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TV-Kritik/Review: "Leanne": Verlassene Ehefrau zwischen Beckenbodenübungen und Menopause

(31.07.2025)

Viel hat sich noch nicht geändert, auch wenn gerade in den letzten Jahren oft darüber gesprochen wurde: Ab einem gewissen Alter sind spannende und komplexe Frauenrollen im Film- und Fernsehgeschäft rar gesät. Sicher, Stars wie Meryl Streep oder Nicole Kidman arbeiten fleißig weiter, spielen teils aufregende Charaktere. Häufig werden weibliche Figuren in der zweiten Hälfte ihres Lebens aber in den Hintergrund gedrängt, sind nicht die Dreh- und Angelpunkte der Erzählungen. Umso bemerkenswerter ist es, wenn hier und da doch einmal Geschichten über die Erfahrungen reiferer Frauen grünes Licht erhalten. Zuletzt etwa die für den deutschen Streamingdienst Joyn in Auftrag gegebene Serie
Ein bisschen wirkt die neue Sitcom wie das weibliche Pendant zu Lorres früherer Netflix-Produktion

Vor ihren Eltern Margaret (Celia Weston) und John (Blake Clark), die Bill in ihr Herz geschlossen haben, will Leanne das Ende der Beziehung zunächst verheimlichen. Doch schnell sieht sie sich gezwungen, die Wahrheit auszusprechen. Nach Jahrzehnten der Hingabe fällt es Leanne schwer, sich neu zu orientieren, wieder auf einen anderen Menschen einzulassen. Dennoch drängt ihre furchtlose Schwester Carol (Kristen Johnston), die schon zwei Ehen hinter sich hat, darauf, alten Ballast abzuwerfen und sich wieder ins Abenteuer zu stürzen.
So weit die Ausgangslage der Netflix-Sitcom, die sich mit ihren jeweils knapp 20-minütigen Folgen ganz gut weggucken lässt. Grundlage der vorliegenden Kritik sind die ersten acht von insgesamt 16 Episoden. Längen tauchen bis zur Hälfte nicht auf. Ebenso wenig ist "Leanne" aber ein Feuerwerk der grandiosen Gags und klugen Einsichten. Was zügig auffällt: Zwischen Leanne Morgen und Kristen Johnston stimmt, wie man so schön sagt, die Chemie. Ohne Probleme nimmt man den beiden die ungleichen Schwestern ab, auch wenn ihr Spiel manchmal etwas überzogen wirkt. Carol versprüht reichlich hemdsärmeligen Pragmatismus, während die emotional getroffene Leanne anfangs hadert und zaudert. Einen ersten Ausweg aus ihrem Dilemma findet sie ausgerechnet dank Carols aktuellem Lover Dylan (Blake Gibbons), der unverhofft und auf kuriose Weise den charmanten Andrew (Tim Daly) in das Leben der verlassenen Ehefrau, Mutter und Oma treten lässt.
Worauf die Serie mitunter etwas zu penetrant und salopp herumreitet, ist das Gewicht ihrer Protagonistin. Nach dem ersten Schock und einigem Frustessen will sich die auch von den Symptomen der Wechseljahre geplagte Leanne wieder in Form bringen, um sich noch einmal so zu fühlen wie vor 30 Jahren. Ihre Kurven sollte sie behalten, da gerade Straßen alles andere als aufregend seien, heißt es einmal. Und überhaupt sei die Sehnsucht nach der Jugend Quatsch, weil man sich auch damals oft nicht wohl in seiner eigenen Haut gefühlt habe, äußert Carol an anderer Stelle. Zu wenig adressiert "Leanne" in den ersten Folgen jedoch, wo das eigentliche Problem liegt: Noch immer werden viele Frauen in der Gesellschaft nach Aussehen oder körperlichen Merkmalen beurteilt und in Schubladen gesteckt - was wiederum zu einer überzogen kritischen, ungesunden Selbstwahrnehmung führt.

Das Niveau der Gags pendelt zwischen den Extremen. Manche Pointen sind gelungen, haben Hintersinn. Andere dagegen geraten platt bzw. riechen ganz schön abgestanden wie ein sich überdeutlich abzeichnendes Urin-Missgeschick. Lustig ist zum Beispiel, dass Leannes Sorgentochter Josie (Hannah Pilkes), als sie von der Trennung ihrer Eltern hört, darin sofort eine Entschuldigung für ihr verkorkstes Leben sieht. Schließlich sei sie ein Scheidungskind! Witzig auch, dass Carol in der ersten Nacht nach dem Schock Bill im Ehebett ihrer Schwester "doubeln" soll. Leanne braucht die gewohnte Geräuschkulisse - Furzen und Schnarchen inklusive. Köstlich amüsieren kann man sich zudem über eine Szene, in der die alte Vertrautheit zwischen der Titelheldin und ihrem Gatten zu Tage tritt. Als Bill auf Reisen gehen will, versorgt ihn Leanne mit allen notwendigen Dingen: Ausweis, Nackenhörnchen - und einem Kuss. Bestimmte Rituale legt man nicht so einfach ab!
Die Unterschiede zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen den Generationen bespielen Lorre, McMartin und Morgan über Leannes Eltern. Denn mit vielen modernen Entwicklungen stehen die beiden konservativen Südstaatler auf Kriegsfuß. Kinotickets auf dem Handy? Irgendwie verrückt! Das Smartphone könnte ja ins Klo fallen. Frauen, die Flugzeuge steuern oder als Anwältinnen ihr Geld verdienen? Das gibt es doch nicht wirklich! Mit seinem rauen Charme mag sich Redneck-Rentner John zwar zu einem kleinen Szenendieb mausern. Einige seiner reaktionären Haltungen hätte man allerdings konsequenter brechen und persiflieren sollen. Männer seien quasi auf Untreue programmiert, müssten sich sexuell austoben. Diese Plattitüde bringt auch er ins Spiel - und irgendwie scheint die Serie sie bestätigen zu wollen.
Verortet ist "Leanne" in einem blankgeputzten Suburbia-Milieu in der Stadt Knoxville im südöstlichen Bundesstaat Tennessee. Dass Leanne und die Menschen in ihrer Umgebung gläubig sind, spürt man. Aus dem Bezug zur Kirche schlagen die Macher bis zur Hälfte allerdings erstaunlich wenig komödiantisches Kapital. Überhaupt hätten sie das Setting und die persönliche Reise der Hauptfigur noch stärker verzahnen können. Blass bleiben ferner einige Nebenfiguren, vor allem Leannes Sohn Tyler (Graham Rogers), der offenbar selbst in einer unglücklichen Ehe feststeckt, und seine Schwester Josie, deren einzige Eigenschaft ihre Medikamentenabhängigkeit zu sein scheint. Einem wandelnden Klischee gleicht eine Zeitlang auch Leannes neugierige Nachbarin und Gemeindemitstreiterin Mary (Jayma Mays), bevor sie in der achten Folge etwas mehr Entfaltungsraum bekommt. Zur Halbzeit lässt sich festhalten: Chuck Lorres jüngster Streich ist ein annehmbarer Zeitvertreib. Ein neuer Sitcom-Klassiker wird "Leanne" aber sicher nicht!
Die Sitcom "Leanne" ist seit Donnerstag, dem 31. Juli auf Netflix verfügbar.
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Leserkommentare
Boris Karloff schrieb am 15.08.2025, 09.53 Uhr:
Zwei Schwestern in den 50er, leben zusammendas ist peinlich. Keine wirklich gute Gags, öde und das ständige gelache, da bin ich raus.
Vritra schrieb am 02.08.2025, 15.31 Uhr:
Ich habe die Pilot- und die erste Episode gesehen und dafür nur drei Worte: bemüht, muffig, bieder.
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