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TV-Kritik/Review: "Little Disasters": Mutterseelenallein mit der Angst
von Christopher Diekhaus(10.12.2025)

"Perfektion ist eine Illusion." Die sechsteilige Miniserie
"Little Disasters" hat eine spannende Prämisse, an die man sofort andocken kann: Was würde ich selbst an Liz' Stelle tun? Sollte man einem Menschen, den man gut kennt, nicht erst einmal die Chance geben, sich besser zu erklären? Ist es wirklich notwendig, gleich die behördliche Maschinerie in Gang zu setzen? Andererseits: Bei einem Fall wie diesem dürfen persönliche Bindungen keine Role spielen. Sind die Verletzung, eine Schädelfraktur, das verzögerte Auftauchen im Krankenhaus und die fahrigen Darstellungen der Mutter nicht höchst verdächtig? Ohne große Umwege stecken wir mittendrin im emotionalen Chaos, das erfreulicherweise schnell über die anfängliche Plattitüde zur Perfektion hinausgeht.

Im Folgenden entfaltet sich die Handlung auf drei Ebenen. Zum einen ist da die Gegenwart. Eine Sozialarbeiterin (Chizzy Akudolu) nimmt sich der Sache an, während auch die Polizei Jess' Umfeld durchleuchtet. Das Leben von vier befreundeten Familien wird plötzlich auf den Kopf gestellt. Meinungsverschiedenheiten, schwelende Konflikte treten nun deutlicher zu Tage. Rückblenden wiederum zeigen, wie eben diese Menschen sich in einem Geburtsvorbereitungskurs kennengelernt und seitdem immer mehr Zeit miteinander verbracht haben, wobei bereits ein gemeinsamer Provence-Urlaub Brüche offenbart. Was formal ins Auge sticht: Die eher warmen Farben der Flashbacks stehen im Kontrast zur kühlen, grün- und blaustichigen Gestaltung der Krankenhausszenen in der Jetztzeit. Etwas aus dem Rahmen fallen kurze interviewartige Passagen (ebenfalls in der Gegenwart), bei denen Jess' Freundinnen Liz, Mel (Emily Taaffe) und Charlotte (Shelley Conn) ihre Gedanken zum Fall direkt in die Kamera sprechen. Ein Inszenierungskniff, der zumindest in den ersten vier für diese Kritik gesichteten Episoden Fragen aufwirft: Mit wem sprechen die Frauen? Und warum? Oder gibt es gar keinen konkreten Anlass? Macht es sich Serienschöpferin und Showrunnerin Ruth Fowler (
In den Fokus rückt die Miniserie auch das in der Gesellschaft nach wie vor teils tabuisierte Phänomen der Postpartalen Depression. Gemeint ist damit nicht der umgangssprachliche Baby Blues, sondern eine schwere, länger anhaltende depressive Erkrankung, die 10 bis 15 Prozent aller Frauen nach einer Geburt entwickeln. Jess mag bislang als unermüdliche Löwenmama wahrgenommen worden sein, mag in ihrem schicken Einfamilienhaus alles in bester Ordnung gehalten haben. Mit dem dritten Kind ist sie allerdings offenbar an einen gefährlichen Punkt der Überforderung gelangt. Heimlich, still. unbemerkt von ihrem beruflich stark eingespannten Ehemann Ed (JJ Feild) und ihrem Freundeskreis hat sie gelitten - und inzwischen nicht mehr die Kraft, wie eine Maschine zu funktionieren. Unschärfen im Bild, eine übersteigerte Geräuschkulisse und überfallartige Halluzinationen lassen erahnen, wie es um ihren Halt steht. Dass man emotional immer wieder gepackt wird, ist vor allem Diane Kruger zu verdanken.

Vom deutschen Feuilleton wurde die gebürtige Niedersächsin oft nicht richtig ernst genommen. In "Little Disasters" zeigt sie als am Pranger stehende Mutter, die ihren Kindern plötzlich nur noch unter Aufsicht begegnen darf, jedoch eine aufwühlende, zunehmend eindringlicher werdende, dabei aber nie effekthascherische Performance. Besonders mit Liz-Darstellerin Jo Joyner liefert sie sich einige unter die Haut gehende Wortgefechte. Noch dazu schaffen es Kruger und die kreativ Verantwortlichen, Jess nie plump in eine Ecke zu stellen. Möglicherweise hat ihre Figur große Schuld auf sich geladen. Aber auch in den Szenen, in denen sie, wie am Ende der vierten Folge, völlig irrational agiert, kann man Verständnis und Mitgefühl aufbringen.
Deutlich plumper gerät die Zeichnung von Charlotte, einer erfolgreichen Karrierefrau, deren zweiter Kinderwunsch sich auch nach mehreren künstlichen Befruchtungen nicht erfüllt hat. Trotz dieses schmerzhaften Hintergrunds wirkt Jess' Freundin auf der Gegenwartsebene in erster Linie wie eine böse Intrigantin. Dieser Schwachpunkt und einige plakative dramaturgische Schlenker werden der mit einer Whodunit-Struktur arbeitenden Romanverfilmung allerdings nicht zum Verhängnis. Nach vier Folgen überwiegt das Interesse am Fortgang dieses geschickt zwischen psychologischem Thriller und Drama changierenden Stoffes.
Alle sechs Folgen der Miniserie "Little Disasters" sind ab Donnerstag, dem 11. Dezember auf Paramount+ verfügbar.
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