Der "Schrebergarten" gehört längst zum Alltagsvokabular. Doch hat der Leipziger Arzt Daniel Gottlob Moritz Schreber an der Kleingartenidylle, die seinen Namen trägt, kaum einen Anteil. Er erntete postum den Ruhm für eine Massenbewegung, die er bestenfalls inspirierte. Sein eigentliches Streben galt dem "neuen Menschen", an Körper und Geist gesund, tugendhaft, sauber und strebsam. Der Aufklärung verpflichtet und vom Fortschrittsglauben beseelt, war Schreber überzeugt von der absoluten Formbarkeit des Menschen durch Erziehung. Doch der selbst ernannte Volksaufklärer scheiterte mit seinem Projekt "Idealmensch" bereits in der eigenen Familie. Der Älteste - Gustav - schoss sich eine Kugel in den Kopf, der Jüngere - Paul - fiel dem Wahnsinn anheim. Aber war das tragische Ende der Schreber-Söhne tatsächlich das Resultat der rigiden väterlichen Erziehung? Trieben die orthopädischen Apparate, die Schreber entwickelte und an den eigenen Kindern ausprobierte, Gustav und Paul in den Wahn? Oder steht Schreber zu unrecht als unbarmherziger Kinderschreck am Pranger, gilt er manchem Experten doch auch als Begründer der systematischen Heilgymnastik in Deutschland? Der Film geht diesen Fragen nach, beleuchtet Leben und Streben des Arztes und Privatmannes Schreber, folgt seinen Spuren an authentische Orte und Lebensstationen und verbindet diese mit historischen Dokumenten, Spielszenen und Originaltönen von Pädagogen, Medizinern und Psychologen zum anschaulichen Lebensbericht über den umstrittenen Leipziger Arzt.
(hr-fernsehen)
Länge: ca. 45 min.
Deutscher Kinostart: 04.11.2007
Deutsche TV-Premiere: 30.03.2008 (hr-fernsehen)
Cast & Crew
- Drehbuch: André Meier