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TV-Kritik/Review: "Meme Girls": Deutsche Schulcomedy überzeugt mit starken Büchern und tollem Ensemble
von Marcus Kirzynowski(22.06.2023)

Das Leben einer Teenagerin kann so schwierig sein. Vor allem, wenn sie Influencerin ist, bei TikTok eine Followerschaft im fünfstelligen Bereich ihr Eigen nennt und dank reichen Daddys auf ein Eliteinternat geht. Naja, die Probleme fangen für Olivia, genannt Liv (Josie Hermer) erst so richtig an, als sie wegen übermäßigen Schwänzens - schließlich muss sie ständig neuen Content für ihren Kanal produzieren - von der exklusiven Privatschule fliegt und ihr Vater (Tom Keune) ihr daraufhin Internetverbot erteilt. Stattdessen meldet er sie auf einer öffentlichen Gesamtschule an und drückt ihr als Ersatz für ihr Smartphone eine alte Nokia-Krücke ohne Netzzugang in die Hand. Der Deal: Wenn Liv auf dem nächsten Zeugnis einen Notendurchschnitt von Drei erreicht, bekommt sie ihr Smartphone zurück. Liv gerät in Panik, weiß sie doch genau: Wenn ihre Follower nicht täglich neue Videos bekommen, sind sie für immer weg...
Mit seiner deutschen Eigenproduktion

Mit den Dreien landet Liv in der Schülerzeitungs-AG und macht einen weiteren Deal: Wenn sie eine regelmäßige Kolumne für die Zeitung schreibt und ihnen außerdem in Sachen Beliebtheit hilft, übernimmt Mila ihre gesamten Hausaufgaben. Aber schon bei der ersten Party einer populären Mitschülerin, auf die Liv dank ihres Influencertums gleich eingeladen wird und zu der sie die Nerds mitnimmt, führt ihr egoistisches Verhalten zur Blamage eines der anderen Mädchen. Ist es Liv doch offenbar wichtiger, ein neues Video ins Netz zu stellen, als einer Freundin aus einer peinlichen Situation herauszuhelfen. Bei der Vergeltungsaktion für das Mobbing-Verhalten der Gastgeberin kommt es dann auch noch zu einem Shitstorm im wörtlichen Sinne.
Man sollte also keinen allzu großen Ekel vor Körperflüssigkeiten aller Art haben, wenn man sich auf "Meme Girls" einlassen will. Zotiger Humor und Gags unter der Gürtellinie in Wort und Bild spielen eine nicht ganz unwichtige Rolle. Ähnlich wie seinerzeit in der grandiosen britischen Teenagerserie

Während nämlich Liv mit allen möglichen, meist unmoralischen Methoden versucht, wieder Internetzugang zu bekommen, wird klar, dass sie lange nicht so taff und selbstbewusst ist, wie sie sich gibt. Und auch die individuellen Ängste und Nöte der anderen drei Mädchen werden nach und nach auf einfühlsame Art beleuchtet. Spätestens ab der dritten Folge hat man sie eh alle ins Herz geschlossen und die Serie ihren Tonfall zwischen überdrehtem Witz und empathischer Figurenzeichnung gefunden.
Was die Headwriter Gesa Scheibner und Jonas Zimmermann hier abliefern, ist in Gänze tatsächlich wohl einer der besten deutschen Beiträge zum Genre der Schulserien: nicht ganz so politisch korrekt wie die auch tolle Funk-Produktion

Neben den gelungenen Drehbüchern tragen vor allem die jugendlichen Hauptdarstellerinnen zum positiven Gesamteindruck bei: Ihnen gelingt es durchgehend, aus den aus Comedygründen jeweils auf nur wenige Charaktereigenschaften festgelegten Figuren glaubwürdige Personen zu machen. Die schnelle Inszenierung von Benjamin Gutsche und die überzeugende Musikauswahl fügen ihren Teil hinzu.
So gibt es am Ende der Staffel eigentlich nur einen echten Kritikpunkt: Sie ist viel zu kurz! Mit nur sechs Episoden, die zudem zwischen 18 und 25 Minuten pendeln, ist die ganze Staffel kürzer als die meisten Filme, die heute so ins Kino kommen. Hatten die RTL-Verantwortlichen so wenig Vertrauen in ihr eigenes Kreativteam? Auch wegen des Cliffhangers am Schluss bleibt also die Hoffnung, dass wir bald noch viel mehr von den vier Schülerinnen zu sehen bekommen. Denn irgendwie sind solche digital erzählten Geschichten ja dann doch oft witziger als das Real Life.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der kompletten ersten Staffel von "Meme Girls".
Alle sechs Folgen von "Meme Girls" stehen ab Donnerstag, den 22. Juni auf RTL+ zum Streamen bereit - die erste auch ohne Abonnement.
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