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TV-Kritik/Review: "Prost Mortem": Skurrile Mördersuche in gediegener Kneipenatmosphäre

Doris Kunstmann überzeugt in Comedy-Miniserie von 13th Street und Puls 4
Die resolute Kneipenwirtin Gitti (Doris Kunstmann) sinnt auf Rache.
13th Street/Felix Vratny
TV-Kritik/Review: "Prost Mortem": Skurrile Mördersuche in gediegener Kneipenatmosphäre/13th Street/Felix Vratny

Erinnern Sie sich noch an die typischen Enden der Kriminalromane von Agatha Christie oder der Sherlock-Holmes-Romane von Arthur Conan Doyle? Der Ermittler versammelte ja gerne alle Verdächtigen gemeinsam in einem Raum, um die Ergebnisse seiner Recherchen zu präsentieren und zum Schluss den Täter zu enthüllen. Aus dieser Grundidee haben Michael Podogil und Matthias Writze gleich eine ganze Miniserie gemacht - mit dem Unterschied, dass die "Ermittlerin" diesmal noch gar nicht weiß, wer der Täter ist, und dass sie Betäubungstropfen und Klebeband braucht, um die Verdächtigen überhaupt in einem Raum festzuhalten. Post mortem ist der medizinische Fachbegriff für die Untersuchungen, die man nach dem Tod eines Menschen an dessen Leiche anstellt. Da der Ort der Handlung in diesem Fall aber eine Kneipe ist, heißt die Gemeinschaftsproduktion des deutschen Bezahlsenders 13th Street mit dem österreichischen Privatsender Puls 4 folgerichtig  "Prost Mortem - Die letzte Runde".

Der Bierkavalier ist eine typische Eckkneipe mit alkoholgeschwängerter Atmosphäre und den üblichen Stammgästen. Geführt wird sie von dem älteren Ehepaar Werner (Werner Prinz) und Gitti (Doris Kunstmann), doch da Werner schwer an Krebs erkrankt ist, wollen die beiden den Laden zumachen. Ausgerechnet der Abend seiner Geburtstagsfeier wird jedoch Werners letzter, denn zu vorgerückter Stunde findet Gitti ihren geliebten Mann tot auf der Herrentoilette - augenscheinlich hat er sich selbst mit dem Schlauch seines mobilen Sauerstoffgeräts erdrosselt. Doch Gitti hat starke Zweifel an der Suizidversion, mit der die Polizei den Fall zu den Akten legt. Sie ist vielmehr überzeugt, dass eine der drei zuletzt noch anwesenden Personen ihren Werner umgebracht haben muss. Um herauszufinden, wer der oder die Schuldige ist, mischt sie ihnen die K.O.-Tropfen in den Sekt und fesselt sie an Kneipenstühle. Einer von ihnen werde die Wirtschaft an diesem Abend nicht mehr lebend verlassen, so ihre Drohung.

Da war noch alles in Ordnung: Werner (Werner Prinz) feiert seinen Geburtstag im
Da war noch alles in Ordnung: Werner (Werner Prinz) feiert seinen Geburtstag im Bierkavalier.

"Prost Mortem" ist eine kleine Serie für zwischendurch, sie umfasst lediglich vier Folgen, die jeweils um die 22 Minuten lang sind. In jeder Episode steht einer der Verdächtigen im Mittelpunkt: Neben Werners wesentlich jüngerer Schwester, der ehrgeizigen Europaabgeordneten Eva (Elke Winkens,  "Kommissar Rex"), dem Stammgast und Alkoholiker Bernie (Simon Schwarz) und der demotivierten Kellnerin Zoe (Janina Fautz,  "Morgen hör ich auf") kommt im Laufe der Verhöre noch Evas junger schleimiger Assistent Steven (Timur Bartels, Club der roten Bänder) als weiterer Verdächtiger hinzu. Tatsächlich bringen Gittis rabiate Befragungen mit gezücktem Messer und angedrohter Folter einige Geheimnisse der höchst unterschiedlichen Personen ans Licht und auch der gute Werner hatte seine Leiche im Keller. Nur, wer ihn letztlich auf dem Gewissen hat, klärt sich erst ganz zum Schluss.

Die beiden Sender haben für ihre Miniserie ein deutsch-österreichisches Ensemble zusammengestellt, in dem Doris Kunstmann und Simon Schwarz sicher die bekanntesten Namen sind. Es ist schön, die inzwischen 74-jährige Kunstmann nach langer Zeit mal wieder in einer Hauptrolle zu erleben, die man schon seit den 1960er Jahren immer wieder in Krimiserien wie  "Derrick" und  "Tatort" sehen konnte, aber etwa auch als Mutter in  "Nesthäkchen". In der Rolle der resoluten, aber im Grunde doch warmherzigen Kneipenwirtin, die aus Trauer zur Rächerin wird, besticht sie neben ihrer schauspielerischen Präsenz vor allem mit ihrer rauchigen Stimme. Simon Schwarz kennt man hingegen aus so ziemlich jeder österreichischen Comedyserie der vergangenen Jahre ( "Vorstadtweiber",  "Braunschlag"), aber etwa auch aus den  "Brenner"-Kinofilmen mit Josef Hader. Der gefühlsduselige, heimlich in Gitti verliebte Säufer ist eine Paraderolle für den Komödianten. Janina Fautz sticht als Emo-Girl mit Null-Bock-Attitüde ebenfalls positiv aus dem Ensemble hervor. Ihr haben die Autoren auch die witzigsten Sprüche in den Mund gelegt.

Janina Fautz als demotivierte Emo-Kellnerin hat immer einen Spruch auf den Lippen.
Janina Fautz als demotivierte Emo-Kellnerin hat immer einen Spruch auf den Lippen.

Jenseits des überzeugenden Casts sieht man der Serie schon an, dass sie nicht allzu viel Geld gekostet haben dürfte. Am aufwendigsten ist seltsamerweise noch der Vorspann ausgefallen, in dem die Namen der Beteiligten gelungen auf typischen Kneipengegenständen angebracht wurden. So stehen die ausführenden Produzenten in geschwungener Schreibschrift auf den Etiketten teurer Whiskys, die Autoren gar auf der Speisekarte, als Wiener Spezialitäten. Die Folgen selbst spielen komplett in der Kneipe inklusive des Kellers und des Innenhofs. Die Einheit von Raum und Zeit wird lediglich durch immer wieder eingestreute kurze Flashbacks zur Nacht der Feier durchbrochen. Dabei gelingt es Podogil und Writze durchaus, Spannung und Interesse für die Frage nach dem Mörder aufzubauen. Sehr stimmig hat Michael Podogil, der alle Folgen selbst inszenierte, die Atmosphäre einer typischen Kneipe eingefangen, von den Macken des "Stammpersonals" (zu dem in solchen Etablissements eben auch Dauergäste wie Bernie gehören) über die Einrichtung bis zu der Schlagermusik aus der Jukebox, wobei Gittis Lieblingslied von Nino de Angelo zum heimlichen Titelsong wird.

Kneipen-Stammgast Bernie (Simon Schwarz)
Kneipen-Stammgast Bernie (Simon Schwarz)

Trotz vieler skurriler Situationen, die vor allem aus der Diskrepanz zwischen alltäglichen Figuren und der untypischen Lage, in der sich diese wiederfinden, entstehen, ist die Serie für eine Comedy aber doch nicht lustig genug. Wer schwarzen Humor mit Wiener Einschlag mag und dabei auch vor etwas krasseren Bildern nicht zurückschreckt, kann mit "Prost Mortem" nicht viel falsch machen. Zum großen Wurf fehlt der Produktion aber doch noch das gewisse Etwas - vielleicht auch einfach nur ein etwas höheres Budget.

Dieser Text basiert auf Sichtung der kompletten Miniserie "Prost Mortem - Die letzte Runde".

Meine Wertung: 3/5

Marcus Kirzynowski
Alle Bilder: © Felix Vratny/13th Street

Am 9. und 16. Oktober sind von "Prost Mortem - Die letzte Runde" ab 21 Uhr jeweils zwei Folgen am Stück zu sehen. Am Sonntag, den 20. Oktober werden alle Episoden noch einmal als Marathon ab 21.50 Uhr gezeigt.


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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