Die Entwicklung des Corona-Impfstoffes dauerte mehrere Monate. Während dieser Zeit wuchs nicht nur die Hoffnung von Millionen Menschen weltweit auf die Möglichkeit, Covid-19 zu besiegen: Es wurden auch gleich die Stimmen der Skeptiker und Impfgegner laut. Filmautor Marco Giacopuzzi zeigt Höhepunkte und Rückschläge in der Geschichte des Impfens von den Anfängen bis heute. Hans-Joachim Wöbbeking war drei Jahre alt, als er 1952 an Kinderlähmung erkrankte. Rettung versprach ihm nur die Eiserne Lunge. Von dem Apparat, in dem die Kinder wie in einer Röhre gefangen lagen, gab es aber viel zu wenige. Das Los entschied über Leben und Tod. Heute macht sich Hans-Joachim Wöbbeking für das Impfen stark. Das, was für ihn zu spät kam. Aktuell werden mit der Entwicklung des Corona-Impfstoffs auch gleich die Stimmen der Skeptiker und Impfgegner laut. Das war vor 225 Jahren, als die Geschichte des Impfens mit einer Immunisierung gegen die Pocken begann, nicht anders. Damals klagten die Gegner, die Impfung würde den Menschen zum Tier machen, da das Serum aus Kuhpocken gewonnen wurde. Filmautor Marco Giacopuzzi beschäftigt sich in dieser Dokumentation mit der Geschichte des Impfens. Marco Giacopuzzi und sein Filmteam treffen Menschen, für die die Polio-Impfung zu spät kam, und lernen Menschen kennen, denen eine Impfung einen lebenslangen körperlichen Schaden zugefügt hat. Sie treffen Kinderärzte in Ost und West, die jahrzehntelang Überzeugungsarbeit für das Impfen leisteten. Alles Stoff, der nicht erst seit der neu eingeführten Masern-Impflicht in Kindertagesstätten und der Corona-Pandemie für erhitzte Gemüter sorgt. Der Filmautor erkundet, warum das Spannungsfeld zwischen Individuum und Gesellschaft in der Impffrage von Anfang an so aufgeladen ist und gibt in der Dokumentation den unterschiedlichsten Positionen Raum. Zeitzeugen berichten aus unmittelbarer Betroffenheit von ihren Erfahrungen mit dem Impfen. Experten wie der Historiker Malte Thießen, der den deutschen Impfdiskurs der vergangenen 150 Jahre erforscht hat, geben einen faktenreichen und bisweilen überraschenden Einblick in die Geschichte des Impfens. Was war 1874 der Grund für das Reichsimpfgesetz und somit den Zwang, sich gegen Pocken impfen lassen zu müssen? Was ist 1930 in Lübeck geschehen, als 77 Säuglinge eine Tuberkulose-Impfung nicht überlebten? Warum haben ausgerechnet die Nationalsozialisten die Impfpflicht gelockert, und was geschah im Konzentrationslager Buchenwald, wo man eigens eine Versuchsstation für den Test von Fleckfieberimpfstoff einrichtete? Wie wurde in der ehemaligen DDR geimpft und warum gab es den Polio-Impfstoff im Westen erst zwei Jahre später als im Osten? Wer waren die ersten Impfgegner, und was verbindet sie mit denen heute? Warum brechen Masern häufig an Waldorfschulen oder in streng orthodox-jüdischen Kreisen aus?...
(BR Fernsehen)
Länge: ca. 45 min.
Deutsche TV-Premiere: 08.03.2021 (Das Erste)
gezeigt bei: Geschichte im Ersten (D, 2011)
Cast & Crew
- Drehbuch: Marco Giacopuzzi
- Produktionsauftrag: Das Erste