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TV-Kritik/Review: "Biohackers": Deutscher Wissenschafts-Thriller geht nicht unter die Haut

(20.08.2020)

Nach dem ZDF-neoriginal einiger verstörender Szenen
hatte der Streamingdienst den Start seiner Eigenproduktion in diesem Fall sogar von April auf August verlegt. Tatsächlich beginnt die erste Folge in einem Zugabteil, in dem die Fahrgäste nacheinander zusammenbrechen, während die Medizinstudentin Mia Akerlund (Luna Wedler) verzweifelt versucht, sie zu retten. Und später erfahren wir auch, dass es sich um eine übertragbare Krankheit zu handeln scheint.
Zunächst springt die Handlung aber erst einmal einige Wochen zurück, zum Tag vor dem Semesterbeginn, als die Studienanfängerin Mia in Freiburg ankommt. Dort will die ehrgeizige Studentin Veranstaltungen bei der gefeierten Biologieprofessorin Tanja Lorenz (Jessica Schwarz) besuchen, deren steile Karriere sie heimlich schon seit langem beobachtet hat. Die junge Wissenschaftlerin ist ein Shootingstar der Genforschung, die neben ihrem Lehrstuhl auch noch ein Start Up leitet und in ihrem Eigenheim - dessen Inneneinrichtung eher an ein Museum erinnert - ein Labor betreibt, in dem sie an den Sachen arbeitet, die an der Uni nicht gehen
. Veränderung von menschlischem Erbgut zur Ausrottung von Krankheiten, vielleicht auch nur zur Verbesserung des Menschen, solche Sachen halt.
Zielstrebig schafft es Mia, eine Assistentenstelle bei Lorenz zu bekommen. Außerdem kommt sie deren persönlichem Assistenten Jasper (Adrian Julius Tillmann) näher. In immer wieder eingestreuten Rückblenden in Mias Kindheit erfahren wir recht schnell, was sie wirklich mit der erfolgreichen Forscherin verbindet und was ihre wahren Motive sind. Zufällig ist an deren Begegnung an der Uni jedenfalls gar nichts.

Dafür wirkt an den Drehbüchern des Serienschöpfers Christian Ditter (auch Regie) vieles allzu zufällig. Nicht nur die Leichtigkeit, mit der Mia es schafft, gleich mit der ersten Hausaufgabe die Aufmerksamkeit Lorenz' zu erlangen und dann auch noch die begehrte Assistentenstelle zu ergattern, obwohl sie gerade erst ein paar Tage studiert. Auch dass sich Lorenz' engster Mitarbeiter Jasper gleich in sie verknallt, wirkt sehr bequem für die Umsetzung von Mias Plänen. Geradezu absurd ist aber, dass sie in einer Wohngemeinschaft landet, die zufälligerweise nur aus Vollnerds besteht, von denen mindestens einer zu oft

Aus Gefahrensituationen kann sich Mia immer auf sehr bequeme Weise retten, auch hier hilft Meister Zufall kräftig nach. Bis hin zu der zum Standardrepertoire jeder Thrillerserie gehörenden Sequenz, in der die Heldin versucht, brisante Dokumente vom Computer der Gegnerin zu kopieren oder in diesem Fall auszudrucken, während letztere sich immer mehr dem Zimmer nähert. Das ist zwar alles leidlich spannend, entbehrt aber jeglicher Originalität. Hinzu kommt, dass der Tonfall der Serie nicht recht zur Geschichte passt: Für die Traumata, die Mia erlitten hat und sie Jahre später zu einem extremen Plan treiben, wirkt sie viel zu entspannt; insgesamt erwecken die zahlreichen Partyszenen den Eindruck, man würde eine lockere Studikomödie ansehen. Dabei kann sich zumindest der nicht mehr ganz junge Rezensent des Gefühls nicht erwehren, dass auch heutige Studierende nicht so sprechen wie die Figuren in dieser Serie. Bio-Break
statt Pinkelpause
- wirklich?

Von der handwerklichen Seite gibt es an "Biohackers" nicht viel zu bemängeln. Den internationalen Standard der Serienproduktion, den Netflix auch mit seinen nicht-amerikanischen Originals beansprucht, erfüllen deutsche Serienmacher inzwischen problemlos. Kamera und Schnitt wirken modern und schnell, die Außenaufnahmen von Freiburg beschwören das Bild einer ebenso pulsierenden wie idyllischen Unistadt. Unterlegt sind sie oft mit modernen Popsongs, ganz wie man es aus US-Jugendserien gewohnt ist. Die DarstellerInnen der Studi-Clique wirken authentisch, während die erfahrenere Jessica Schwarz ihre (über-)ambitionierte Top-Wissenschaftlerin etwas zu verbiestert und nah an der Parodie anlegt. Was der Serie fehlt, ist ein Markenkern, irgendetwas, das sie von anderen Produktionen abheben würde. Die moralischen Implikationen der Gentechnik und -manipulation, die das Interessanteste an der Geschichte wären, werden in den ersten drei Folgen höchstens angedeutet. Das Dilemma, dass Mia der Frau, die sie hasst, was Smartheit und Ehrgeiz angeht, doch ähnlicher ist, als ihr lieb sein kann, könnte noch spannend werden.

Nach der Hälfte der ohnehin mit sechs Folgen, die ohne Abspann nicht länger als 30 bis 40 Minuten dauern, recht kurz geratenen Staffel hinterlässt "Biohackers" aber noch einen etwas belanglosen Eindruck: ganz unterhaltsam, aber auch nicht mehr. Um in der sich immer schneller drehenden Serienwelt einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen, ist das eindeutig zu wenig.
Dieser Text basiert auf den ersten drei Episoden der Serie "Biohackers".
Netflix hat die sechsteilige Serie "Biohackers" am 20. August 2020 weltweit veröffentlicht.
Über den Autor
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Leserkommentare
Brigidde schrieb am 27.08.2020, 12.59 Uhr:
@Sentinel2003
Neee, Nerds gucken sich bestimmte Themen an, von denen sie quasi alles wissen. Ich denke, wenn hier wirklich Studenten gucken oder Leute, die sich mit der Thematik auskennen, die werden eher weg rennen und den Kopf schütteln. Das Zielpublikum ist definitiv irgendwas zwischen 15-25, wo das Augenmerk auf junge Leute, Party, Beziehungen und Action liegt.Sentinel2003 schrieb am 24.08.2020, 14.35 Uhr:
@Womanpower: falsch, WAS hat diese Serie bitte mit "Nerd" zu tun?? "Der Nerd guckt ohnehin alles"!! So ein totaler Quark!
Brigidde schrieb am 23.08.2020, 12.32 Uhr:
Mich hat der Trailer schon nicht angesprochen. Meistens kann ich mich auf meinen eigenen Geschmack ziemlich gut verlassen.
Andi schrieb am 22.08.2020, 10.34 Uhr:
Finde die Serie gut, allein schon wegen der Schweizer Hauptdarstellerin
midadi schrieb am 21.08.2020, 11.04 Uhr:
Der Trailer ist schon solala und hat mich nicht überzeugt.
Die meisten deutschen Serien sind eh... naja...Womenpower schrieb am 21.08.2020, 10.28 Uhr:
Seit der Ausnahmeserie "Dark" meint man in Deutschland wohl tatsächlich sowas wie Qualität das internationalen Ansprüchen genügt produzieren zu können. Serien gibts inzwischen wie Sand am Meer. Qualität leider nicht. Der Nerd guckt ohnehin alles. Das ist leider die Zielgruppe. Gute Serien sucht man als anspruchsvoller Fan nach wie vor wie die Nadel im Heuhaufen.
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