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TV-Kritik/Review: "Echo 3": Entführungsthriller mit Actioneinlagen und politischen Untertönen ist schludrig erzählt
(23.11.2022)
Adrenalingetränkte Spannungsstoffe mit politischem Einschlag sind das Markenzeichen des Journalisten und Drehbuchautors Mark Boal, der für sein Skript zu Kathryn Bigelows
Die wegen der Feier in der Luft liegende Anspannung fangen der kreative Strippenzieher Boal, Regisseur Pablo Trapero (
Bereits während der Party streicht die Serie die Differenzen zwischen den hier aufeinanderprallenden Klassen heraus. Prince hat einen elitären Hintergrund, sein Vater (Bradley Whitford) treibt Handel mit der Armee, verkehrt in höchsten Kreisen und bringt beim Tanzen mit der Braut auf durchaus übergriffige Weise das Thema "Kinder" aufs Tapet. Schließlich muss das Imperium gesichert werden.
Amber dagegen stammt aus einer Hillbilly-Familie, in der Gewalt, das deuten kryptische Flashbacks an, eine große Rolle gespielt hat. Während sich ihr Bruder, ihre offenbar größte Vertrauensperson, recht überzeugend auf dem Parkett der Oberschicht bewegt, fühlt sich ihre, wie wir etwas später erfahren, mit Suchtproblemen kämpfende Mutter (Valerie Mahaffey) fehl am Platz. Die unterschiedliche Herkunft der Eheleute kommt in den ersten drei Episoden immer mal wieder zur Sprache. Noch tragen die Informationen aber nicht dazu bei, dass die Figuren überdurchschnittlich plastisch werden würden.
Die eigentliche Handlung setzt ein, nachdem Prince und Bambi von einer aus dem Ruder gelaufenen Befreiungsaktion in Afghanistan zurückgekehrt sind. Der aufflammende Konflikt zwischen den beiden - Ersterer beschuldigt Letzteren für den Tod eines Kameraden mitverantwortlich zu sein - gerät fürs Erste aus dem Blickfeld, da sie sich plötzlich zusammenraufen müssen, um Amber zu retten. Die Wissenschaftlerin, die auf der Suche nach Heilmitteln gegen Drogenabhängigkeit Feldforschung in Kolumbien betreibt, befindet sich nämlich in der Gewalt von Untergrundkämpfern.
Deren Misstrauen ist in besonderem Maße geweckt, weil die US-Amerikanerin einen Funksender bei sich trägt, der eigentlich dafür gedacht ist, Lawinenopfer aufzuspüren: Gegen ihren Willen hat Prince das Gerät in ihrem Rucksack versteckt. Immerhin will ein echter Mann seine Frau stets in Sicherheit wissen. Ironischerweise bringt sein fragwürdiges Handeln die Gattin nur noch mehr in Gefahr, vermuten die Rebellen doch, dass sie eine Agentin der CIA sei.
Mehrfach blitzt in "Echo 3" Kritik an klassisch maskulinen Verhaltensweisen und Lösungsstrategien auf. Prince glaubt, Amber aus der Ferne unbedingt auf Schritt und Tritt verfolgen zu müssen. Und zusammen mit Bambi ist er sich nach der Entführung natürlich sofort einig, dass es keine andere Wahl gibt, als selbst zur Tat zu schreiten - was die Serie mit pumpender Musik untermauert.
Das Duo, das Teil einer für komplizierte Operationen ausgebildeten Truppe ist, benimmt sich nach der Ankunft in Südamerika allerdings bisweilen wie die Axt im Walde, agiert erstaunlich kurzsichtig - und setzt damit, wenn man das Ganze einmal genau durchdenkt, das Leben der Geisel massiv aufs Spiel. Wahrscheinlich wollen die Macher im Auftreten der beiden Soldaten die zweifelhafte Interventionspolitik der USA spiegeln. Das brachiale Vorgehen der beiden erfahrenen Militärs kratzt aber durchaus etwas an der Glaubwürdigkeit der Charaktere.
Die Herablassung, mit der Nordamerikaner anderen Nationen, vor allem weniger entwickelten Ländern, gerne begegnen, bricht auch in den Gesprächen hervor, die Amber mit Graciela (Maria Del Rosario) und Fami (Sofia Buenaventura), zwei Mitgliedern der Rebellengruppe, führt. Obwohl sie sich in einer ungünstigen Lage befindet, provoziert die Forscherin die jungen Frauen und riskiert so drastischere Maßnahmen. Hauptfiguren mit unsympathischen Eigenschaften auszustatten, sie ambivalent zu gestalten, ist äußerst fruchtbar, verleiht Geschichten Tiefe. "Echo 3" schafft es bislang jedoch nicht, die Protagonisten wirklich interessant zu zeichnen.
Ähnliches gilt für das Nebenpersonal. Die in den Fall involvierte kolumbianische Journalistin Violetta Cadiz (Martina Gusman) erhält etwas Backstory, gewinnt aber noch kein richtiges Profil. Und auch die beiden oben erwähnten Entführerinnen werden ein wenig herausgehoben, ohne facettenreich zu sein. Überhaupt ist die Serie sehr diffus, was die Ziele und Ideale dieser neugebildeten Guerillaeinheit anbelangt. Nach drei Folgen weiß man nicht viel mehr, als dass sie die Regierung für verdorben hält und die Bevölkerung anstacheln will. Den komplexen soziopolitischen Verhältnissen im Norden Südamerikas wird die Handlung erst einmal nicht gerecht, bleibt zu sehr an der Oberfläche, auch wenn viele unterschiedliche Parteien in der Angelegenheit mitmischen.
Einige kompetent arrangierte Actionsequenzen heben die Spannung an. Gleichzeitig fällt allerdings auf, dass der Plot oft nur deshalb vorankommt, weil sich die Beteiligten blauäugig bis laienhaft verhalten. Obwohl anders behauptet, wirkliche Profis, diesen Eindruck nimmt man nach den Auftaktepisoden mit, sind hier auf allen Seiten eher nicht am Werk.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten drei von insgesamt zehn Folgen der Serie "Echo 3".
Die ersten drei Episoden der Serie "Echo 3" sind seit dem 23. November bei Apple TV+ verfügbar. Danach erfolgt eine Veröffentlichung im Wochenrhythmus.
Leserkommentare
ped3 schrieb am 26.01.2023, 14.33 Uhr:
@Vritra : Wow, was für ein qualifizierter Beitrag ( Ironie off ) . Vielleicht verstehen Sie aber nur nicht, was xena123 geschrieben hat . Einfach moch einmal in Ruhe lesen.xena123 schrieb am 28.11.2022, 07.38 Uhr:
"Mehrfach blitzt in "Echo 3" Kritik an klassisch maskulinen Verhaltensweisen und Lösungsstrategien auf."
"Die Herablassung, mit der Nordamerikaner anderen Nationen, vor allem weniger entwickelten Ländern, gerne begegnen,..."Die Kritik am "Alten weißen Mann" ist herauszulesen und reiht sich ein in das Diktat, jede Ausstrahlung zu einer erwachsenenpädagogischen Meaculpa-Show zu drehen.
Dabei ist das Publikum längst müde von nervtötender Moralberieselung und Schuldzuweisungen.
UND: Nirgends zieht es die Menschen aus aller Welt so dermaßen hin, als in die Länder, dessen Fortschritt, Humanismus, Wohlstand, Recht und Freiheit von eben diesen "Alten weißen Männern" erschaffen wurde.
Es wird immer schwerer authentisch zu erklären, wenn genau aus diesen Reihen (jaja, auch nur "Der alte weiße Mann" kritisiert "Den alten weißen Mann") dann auch gebetsmühlenartige Kritik gegen Länder und Lebensweisen von den USA, Kanada, Australien und Nordeuropa kommt und islamistisch fundamentalistische Staaten, afrikanische Folterdiktaturen oder sozialistische Schreckensherrschaften als "besser" dargestellt werden.
Bei aller Kritik an dem Bestreben ALLER Staaten, für sich einen Vorteil herauszuholen:
Nirgends werden Gleichstellung, Minderheitenrechte und soziale Gerechtigkeit so hoch gehalten, wie in den Staaten, die "Der alte weiße Mann" aufgebaut hat. Nicht einmal annähernd!
Und man sollte eher nicht müde werden, der Welt zu erklären, dass das besser ist, anstatt den Kim Jong-uns, Xi pings, Putins, Obiangs, Kagames, Dutertes, Assads, Maduros und Lukaschenkos mit Selbshass in die Hände zu spielen.Vritra schrieb am 30.11.2022, 17.57 Uhr:
Sorry, aber dein Kommentar ist völliger Bullshit...
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