Originalpremiere: 2003
30.10.2003
Vor circa 2.500 Jahren verließ der Königssohn Siddhartha Gautama seine Heimat an den Ausläufern des Himalaya und begann seine Suche nach Wahrheit. Nach Jahren des Wanderns kam er in der Tiefebene des Ganges an, in der Nähe des Dorfes Bodh Gaya. Er rastete unter einem Baum und fand Erleuchtung. Seitdem ist er als "Buddha", der Erleuchtete, bekannt. Der Maha Bodhi Tempel markiert den Ort, an dem Buddha verweilte. Für die Welt des Buddhismus ist dies heiliges Land. Pilger aus der ganzen Welt kommen hierher. Im Jahre 2002 sind es eine halbe Million. Die Kalachakra-Initiation umfasst Unterweisungen in der buddhistischen Lehre, Gebete, philosophische Debatten und die Initiation ("Einweihung") unter dem Vorsitz des Dalai Lama. Das zentrale Ritual ist die Herstellung des Sandmandalas, das "Rad der Zeit". Ein mit Sand gefülltes Metallstäbchen wird gerieben und gibt durch die kleine Öffnung einen dünnen, kontrollierbaren Sandstrahl frei, mit dem die feinen Linien des komplizierten Werks gemalt werden können. Die Mönche werden mehrere Tage an dem Kunstwerk arbeiten. Sie hoffen, dass ihr Oberhaupt, der Dalai Lama, wieder gesund wird und die Initiation durchführen kann. Das fertige Sandmandala wird hinter Plexiglasscheiben geschützt. Die Gläubigen bestaunen und verehren dieses äußere Abbild einer inneren Landschaft im Vorbeigehen. Sie sind zutiefst besorgt, als der Dalai Lama ihnen mitteilt, die Zeremonien nicht abhalten zu können. Sie werden diese Nacht wach bleiben und für seine Gesundheit beten. Auch die buddhistische Gemeinde Österreichs hat den Dalai Lama nach Graz eingeladen, um die Kalachakra-Initiation dort abzuhalten. Dieses Mal ist seine Heiligkeit gesund und sitzt den vielen Ritualen vor. Während der Initiation werden die Anhänger in die heilige innere Landschaft eingeführt, die auf dem Sandmandala abgebildet ist. Sie erreichen eine höhere Bewusstseinsstufe in tiefer Meditation. Das Sandmandala wird vom Dalai Lama mit einer Handbewegung zerstört. Es ist vergänglich. Der Sand und mit ihm die reine Welt Kalachakras wird dem Fluss übergeben als Opfergabe für den Weltfrieden. Was bleibt, ist die innere Landschaft, die das Bewusstsein während der Initiation gezeichnet hat.
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Werner Herzog hat mit seinem Film ein faszinierendes Dokument buddhistischer Traditionen und Weisheiten geschaffen. Die Kamera befindet sich immer mitten im Geschehen, nahe bei den Menschen und ihrer Kultur. Ohne zu missionieren ist es Herzog gelungen, die Spiritualität und Würde der buddhistischen Gläubigen in Bodh Gaya (Indien), am Berg Kailash (Tibet) und in Graz (Österreich) in farbenprächtige Bilder zu fassen. Der Film wurde unter der Mitwirkung des 14. Dalai Lama und in Kooperation mit der Gesellschaft zur Förderung buddhistischer Werte gedreht. Der Regisseur hat mit einer kleinen Digitalkamera teilweise selbst gefilmt, um das Drehverbot der chinesischen Behörden in Tibet zu umgehen.
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Cast & Crew
- Drehbuch: Werner Herzog
- Produktion: Werner Herzog Filmproduktion, Lucki Stipetic
- Kamera: Peter Zeitlinger, Werner Herzog
- Schnitt: Joe Bini