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TV-Kritik/Review: "Bodies": Crime-Thriller mit eingebauter Zeitsprunggarantie zieht in den Bann

von Christopher Diekhaus
(19.10.2023)
Vier Londoner Ermittler aus vier Zeitabschnitten stehen vor derselben Leiche. Schräg, oder!?
Welche Rolle spielt Commander Elias Mannix (Stephen Graham) in den zeitlich getrennten Mordfällen?
Netflix
TV-Kritik/Review: "Bodies": Crime-Thriller mit eingebauter Zeitsprunggarantie zieht in den Bann/Netflix

Der Deutschen liebstes Fernsehkind ist zweifellos der Krimi. Aber auch international boomt das Genre gewaltig, nicht zuletzt dank der umtriebigen Streamer. Wohin man schaut: Mord und Totschlag sind oft nicht weit, gerne dargeboten in Form süffiger Geschichten aus dem wahren Leben. Das Problem dabei: Wenn eine Crime-Produktion die nächste jagt, verstärkt sich automatisch das Gefühl, alles irgendwie schon mal gesehen zu haben. Viele Filme und Serien, in denen es um grausige Verbrechen und deren Aufklärung geht, taugen vielleicht als kurze Zwischenmahlzeiten, als kleine Spannungshappen, hinterlassen in ihrer Formelhaftigkeit aber keinen bleibenden Eindruck. Jeder Versuch, das Schema etwas aufzubrechen, ist daher absolut begrüßenswert. An ein solches Unterfangen wagt sich mit der Netflix-Veröffentlichung  "Bodies", einer Adaption der gleichnamigen Graphic Novel Si Spencers, nun Drehbuchautor Paul Tomalin, der unter anderem an  "The Frankenstein Chronicles" kreativ mitwirkte.

Sein neues Projekt einzuordnen, fällt nicht gerade leicht, da es verschiedene Stile und Genres verbindet. Krimi, Kostümdrama, Thriller und Science-Fiction-Erzählung, all das findet hier in einer kuriosen, auf mehreren Ebenen ablaufenden Story zusammen. Die der Presse vorab bereitgestellten ersten vier von insgesamt acht Episoden machen definitiv Lust auf mehr!

1890, 1941, 2023 und 2053 - zu diesen ganz unterschiedlichen Zeitpunkten spielt sich das Geschehen ab. Was alle Handlungsstränge nach der Einstiegsfolge gemeinsam haben, ist derselbe nackte Mann (Tom Mothersdale), der in identischer Haltung tot in der Londoner Longharvest Lane gefunden wird. Eine herrlich griffige und mysteriöse Prämisse, die unsere Neugier geschickt triggert: Wer ist der Unbekannte? Wie kann es sein, dass seine Leiche im Verlauf von über 160 Jahren gleich vier Mal auftaucht? Warum gibt es vor der schaurigen Entdeckung stets einen Stromausfall? Und wo sind die Verbindungen zwischen den einzelnen Ebenen? Diese Fragen schießen einem am Ende der ersten Folge sofort durch den Kopf, während die mit den Mordfällen befassten Ermittler anfangs noch keinen größeren Überblick haben und deshalb einzig an ihre eigene Gegenwart denken.

Im viktorianischen London des Jahres 1890 wird Kommissar Alfred Hillinghead (Kyle Soller) zum Fundort der Leiche gerufen, wo er dem Zeitungsreporter Henry Ashe (George Parker) begegnet. Bei seinen Nachforschungen stößt der Polizist schnell auf Merkwürdigkeiten und sieht sich plötzlich gezwungen, seine Recherchen einzustellen. Da Ashe ihm jedoch keine Ruhe lässt, gräbt Hillinghead weiter.

Alfred Hillinghead (Kyle Soller) nimmt den Fundort der Leiche in Augenschein.
Alfred Hillinghead (Kyle Soller) nimmt den Fundort der Leiche in Augenschein. Netflix

1941 begegnen wir dem jüdischen Kriminalmeister Karl Whiteman (Jacob Fortune-Lloyd), den seine Vorgesetzten kritisch beäugen. Tatsächlich ist er kein Kind von Traurigkeit, setzt sein Filmstaraussehen schamlos ein, hat keine Skrupel, Gewalt anzuwenden, um seine Haut zu retten, und arbeitet für eine Geheimorganisation, die ihm ominöse Aufträge erteilt. Etwa den, die Leiche aus der Longharvest Lane zu entsorgen. Dumm nur, dass ein misstrauischer Kollege und die Bombenangriffe der Nazis auf die britische Hauptstadt das Vorhaben torpedieren. Selbst mit den Ermittlungen betraut und diese massiv manipulierend, kann Karl den Fall zunächst zu den Akten legen. Als die junge, ebenfalls jüdische Zeugin Esther (Chloe Raphael) aus der Deckung kommt, wird es für ihn allerdings brenzlig.

2023 stolpert die empathisch-engagierte Polizistin Shahara Hasan (Amaka Okafor) bei einer Verfolgungsjagd über den unbekannten Toten in der Longharvest Lane und trifft schon bald Personen, die von Vorbestimmung und unaufhaltsamen Entwicklungen faseln. Sie selbst werde eine wichtige Rolle in einem größeren Räderwerk spielen, bekommt sie dabei ständig zu hören. Wie so oft im Mystery- und Spannungsbereich bleiben die Propheten betont vage und verhalten sich irrational, damit die Aura des Rätselhaften nicht zu früh flöten geht.

Mittelpunkt der vierten plot line im Jahr 2053 ist die Kriminalbeamtin Iris Maplewood (Shira Haas), die, analog zu ihren Vorgängern, in der Longharvest Lane eine schreckliche Entdeckung macht. Zu ihrer eigenen Überraschung wird sie nur wenig später von ihrem selbstfahrenden Auto auf fremden Befehl zu Elias Mannix (wie ein Raumschiffkapitän kostümiert: Stephen Graham) kutschiert, der als Commander einem "Neuen Britannien" vorsteht. Im Gegensatz zum alten System sollen hier Ordnung und Frieden garantiert sein.

Karl Whiteman (Jacob Fortune-Lloyd, l.) soll den Toten (Tom Mothersdale) aus der Longharvest Lane verschwinden lassen.
Karl Whiteman (Jacob Fortune-Lloyd, l.) soll den Toten (Tom Mothersdale) aus der Longharvest Lane verschwinden lassen. Netflix

Wer seine Erzählung auf vier zeitlich getrennte Ebenen aufteilt, macht es sich selbst nicht leicht. Mehrere Figurenensembles und unterschiedliche Epochen müssen so eingeführt werden, dass wir ein Gespür für die persönlichen Probleme und die jeweiligen Stimmungen bekommen. Den kreativ Verantwortlichen rund um Paul Tomalin gelingt das ganz ordentlich, selbst wenn man hin und wieder merkt, dass die Serie nicht das Budget hatte, um alle vier Settings prachtvoll-detailliert auszumalen. Auf die Vergangenheit und die Zukunft gewährt uns "Bodies" keine Panoramasicht, sondern eher einen Blick durchs Schlüsselloch. Auch ohne große Massenszenen und bahnbrechend spektakuläre Bilder aus der Gesellschaft des "Neuen Britanniens" dümpelt die Geschichte atmosphärisch jedoch nicht vor sich hin, was vor allem mit den gut eingewobenen sozialen und politischen Untertönen zusammenhängt.

Glaubt man zunächst, es mit einer dieser Netflix-Produktionen zu tun zu haben, die Diversität platt und plakativ ins Zentrum rücken, kann man sich schnell eines Besseren belehren lassen. Einige der Protagonisten gehören zwar Gruppen an, denen Hass und Diskriminierung widerfahren. Aus diesem Umstand entwickelt die Serie aber, frei von Zeigefingerrhetorik, spannende Konflikte: Hillinghead sind Frau und Tochter heilig. Gleichzeitig bringt die Begegnung mit Henry Ashe allerdings seine unterdrückten homosexuellen Sehnsüchte zum Vorschein. Ein innerer Kampf, der in den letzten vier Folgen noch für dramatische Akzente sorgen könnte. Der Whiteman-Strang erinnert uns daran, dass Antisemitismus 1941 auch in England verbreitet war. Hasan wiederum erhält im Jahr 2023 von ihrem Vorgesetzten Barber (Michael Jibson) Unterstützung, muss sich jedoch auch darüber ärgern, dass er sie, eine gläubige Muslima, zu Beginn auf ihre kulturelle und religiöse Herkunft reduziert, wenn er sie auf eine Frau ansetzt, die ebenfalls ein Kopftuch trägt. 30 Jahre später steht Maplewood, wie sie wiederholt deutlich macht, hinter Commander Mannix und seiner nach Unterdrückungsstaat riechenden neuen Ordnung. Undenkbar ist es indes nicht, dass sie im weiteren Verlauf ihre Loyalität überdenkt und in das Lager ihres Halbbruders Alby (Edwin Thomas) wechselt, der die Ungerechtigkeiten in einem Streitgespräch klar benennt. Ob die Charakterprofile am Ende stark genug sein werden, muss sich zeigen. Eine gute Basis ist jedenfalls gelegt.

Dass die Serie trotz einer umfangreichen Exposition nicht langweilt, liegt in erster Linie am meist gut getimten Wechselspiel zwischen den in ihrer Farbgebung abgehobenen Ebenen. Regisseur Marco Kreuzpaintner ( "The Lazarus Project"), der für die ersten vier Folgen verantwortlich ist, findet einen knackigen Rhythmus und gestaltet einige Übergänge auch optisch interessant. Ein ums andere Mal nutzt er die Split-Screen-Technik, um Geschehnisse aus verschiedenen Epochen parallel darzustellen, bis dann eine der plot lines den kompletten Bildschirm übernimmt. Besonders reizvoll sind dabei Momente, in denen die Figuren aus unterschiedlichen Zeiten ein und denselben Schauplatz besuchen. Ebenfalls schön zu sehen, wie sich der Leichenfundort rund um die Longharvest Lane in der Spanne von knapp 160 Jahren verändert.

Shahara Hasan (Amaka Okafor) geht den Hinweisen und Prophezeiungen hartnäckig nach.
Shahara Hasan (Amaka Okafor) geht den Hinweisen und Prophezeiungen hartnäckig nach. Netflix

Gravierende Ausreißer nach unten erlaubt sich "Bodies" bis zur Halbzeit nicht. Einstellen muss man sich gleichwohl auf kleine Querschläger. Etwa, wenn die Protagonisten, immerhin polizeilich ausgebildet, erstaunlich blauäugig in eine Gefahr hineinrennen. Krimiklischees tauchen immer mal wieder auf. Insgesamt überwiegt aber das Positive das Negative, was hoffentlich auch nach dem Finale gilt, dem die Bürde obliegt, die ab der vierten Episode sich stärker annähernden Stränge zufriedenstellend zusammenzuführen.

Der Text basiert auf der Sichtung der ersten vier von insgesamt acht Episoden der Serie "Bodies".

Meine Wertung: 3.5/5

Alle acht Episoden der Serie "Bodies" sind ab dem 19. Oktober bei Netflix abrufbar.


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Leserkommentare

  • User 65112 schrieb am 23.10.2023, 16.15 Uhr:
    sehr spannende Serie - nur über die Logik sollte man zu intensiv nachdenken :-))
  • xena123 schrieb am 23.10.2023, 07.32 Uhr:
    "Glaubt man zunächst, es mit einer dieser Netflix-Produktionen zu tun zu haben, die Diversität platt und plakativ ins Zentrum rücken, kann man sich schnell eines Besseren belehren lassen."
    ...
    Das ist eine Meinung.
    Ich habe genau aus diesem Grund nach der ersten Folge abgebrochen.
    Man wird geradezu erschlagen, dadurch, dass die Themen Antisemitismus, Homophobie, Antifeminismus, Antiislamismus usw. vor die eigentliche Geschichte gestellt werden. Fehlen eigentlich nur noch Kleinwüchsige, Transpersonen und Menschen mit Downsyndrom in diesem Reigen, der von "uns widerlichen Normalos ja schon immer mit Fackeln und Forken verfolgt wurde".
    Wer auf plumpeste Erwachsenenpädagogik mit nachrangiger Alibistory steht, ist hier richtig. Alle anderen werden sich kopfschüttelnd abwenden, da das Ganze auch noch schlecht geschauspielert ist, die Dialoge dämlich und die Alibi-Stories aus der Retorte sind.