Imperium", 2012).
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Länge: ca. 95 min.
Deutscher Kinostart: 17.10.2013
Internationaler Kinostart: 02.07.2013
Deutsche TV-Premiere: 01.10.2015 (arte)
FSK 12
Cast & Crew
- Regie: Frauke Finsterwalder
- Drehbuch: Frauke Finsterwalder, Christian Kracht
- Produktion: Przemek Abraham, Ole Nicolaisen, Walker Worm Film, Lhasa Films, Tobias Walker, Philipp Worm
- Produktionsauftrag: ARTE
- Produktionsfirma: ARTE, Bayerischer Rundfunk
- Musik: Michaela Melian
- Kamera: Markus Förderer
- Schnitt: Andreas Menn
- Regieassistenz: Norbert Rost, Frank Scharl
- Ton: André Bendocchi-Alves, Claudia Enzmann, Stephan Fandrych, Joo Fürst, Gero Renner
- Spezialeffekte: Nina Knott
- Distribution: Alamode Film