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Der Mann hat Mut! Mit
An einen solchen Stoff anzudocken, ist riskant, wie Scott bei seinen kontrovers aufgenommenen Leinwandvorgeschichten

Nur wenig später schleudern uns Schöpfer Hawley und seine kreativen Mitstreiter mitten in einen verzweifelten Überlebenskampf an Bord hinein. Warum genau plötzlich die Hölle losbricht, bleibt erst einmal nebulös. Festhalten lässt sich jedoch, dass Morrow seine eigene Haut rettet, während alle anderen Passagiere den auf einmal frei laufenden Aliens zum Opfer fallen. Das Raumschiff geht auf Kollisionskurs mit dem Blauen Planeten und kracht schließlich in ein Hochhaus in New Siam, einer Großstadt, die dem Weyland-Yutani-Konkurrenten Boy Kavalier (Samuel Blenkin), CEO des Unternehmens Prodigy, gehört.
Der junge Billionär steht mit seiner Forschung gerade an der Schwelle zu einer neuen Ära, ist es seinen Wissenschaftlern (Essie Davis und David Rysdahl) doch gelungen, ein menschliches Bewusstsein in einen synthetischen Körper zu übertragen. Wendy (Sydney Chandler) heißt die erste Hybridin, die das Licht der Welt erblickt hat und schon bald eine besondere Beziehung zu außerirdischen Kreaturen aufbauen wird. Die Protagonistin ist ein zwölfjähriges Mädchen in einem erwachsenen Körper, das langsam an seine neue Existenzform herangeführt werden muss. Auch alle anderen Mischwesen, die Kavalier kreiert, haben das Bewusstsein von Kindern. Denn nur ihr Verstand, so erklärt es der Mogul, sei flexibel genug für den Transformationsprozess. Was die Hybriden außerdem eint: In ihrem alten Leben waren sie todkrank. Durch die Umwandlung schenkte Kavalier ihnen Unsterblichkeit - wenn man denn überhaupt von Schenken sprechen kann.
Als Wendy, die früher den Namen Marcy (Florence Bensberg) trug, erkennt, dass ihr Bruder Hermit (Alex Lawther) als Sanitäter an der Suche nach Überlebenden des Maginot-Absturzes teilnimmt, unterbreitet sie dem Prodigy-Gründer einen kühnen Vorschlag: Warum nicht die mit übermenschlichen Fähigkeiten ausgestatteten Hybriden bei den Bergungsarbeiten einsetzen? Dass seine Schöpfungen Prototypen, demzufolge noch nicht vollständig ausgereift sind, stört Kavalier wenig. Von Wendys Offerte verzückt, schickt er seine "Kinder" unter der Aufsicht ihres synthetischen Mentors Kirsh (Timothy Olyphant) erstmals ins Feld. Schneller als gedacht stehen sich Schwester und Bruder gegenüber. Doch das Wiedersehen wird von einem Xenomorph-Monster torpediert, hinter dem auch der undurchsichtige Morrow her ist.

Noah Hawley nutzt das Serienformat, um eine aufregende Welt zu erschaffen. In dieser haben offenbar nicht mehr Regierungen das Sagen, sondern fünf gigantische Konzerne, die sich einen Wettstreit um die bahnbrechendste Technologie liefern. Ideen und Träume von grenzenloser unternehmerischer Freiheit, von völliger staatlicher Befreiung, wie sie manche Silicon-Valley-Größen heute an die Wand malen, sind in "Alien: Earth" längst Wirklichkeit geworden. Weyland-Yutani kontrolliert, wie es schon sehr früh heißt, Nord- und Südamerika, während New Siam irgendwo in Südostasien zu liegen scheint. Umfassende Überwachung gehört zum Alltag. Boy Kavalier etwa kann durch die Augen seiner Hybriden schauen. Angestellte betrachtet er als sein Eigentum. Ebenso wie das in seinen Wolkenkratzer gestürzte Raumschiff samt gefährlicher Ladung - was selbstredend zu einem Konflikt mit Mitbewerberin Yutani (Sandra Yi Sencindiver) führt.
Die brutale kapitalistische Logik, die schon in den ersten Filmen der "Alien"-Reihe zum Vorschein kommt, greift auch in der Serie um sich. Im Zweifel sind Menschenleben nichts wert, wenn es darum geht, die Nase im Rennen vorn zu haben, eine neue Zukunft zu errichten. Letztlich ist Boy Kavalier aber weniger an finanziellem Erfolg und Macht interessiert. Ihn als Genie, als Wunderkind treibt vor allem die Hoffnung um, durch seine Forschung endlich einen Gesprächspartner auf Augenhöhe zu finden. Jemanden, der genauso schlau ist wie er. Eine wirklich intelligente Unterhaltung - genau danach sehnt er sich so sehr.
Samuel Blenkin spielt diesen stets zotteligen, in Schlabberklamotten umherlaufenden großen Jungen, der das tut, was ihm gerade in den Sinn kommt, mit der richtigen Portion Arroganz und verleiht ihm eine Aura zwischen seltsamer Faszination und handfestem Schaudern. Nur konsequent, dass Hawley diesen brandgefährlichen Visionär zu einem großen Fan Peter Pans macht, der seine mitten im Meer liegende Forschungsinsel Neverland und seine erste Hybridin Wendy (nach Pans bester Freundin) nennt. Genau wie J. M. Barries berühmte Figur will auch Boy nicht erwachsen werden, einfach nur spielen.
Zweifel an den Experimenten auf dem Eiland äußert nicht nur Wendys Bruder, der die Hybridin aus ihrer Lage befreien will. Selbst Kavaliers Wissenschaftler hadern stellenweise mit der Arbeit, die sie für ihren Chef verrichten. Immer wieder wirft die Serie die Frage nach Ethik und Moral auf. Wo sind die Grenzen des Fortschrittsdenkens? Wann beginnt die grausame Ausbeutung? Und was bedeutet eigentlich Menschlichkeit? Der Prodigy-CEO mag den sterbenskranken Kindern ewiges Leben geben. Gleichzeitig nutzt er aber auch ihre Hilf- und Perspektivlosigkeit ohne Skrupel aus. Eine normale Entwicklung können die jungen Menschen nicht durchlaufen. Natürliche Vorgänge wie die Pubertät müssen quasi künstlich erzeugt werden. Etwas Komik entsteht dadurch, dass die Hybridgeschöpfe ungewöhnliche Kräfte haben und wie Erwachsene aussehen, sich allerdings (noch) wie Kinder benehmen: unsicher, naiv, mitunter albern. Dass Kavalier natürlich auch sie als seine Besitztümer, seine Spielzeuge ansieht, zeigt sich, als Nibs (Lily Newmark) ihren Status hinterfragt, Antworten verlangt und plötzlich ein ungewöhnliches Verhalten an den Tag legt. Eine spannende Figur, die Wendys persönliche Entwicklung nachhaltig beeinflussen dürfte und vielleicht noch etwas mehr ins Rampenlicht hätte geholt werden können.

Menschlicher Größenwahn, Narzissmus, eine durch und durch kapitalistische Gesellschaft, die Schattenseite der Forschung und verschiedene Formen technisierter Wesen, Letzteres sehr schön veranschaulicht am gegensätzlichen Auftreten des impulsiven Morrow und des stets kontrollierten, emotionslosen Kirsh - "Alien: Earth" hat einen reizvollen thematischen Unterbau, denkt Ideen aus früheren Reihenbeiträgen weiter. Aber überzeugt die Serie auch als Science-Fiction-Horror? Nach Sichtung der ersten sechs von insgesamt acht Folgen, die der Presse vorab zur Verfügung gestellt wurden, lässt sich sagen: Definitiv! Hawley entfacht zwar keinen permanenten Nervenkitzel, fährt die Alien-Attacken in der dritten und vierten Episode merklich runter. Alles in allem macht sich jedoch eine bedrückende Grundstimmung breit, die der aus Ridley Scotts Original ähnelt.
Überhaupt fühlt man sich mehrfach regelrecht zurückversetzt in den Film von 1979 - etwa, wenn das Rettungsteam um Hermit die Trümmer des bruchgelandeten Raumschiffs und das schwer beschädigte Hochhaus durchkämmt. Ständig schleicht die Kamera durch schummrige, enge Gänge, während man jederzeit mit einer tödlichen Begegnung rechnen muss. Wie in "Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt" verschmilzt der Gegner ein ums andere Mal mit dem unübersichtlichen Setting und kann dadurch Überraschungsangriffe starten. Wichtig zu erwähnen: Neben den bekannten Xenomorph-Kreaturen lässt die Serie auch einige andere extraterrestrische Geschöpfe mit Gruselfaktor von der Kette und nimmt zwischendurch sogar deren subjektive Perspektiven ein. Hervorstechend ist ein kleines, krakenartiges Wesen mit mehreren Glubschaugen, das nicht nur einem Schaf böse zusetzt.
Blutige Effekte, auch saftig-praktischer Natur, wie sie zum Franchise dazugehören, gibt es in "Alien: Earth" nicht zu knapp. Um die Spannung nach oben zu treiben, braucht es allerdings nicht immer ekelige Schockszenen oder wilde Verfolgungsjagden. Manchmal reicht es völlig aus, wenn sich die Charaktere einen verbalen Schlagabtausch liefern. Beispielsweise, als sich Kirsh und Morrow in einem Aufzug unterhalten oder Boy Kavalier auf seine Konkurrentin Yutani trifft. Nach dem Auftakt nimmt die Intensität zweifelsohne etwas ab. Mit den Folgen 5 und 6 schalten die Macher dann aber wieder mehrere Gänge hoch. Ein unerwarteter Schauplatzwechsel sorgt für Abwechslung, und erneut lehnt sich das Geschehen deutlich an den Ursprungsfilm an.
Was Fans der ersten Leinwandwerke außerdem erfreuen dürfte: Die Serie tut es "Alien: Romulus" gleich, bewegt sich weg vom hyperstylischen, cleanen Look der Kinoprequels "Prometheus - Dunkle Zeichen" und "Alien: Covenant" hin zur abgenutzten, aus heutiger Sicht altmodisch wirkenden Optik der Reihenanfänge. Die Technik - selbst in Kavaliers geheimem Forschungslabor - sieht nicht nach Apple aus, ist stattdessen oft sehr klobig. Gleichzeitig werden aber moderne Entwicklungen sinnvoll in die Geschichte integriert. So kann man auch hier unter anderem problemlos auf Bildschirmen herumwischen. Der Spagat zwischen Retro-Charme und Zukunftsvision gelingt - und ist ein weiterer Grund, warum Noah Hawleys Klassikererweiterung in den Bann zieht.
Die Serie "Alien: Earth" startet hierzulande in der Nacht vom 13. August mit den ersten beiden Folgen auf Disney+. Anschließend wird jede Woche eine neue Episode veröffentlicht.
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