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Die Jugendlichen im Keller und ihre beliebten Vorgänger passen gut zum Streamingdienst
Neue Generation hat Spaß im Keller - v. l. n. r. auf dem Sofa: Nikki (Sam Morelos), Gwen (Ashley Aufderheide), Leia (Callie Haverda), Ozzie (Reyn Doi) - stehend: Jay (Mace Coronel) sowie Nate (Maxwell Acee Donovan)
Patrick Wymore/Netflix
TV-Kritik/Review: "Die wilden Neunziger!": Wie gut gelingt "Die wilden Siebziger"-Fortsetzung von Netflix?/Patrick Wymore/Netflix

 "Die wilden Neunziger!" könnten die nächste Generation fesseln. Das Vorbild  "Die wilden Siebziger" lief von 1998 bis 2006 erfolgreich im US-Network FOX - unter dem Originaltitel "That '70s Show". Jetzt wollen andere Jugendliche ihre Altersgefährten und Fans der früheren Sitcom erobern. Die Zielgruppe von Netflix passt jedenfalls zu den schrägen Typen und Situationen, die auf Englisch als "That '90s Show" gestreamt werden.

Die neuen Teenager in einer Kleinstadt in Wisconsin wirken zunächst etwas braver als die damaligen Kids - aber sie drehen bald auf. Der sechsköpfigen Gruppe gelingt es schnell, das Publikum zu umgarnen. Schlau und ein wenig naiv erlebt Leia Forman (Callie Haverda) einen herrlichen Sommer bei ihren Großeltern Kitty (Debra Jo Rupp) und Red Forman (Kurtwood Smith), die schon in der alten Serie zahlreiche Höhepunkte setzten. Die beiden Rentner modifizieren ihren Charakter, und ihre Dialoge treffen erneut ins Schwarze. Trotzdem erdrücken sie nicht die jüngeren Figuren. Kitty lädt die Kids ein, die gemütliche Rumpelbude im Keller als Treffpunkt zu wählen. Red motzt über diese Invasion in seinem Haus, doch die Herausforderung durch nervige Halbwüchsige lässt ihn aufblühen.

Kitty und Red bleiben nicht alleine als Erwachsene. Schnell strapaziert Nachbarin Sherri Runck (Andrea Anders;  "Episodes") die Nerven von Red, indem sie die Küche benutzt oder beim Ehepaar duscht. Kitty hingegen freut sich über eine neue Freundin. Ebenso liebt sie die seltenen Besuche ihres Sohnes Erik (Topher Grace), der zusammen mit Tochter Leia und Gattin Donna (Laura Prepon) direkt in der ersten Folge auftaucht: Sie erinnern an ihre eigenen Erfahrungen in den 70er-Jahren, als sie mit Freunden im Keller herrlichen Unfug quatschten. Dass Leia nicht mit ihm ins Weltraum-Camp ziehen und stattdessen eigene Abenteuer erleben will, verstört Vater Eric zeitweilig. Im weiteren Serienverlauf nehmen Donna und Eric vorlieb mit erfrischenden Kurzauftritten.

Red (l.) und Eric treten zur Seite, als Kitty Enkelin Leia begrüßt
Red (l.) und Eric treten zur Seite, als Kitty Enkelin Leia begrüßt Patrick Wymore/Netflix

Auch Michael Kelso (Ashton Kutcher;  "The Ranch") sagt kurz "Hallo", bevor er seine geliebte Jackie (Mila Kunis) zum zweiten Mal heiraten will. Viele bekannte Charaktere aus "Die wilden Siebziger!" begegnen den Jugendlichen, zum Beispiel Dauerkiffer und Hippie Leo (Tommy Chong). Nur Bad Guy Steven Hyde bleibt verschwunden - wahrscheinlich wollten die Macher seinen Darsteller Danny Masterson umgehen, weil der seit Jahren immer wieder wegen Vergewaltigungsvorwürfen vor Gericht steht und ihm im Fall einer Verurteilung eine lange Haftstrafe droht. Aber wer vermisst ihn, wenn Fez (Wilmer Valderama) als Chef einer Kette von Frisör-Salons nicht alleine Kitty fasziniert? Kurz irritiert die Wandlungsfähigkeit des Schauspielers, der als Agent Nick Torres in  "Navy CIS" eher cool als komisch erscheint.

Fez verwandelt seine Schwäche für Kitty in eine moderne Frisur
Fez verwandelt seine Schwäche für Kitty in eine moderne Frisur Courtesy of Netflix

Callie Haverda in der Hauptrolle als Kittys Enkelin Leia sowie Ashley Aufderheide als ihre punkige Freundin Gwen Runck überzeugen in "Die wilden Neunziger!" sofort mit ihrer Präsenz. In der Runde der neuen Hauptcharaktere folgt Ozzie dem Immigranten Fez als Außenseiter nach: Sein Darsteller Reyn Doi präsentiert den einfühlsamen und spöttischen Schwulen originell. Nate (Maxwell Acee Donovan) schlägt den Bogen zur rebellischen und loyalen Gwen in der Runde, denn die beiden Teenager sind Geschwister - und ihre Mutter Shelli hat sich ja selbst bei Kitty und Red eingeladen.

Eric und Donna träumen von alten Zeiten
Eric und Donna träumen von alten Zeiten Patrick Wymore/Netflix

Jay Kelso wirft gleich ein Auge auf Leia, als sie bei Kitty und Red für den Sommer einzieht und Freundschaften knüpfen will. Leia erwidert zwar das Interesse, begegnet dem Mädchenschwarm aber mit gesundem Misstrauen. Ihre Skepsis ist berechtigt, denn der Junge hat einige schlechte Eigenschaften von seinem Vater Michael Kelso übernommen. Leia will nach ihren eigenen Regeln spielen, was ihrer neuen Freundin Gwen gefällt. Jays Reaktion darauf verkörpert sein Darsteller Mace Coronel geschickt; bei ihm ist die Erfahrung als Kinderstar aus der zweiten Reihe zu spüren:  "Nicky, Ricky, Dicky & Dawn" diente seinerzeit als Schauspielschule. Bei den Nachwuchstalenten treffen Unbekümmertheit und beginnende Professionalität zusammen. Davon profitieren die Zuschauerinnen und Zuschauer.

Nate steht unter dem Pantoffel von Nikki (Samantha Morelos), die wesentlich ehrgeiziger und intelligenter als ihr Freund handelt. Das Paar nervt die anderen Kids durch ihre ständige Knutschereien. Zeigt sich da ein Muster? Die Beziehung zwischen den beiden Teenagern ähnelt dem Verhältnis zwischen Jackie und Michael in den 70er-Jahren. Trotzdem kopiert das aktuelle Duo nicht die stressigen Wechselspiele aus dem sexuellen Aufbruch der Vergangenheit. Die Charaktere Nikki und Nate ziehen ihr eigenes Ding durch, selbst wenn manche Konflikte und Verhaltensweisen an die damaligen Zeiten erinnern.

Seltsamer Rauch umwölkt Nikki und ihren Freund Nate
Seltsamer Rauch umwölkt Nikki und ihren Freund Nate Courtesy of Netflix

Diese Absichten passen zum Showrunner Gregg Mettler ( "Man with a Plan") sowie zu den Erfindern von "That '70s Show" Bonnie und Terry Turner ( "Hinterm Mond gleich links"): Zusammen mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen kochen sie keinesfalls ihre alten Gerichte nochmal auf, sondern wandeln ihre Rezepte raffiniert ab. Geblieben sind etwa die kuriosen Zwischeneinblendungen, die mitunter einen Drogenrausch simulieren. Auch der aufgemotzte Titel-Song geht - wie im Original - ordentlich ins Ohr. In der neuen Sitcom sind weiterhin keine aufgeblähten Handlungen zu erwarten: Bereits in "Die wilden Siebziger!" begeisterten eher die Atmosphäre, das Lebensgefühl und die lustigen Sprüche.

Ozzie telefoniert mit seinem Freund - an den niemand glaubt
Ozzie telefoniert mit seinem Freund - an den niemand glaubt Courtesy of Netflix

Bei so einem originellen und unterhaltsamen Ergebnis darf Netflix gerne ein erfolgreiches Konzept nochmal aufgreifen. Ohnehin rollt die Retro-Welle weiter - nicht nur in der Comedy sind Fortsetzungen erschienen oder starten demnächst. Ob  "Night Court" und andere Produktionen nach früheren Konzepten ebenso gelingen, wird sich schnell zeigen. "Die wilden Neunziger!" verbreiten jedenfalls gute Laune und machen Spaß. Zudem vermitteln sie der jüngeren Generation den Zeitgeist ihrer Eltern.

In Deutschland hat diese Idee von "Die wilden Siebziger!" nicht so gut funktioniert: RTL und Kabel 1 setzten die Sitcom mit mäßigem Erfolg ein, bevor sie auf Comedy Central in Dauerschleifen strandete. Netflix hat die Vorlage hingegen mit beachtlichem Zuspruch verwertet - besonders im Heimatland USA. In Deutschland erwartet das TV-Publikum vielleicht nicht solch ungewöhnlichen Serien im Free-TV. Oder die Sender können mit diesem Material nichts anfangen und schieben es in miese Programmzeiten. Jedenfalls lohnt es sich, "Die wilden Neunziger!" bei Netflix zu streamen.

Dieser Text beruht auf Sichtung von vier Episoden der Sitcom "Die wilden Neunziger!".

Meine Wertung: 4/5

Die zehnteilige Auftaktstaffel der Sitcom "Die wilden Neunziger!" steht seit dem 19. Januar 2023 auf Netflix bereit. Der Vorläufer "Die wilden Siebziger" wird derzeit weder im klassischen Fernsehen noch im Pay-TV oder bei einem Streaming-Dienst eingesetzt.


 

Über den Autor

Seit 2016 hat Stefan Genrich Websites entwickelt und an einer Hochschule unterrichtet. Vor einer siebenjährigen Pause bei TV Wunschliste würdigte er das weihnachtliche TV-Programm im United Kingdom: Sein Herz schlägt für britisches Fernsehen. Daher verfolgt er jeden Cliffhanger von „Doctor Who“. Der Journalist kritisiert nebenberuflich Serien. Ihn ärgern Mängel bei ARD und ZDF – oder er genießt „Tagesthemen“ sowie „Nord bei Nordwest“. Frühe Begegnungen mit „Disco“ und „Raumschiff Enterprise“ haben Spuren hinterlassen. Später scheiterte Stefan beim Versuch, die Frisur von „MacGyver“ zu kopieren. Wegen „Star Trek: Strange New Worlds“ und „1923“ mag er Paramount+.

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Leserkommentare

  • Spenser schrieb am 25.01.2023, 05.31 Uhr:
    Muss mich dem Autoren Herrn Genrich nur voll und ganz anschliessen! Mir hatte diese Serie auch sehr gefallen, obwohl ich anfangs skeptisch war, als großer Fan der "wilden 70er". Doch diese Serie ergänzt das Original wunderbar und zeigt, dass die Zutaten von einst auch heute noch prächtig funktionieren. Schade wegen Danny Masterson...aber wegen seiner Eskapaden war es natürlich zu erwarten gewesen, dass er nicht dabei sein wird. Aber - man hätte wenigstens einen Satz verlieren können, was aus dem Charakter geworden ist. Wäre natürlich schön gewesen, wenn die "alten Haudegen" mehr Gastrollen bekommen hätten - wohl auch eine Kostenfrage, da ein Ashton Kutcher, eine Mila Kunis und ein Topher Grace sicher nicht gerade wenig an Gage verlangen und Laura Prepon und Wilmer Valderrams günstiger waren, weswegen die je 3x dabei waren :) Aber schön, dass auch Tommy Chong und Don Stark nochmal auftreten durften. Auch schön fürs deutsche Ohr war, dass man alle damaligen Synchronsprecher wieder gewinnen konnte (ausser Kurtwood Smith aka Red Forman, da Erich Ludwig ja im letzten Juni verstorben war). Sogar bei Wilmer Valderrama hatte man seinen damaligen Sprecher Matthias von Stegmann geholt und nicht Tim Knauer, seinen Sprecher aus "NCIS".
  • Tim Burns schrieb am 20.01.2023, 12.08 Uhr:
    Kann man sich anschauen aber wird nie das Potenzial der 70er erreichen.
    Hab Staffel 1 durch und die besten Jokes kamen durch die Auftritte der alten Darsteller.
  • invwar schrieb am 20.01.2023, 10.25 Uhr:
    Die Serie war nur mäßig erfolgreich in Deutschland? Also bei mir, damaligen Zielpublikum war die schon recht einflussreich. Niemals im Scrubsausmaß, aber war definitiv ein Must-Watch gewesen.
  • Tardes70 schrieb am 19.01.2023, 19.57 Uhr:
    Also, ich fand "Die wilden 70's" schon sehr gut, bei "Die wilden 90's" brauchts noch ein wenig Aufwärmphase. Wobei mich die Kurzauftritte von der alten Serie, insbesondere von Laura Prepon, gespannt war. Sie hat sich sehr verändert. Natürlich ging auch Ihr Alter nicht daran vorbei. Reifer, aber ein wenig dünner. Die alte Donna Pinciotti gefiel mir um einiges besser. Auch wenn ich bereits 10 jahre älter als Laura Prepon bin, hab ich mich doch ein wenig verliebt (zum Glück nur leicht - leichte Teenagergefühle blühen auf). Jedenfalls, die neue Serie mit Kitty & Red (Pro&Contra) geben wieder die richtige Würze in die Geschichte.