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TV-Kritik/Review: "Prince Charming" Staffel 3: Der "Traumprinz aus dem Barbie-Märchenhaus"
Hast du 'nen Ständer?!
Zur Freude vieler startet morgen die dritte Auflage des schwulen Datingformats
Der 31-jährige Kim Tränka, Automobilkaufmann aus Bremen, ist der neue "Prince Charming". Blond, schlank und langhaarig reitet er den Strand entlang und erklärt dann, dass die Liebe für ihn so viel mehr als nur ein Gefühl
ist, nämlich ein Partner, eine Geborgenheit und zusammen ist es nachher das große Ganze
. Er ist seit Dezember 2019 Single und sucht eine Person, die sein Herz über die Show hinaus zum Tanzen bringt. Mehr noch als seine beiden Vorgänger tritt der dritte "Prinz" zwar sympathisch, aber auch sehr professionell auf, sodass es streckenweise so wirkt, als wäre er der Host des Formats und nicht derjenige, der dort selbst die große Liebe finden will.
Nach der Vorstellung des 1,96 Meter großen Hünen ziehen die Kandidaten nacheinander in die Villa ein. Und zwar wieder in dieselbe Villa auf Kreta - mit der niedrigen Gartenpforte, die so viele erst nach mehreren Versuchen öffnen können, was besonders erniedrigend sein muss, wenn man gerade final abgewiesen wurde. Nachdem aktuell in
18 Männer sind es, die sich nun präsentieren. Darunter Marketing Manager Max (25) aus Berlin, der sich im Laufe der Show noch in sein Alter Ego als Drag Queen verwandeln wird. Und Sachbearbeiter Manfred (33), der sich schon ein paar Anmachsprüche aus der Hölle fürs Kennenlernen überlegt hat (Du süße Maus
). Man ist sich nicht ganz sicher, ob man ihn in dieser ersten Folge unterhaltsam oder unheimlich finden soll. Dann ist da noch Jan (26) aus Wien, der sich als Lehramtsstudent und Besserwisser vorstellt und schnell daran zweifeln lässt, ob er seinem eigenen Anspruch gerecht wird: Dass Hamburg nicht zu Norddeutschland gehört, ist schließlich so nicht definiert - und als er Kim attestiert, dass dieser in Shorts scharfer aussähe, ist das nicht nur deshalb falsch, weil dieser eine lange Hose trug. Der 30-jährige Thomas aus Berlin spielt mit den Geschlechterrollen und kleidet sich mal sehr maskulin, mal feminin. Kleidung ist auch das Thema von Robin (23, Beruf: Berlin halt!
), der mit seinem nach Selbsteinschätzung teuren, aber billigen Style kokettiert. Der 23-jährige Polizist Lukas aus Hamburg dürfte so manches schwule Herz höher schlagen lassen. Ob er seine Uniform mitgebracht hat, bleibt aber zunächst offen. Maurice aus Köln ist mit 22 der Jüngste, Arne mit 39 Jahren der Älteste in der Runde. Spannend ist Arnes Erkenntnis, dass Kim und er sich bereits durch gemeinsame Freunde begegnet sind. Ist das für ein Kennenlernen im Rahmen der Show ein Hindernis oder gar ein Vorteil? Insgesamt scheint man diesmal mehr Wert auf die Teilnahme von People of Color gelegt zu haben. Im Vergleich mit den früheren Staffeln entsteht aber auch der Eindruck, dass diesmal ein weniger breiter Querschnitt von Bodytypes dargestellt wird.
Ein netter Dreh der Auftaktfolge ist, dass "Prince" Kim zunächst inkognito als einer der Kandidaten eingeschleust wird. So hat er die Gelegenheit, die anderen erst mal kennenzulernen - während sie keine Ahnung haben, dass sie später um ihn buhlen müssen und sich daher vermutlich noch weniger verstellen. Das ist so natürlich nur bei einem gleichgeschlechtlichen Datingformat möglich und schafft ein wenig mehr Authentizität, denn in den vergangenen Staffeln mutete es schon etwas unglaubwürdig an, dass so viele verschiedene Männer plötzlich denselben Typ Mann derart attraktiv finden sollen. Aber auch diesmal sind bemerkenswert viele Teilnehmer mehr als angetan von Kim, was wohl wiederum für das Casting spricht. Am Ende einer Runde, bei der alle Kandidaten den größten Wunsch auf ihrer Bucket List verraten, lässt Kim dann die Bombe platzen. So originell sein Auftritt auch ist, so schnell verpufft der Effekt dann wieder. Nachdem die Kandidaten die Überraschung verdaut haben, geht es nämlich schon ans vertraute Styling für die erste Gentlemen's Night. Da kommt es dann zu einem recht unangenehmen Moment, wenn Jean-Cédric (30) mit vielsagender Mimik betont, dass nicht alle Kandidaten dünn seien - und man muss unweigerlich an den respektvollen Umgang der Teilnehmer:innen von "Princess Charming" miteinander denken, die für dieses Genre neue Maßstäbe gesetzt haben. Warten wir ab, ob die schwulen Singles sich gegenseitig mit dem Respekt begegnen, den sie von der Gesellschaft zu Recht erwarten. Die Stimmung scheint diesmal zumindest bisher weniger harmoniebetont zu sein als in den vorherigen Staffeln.
Das offizielle Kennenlernen der Kandidaten und des Prinzen bei der Gentlemen's Night verläuft dann auch nicht anders als bei den bisherigen Staffeln. Es gibt die, die zunächst zurückhaltend sind, und die, die forsch zur Sache kommen - wie zum Beispiel Manfred, der gleich ein ganzes Zehnerpack Anstecker (9,95 €) als Mitbringsel dabei hat. Interessant wird es, als einer der Kandidaten den Prinzen zur Seite nimmt und ihm erklärt, dass er nicht sein Typ sei und er die Show daher verlassen möchte, um niemandem im Weg zu stehen. Bei den Mitbewerbern löst das schockierte Reaktionen aus - einer stellt gar die Frage, ob das clever sei. Natürlich geht es nicht wenigen hauptsächlich darum, ihre Instagram-Reichweite zu erhöhen oder den Sprung in die Reality-TV-Verwertungskette zu schaffen. Als Zuschauer freut man sich aber über einen Kandidaten, der offenbar wirklich nach der großen Liebe gesucht hat und dann auch noch aus Solidarität zu den anderen das Feld räumt. Umso trauriger, dass Kim ihn tatsächlich interessant gefunden hätte.
Wie eingangs vermutet, finden wir bis hierhin also alles in allem keine wirklichen Neuigkeiten auf Kreta. Und leider schaffen es auch weder der Prinz noch irgendeiner der Kandidaten, dass man auf Anhieb mit ihnen mitfiebern möchte. Bei den ersten beiden Staffeln war das noch anders. Diesmal scheint irgendwas oder irgendjemand zu fehlen. Während es bei "Promi Big Brother" gerade mit nachträglichen Einzügen weiterer Kandidaten massiv übertrieben wurde, wünscht man sich bei "Prince Charming" fast, dass noch irgendein Highlight gegen Abnutzungserscheinungen und Langeweile hinterherkommt. Aber vielleicht darf von einem Realityformat nicht mehr erwartet werden als eine Neuauflage mit anderen Gesichtern. Wer das als Gesetzmäßigkeit dieses Genres akzeptiert, kann voraussichtlich auch im dritten Wurf wieder auf seine Kosten kommen.
Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten Episode der dritten Staffel von "Prince Charming".
Der Streamingdienst TVNOW veröffentlicht die dritte Staffel von "Prince Charming" ab dem 17. August dienstags im wöchentlichen Rhythmus. VOX besorgt die lineare Free-TV-Premiere später. Insgesamt wird es neun reguläre Folgen und eine abschließende Wiedersehensshow geben.
Leserkommentare
Vritra schrieb am 16.08.2021, 17.33 Uhr:
Kein Horror? Echt jetzt? Ich kann leider nicht erkennen, was daran *kein* Horror ist. Seien es die plumpen Marketing-Sprüche (es gayt wieder los) oder die langweiligen Bewerber, die sich nicht zu schade sind um die Gunst eines aufgeblasenen und zumeist mäßig attraktiven Pseudo-Schönlings (Aber die Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters...) zu buhlen.Diese Form der Selbsterniedrigung ist in meinen Augen die Reinkultur des Horrors, was ich aber ebenfalls über das L- und Hetenformat solcher Kannibalen-Shows denke. Aber ich gönne es euch!Trotzdem läuft das Zeug Mal wieder ohne mich vor dem Bildschirm. ;-)
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