"Gleich am ersten Tag habe ich zu meiner Frau gesagt: 'Hör mal zu. Bei Gala, da hörst du bitte auf. ́" Oğulcans Aussage lässt tief blicken, welchen Stellwert seine Leidenschaft hat. Der Verein und die Ultras stehen fast immer auf Platz 1. Im Alltag helfen sich die Mitglieder des Netzwerks in jedem Lebensaspekt. Ob beim Job, der Wohnungssuche, beim Umzug oder der Hochzeit: in der verschworenen Gemeinschaft steht jeder für den anderen ein - genau wie im Stadion. ultrAslan, das bedeutet Identität. Die Hingabe zum Club und seinen Werten ist in diesem diskret beobachtenden Dokumentarfilm immer auch Kommentar zur emotionalen Heimat der deutsch-türkischen Protagonisten: "Wir sind hier integriert, vergessen aber nicht, wer wir sind." Unaufdringlich leistet er so einen wichtigen Beitrag zu immer wiederkehrenden Integrationsdebatten, dokumentiert, ohne zuzuspitzen und lässt die Protagonisten für sich sprechen. "Die Freunde aus der Gruppe füllen einen großen Teil meines Lebens aus. Da gibt es keine Deutschen", sagt Ibrahim, ein weiterer Protagonist des Films. Drei Jahre begleitete Ümit Uludağ die drei führenden Mitglieder des deutschen Arms von ultrAslan - Europa. Sein Film blickt dabei nicht nur auf das Spektakel auf der Champions League Tribüne, sondern auch in den Alltag der Menschen dahinter und darauf, wie Ibrahim, Oğulcan und Ilker ihr Privatleben mit ihrem Engagement vereinbaren müssen. Das Ergebnis ist die faszinierende Innenansicht einer ansonsten kaum zugänglichen türkisch-deutschen Subkultur, die von Männerbünden, Ritualen und Solidarität erzählt, und sich fast beiläufig, mal humorvoll, mal nachdenklich mit wichtigen Fragen zu Migration und Integration auseinandersetzt.
(WDR)
Weiterer Titel: ultrAslan - Die Fans von Galatasaray Istanbul
Länge: ca. 86 min.
Deutscher Kinostart: 15.11.2018
Deutsche TV-Premiere: 24.06.2020 (WDR)
Cast & Crew
- Regie: Ümit Uludag
- Drehbuch: Ümit Uludag
- Kamera: Henning Drechsler, Lawrence Richards
- Schnitt: Carina Mergens