Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung
Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für
- E-Mail-Adresse
- Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
- Fragen & Antworten

Ein Flugzeugabsturz. Fast 200 Tote. Nur einer überlebt: der 12-jährige Edward. Wie er dieses Trauma bewältigt und wie es den Angehörigen der Verunglückten ergeht, das hat Ann Napolitano in ihrem Romanbestseller "Dear Edward" erzählt. Jetzt hat
Die Miniserie
"Dear Edward" mischt das nun zusammen, lässt Zweiteres aus Ersterem folgen. Im Mittelpunkt stehen nicht die Abgestürzten, sondern ihre Angehörigen; wie sie mit dem Verlust umgehen und was für ihre Leben daraus folgt, im Positiven wie Negativen. Fokusfigur ist dabei der titelgebende Junge, der den Crash überlebt, dessen Eltern bei dem Absturz aber ebenso ums Leben kommen wie sein Bruder. Die Medien labeln ihn als Miracle Boy, die Menschen schreiben ihm fortan (siehe Titel) Briefe, in denen er zum Bezugspunkt ihrer unausgesprochenen Probleme, Wünsche, Sorgen wird.
Doch in den ersten Episoden von "Dear Edward" geht es darum noch gar nicht. Napolitanos Roman heißt auf Deutsch "Der Morgen davor und das Leben danach", und in der Serie nimmt "der Morgen davor" ungefähr die erste Folge und "das Leben danach" den Rest in Anspruch. Der in Colorado abstürzende Flieger war auf dem Weg von New York nach Los Angeles; zu diesem fiktiven Unglück inspirieren ließ sich Napolitano vom Flug 771 der Afriqiyah Airways, der im Jahr 2010 in Libyen zu Boden ging - auch damals überlebte nur ein kleiner Junge.

Die Stunden vor der Katastrophe bilden also den Auftakt der Serie, die, wie sich schnell herauskristallisiert, die Schicksale mehrerer Angehörigenfamilien verfolgt, Schicksale, die sich mal nur sacht berühren und mal mehr miteinander zu tun bekommen. Edward selbst wird als Quasi-Wunderkind eingeführt, das brillant Klavier spielt und von seinen Eltern in New York zu Hause unterrichtet wird. Zum Glück spielt Newcomer Colin O'Brien den Zwölfjährigen sehr bodenständig, nie zu niedlich oder abgehoben. Edward ist ein schmächtiger, unsicherer Junge mit rötlichen Locken - tatsächlich der Letzte, von dem man vermuten würde, dass er einen Flugzeugabsturz überleben könnte. Sein Bruder Jordan (auch gut: Maxwell Jenkins aus
Das Heilungsthema, das "Dear Edward" zugrunde liegt, dürfte an dieser Konstellation am eindeutigsten durchdekliniert werden: Die verzagte Lacey kann ihrem Dasein ausgerechnet dadurch neuen Sinn verleihen, dass ihr das gewünschte Kind gleichsam vom Schicksal ins Haus geliefert wird. Taylor Schilling kann dabei ihre ganze Bandbreite zeigen und macht das sehr gut: von am Boden zerstört über ratlos bis irritiert und offbeat-komisch, etwa wenn ihr eine Ärztin befiehlt, den unterernährten Ziehsohn endlich "mit Kalorien vollzupumpen" - und sie als ernährungsbewusste Vegetarierin mit ihm widerwillig Fastfood einkaufen geht.
Lacey besucht zudem eine Trauergruppe, in der sich auch andere Angehörige versammeln, darunter Dee Dee (Connie Britton, die hier nach "Friday Night Lights" erneut in einem Jason-Katims-Projekt mitwirkt). Die blonde Wohlstandslady mit Schickeria-Appeal hat bei dem Unglück ihren Mann verloren, und sowohl sie selbst als auch die auf eine Edel-Uni gehende Tochter Zoe (Audrey Corsa aus

Tiefe Trauer ist darin nun mal das Thema. Es wird viel geweint, und das Publikum müsste schon aus Stein sein, wenn es davon nicht gerührt wäre. Und ansonsten helfen die Macher um die Regisseure Fisher Stevens und Allison Liddi-Brown musikalisch nach. Mir persönlich fällt kaum eine Dramaserie ein, in der die Bilder zuletzt dermaßen mit Popmusik zugesuppt worden wären wie in "Dear Edward". Schlimme Dinge sind passiert? Sufjan Stevens! Jemand ist wütend? Punk! Jemand radelt durch den Park? George Ezra!
Bei vielen Szenen hätte man sich da deutlich mehr Zurückhaltung gewünscht, denn dieses kuratierte Tränenziehen via Soundtrack wirkt so, als hätten die Darsteller, die wahrlich nichts zu wünschen übriglassen, emotionaler Stützräder bedurft, um die Szenen so emotional zu gestalten, wie es sich die Produzenten (zu denen auch Ann Napolitano höchstselbst gehört) wünschen.
Zur Trauergruppe zählt des Weiteren Adriana (Anna Uzele), Enkelin und Assistentin einer ebenfalls beim Absturz gestorbenen Kongressabgeordneten. Sie hatte der Politik eigentlich schon abgeschworen, aber man muss nicht lange warten, ehe sie sich wieder umentschieden hat. Bekanntschaft macht Adriana unterdessen - ebenfalls über die vom schlurfigen Milo (Douglas M. Griffin aus
Die Edward-Lacey-Konstellation wird mit dieser Kojo-Becks-Beziehung also bereits variiert, und tatsächlich fragt man sich schon bald, was genau "Dear Edward" eigentlich erzählen will und vor allem, warum die eindeutig überbevölkerte Serie so viel parallel erzählt. Die Edward-Story wäre ja eigentlich schon genug: Wie kann der Junge sein doppeltes Trauma überwinden (den Absturz selbst miterlebt UND die komplette Kernfamilie verloren zu haben), wie kann er gleichzeitig seiner Tante helfen?
Passenderweise gibt es dazu ein cooles Nachbarsmädchen (Eva Ariel Binder aus

Doch schon die Story um Adriana wirkt, als fände sie ganz woanders statt, der Bezug zu Edward kommt schon in den ersten Episoden abhanden. Gleiches gilt für die schwangere Linda (Amy Forsyth,
Erschwerend kommt hinzu, dass die Serie optisch zu glatt daherkommt, eine Krankheit, die sie mit vielen US-Independentfilmen der letzten Jahre teilt: schicke, stimmungsvolle Bilder mit pittoresken Blendenflecken im tiefstehenden Sonnenlicht, dazu ein Personal, das sich (fast) ausschließlich aus attraktiven, gut gebauten, von wirtschaftlichen Sorgen unbefleckten Menschen rekrutiert. Orientiert sich Apple da am Selbstbild der eigenen Kundschaft? Nun, die passende musikalische Playlist wird jedenfalls großzügig über die Bilder gegossen.
Das sind also die problematischen Seiten einer Serie, die sich ansonsten durchaus lohnt: Das Thema Trauer wird mit großem Ernst und humanistischer Empathie umkreist. Das sind Eigenschaften, die man aus den Serien von Jason Katims sowieso kennt. Der erfrischende Humor allerdings, den seine letztjährige, von Amazon leider schnell gecancelte Autismus-Dramedy
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei Episoden von "Dear Edward".
Die zehnteilige Miniserie "Dear Edward" wird bei Apple TV+ seit Anfang Februar veröffentlicht.
Über den Autor
auch interessant
Leserkommentare
Meistgelesen
- "NCIS: Sydney" findet weitere deutsche Sendeheimat
- "Ein Hof zum Verlieben": Neue Sat.1-Serie verpflichtet "Rote Rosen"-Star
- "Unsere kleine Farm": Das ist die neue Familie Ingalls
- "Revival": Termin und Trailer für neue Serie mit "Wynonna Earp"-Star Melanie Scrofano
- "Saint-Pierre": Neuer Inselkrimi von "Death in Paradise"-Star erhält Verlängerung
Neueste Meldungen
Specials
- 75 Jahre ARD: Wie das Öffentlich-Rechtliche die Liebe zur US-Serie pflanzte
- Die 7 wichtigsten Serien im Mai
- "Adolescence": Peinigende Perspektiven auf eine unfassbare Gewalttat
- "Eternauta": Leichen pflastern ihren Weg
- 40 Jahre RTL: "Mein RTL" mit dem "A-Team" und "Alles Nichts Oder?!"
- "Beyond Paradise" übertrifft "Death in Paradise"
- "A Very Royal Scandal" über Prinz Andrew zählt zu den besten Serien
Neue Trailer
- "Squid Game": Erster Trailer zur letzten Staffel veröffentlicht
- "Navy CIS"-Spin-off "NCIS: Tony & Ziva" mit erstem Trailer
- "The Bombing of Pan Am 103": Trailer zu Netflix' Lockerbie-Serie mit "Suits"- und "Sex Education"-Stars
- Dann öffnet "Hell Motel" mit "Slasher"-Star Eric McCormack seine Pforten
- "Art Detectives": Neue Krimiserie von und mit Stephen Moyer ("True Blood") mit Starttermin
Die Vorschau - Unser neuer Podcast
