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TV-Kritik/Review: "The Consultant": Christoph Waltz brilliert als sinistrer Herrscher im Höllen-Büro

von Christopher Diekhaus
(23.02.2023)
Oscar-Gewinner drückt als fieser Firmenberater Thriller-Satire seinen Stempel auf
Welches Spiel spielt Regus Patoff (Christoph Waltz)?
Prime Video
TV-Kritik/Review: "The Consultant": Christoph Waltz brilliert als sinistrer Herrscher im Höllen-Büro/Prime Video

Wie viel erzählerisches Potenzial in einem Bürosetting steckt, zeigte sehr eindrucksvoll die britische Mockumentary  "The Office" von Ricky Gervais und Stephen Merchant, die einen US-Ableger mit Steve Carell hervorbrachte und als Vorlage für die deutsche Sitcom  "Stromberg" mit Christoph Maria Herbst diente. Kleine und große Dramen, peinliche Begegnungen und absurde Situationen lassen sich im Rahmen einer Workplace-Serie in erstaunlicher Varianz abbilden und fordern den Zuschauer immer wieder dazu auf, die Fiktion mit eigenen Erlebnissen abzugleichen. Die Räumlichkeiten einer Firma sind auch im neuen Amazon-Original  "The Consultant" nach dem gleichnamigen Roman von Bentley Little die zentralen Handlungsorte.

Wie so oft bekommen wir es mit einem Chef zu tun, den man seinem ärgsten Feind nicht wünschen würde. Eine seltsame Faszination entsteht aber schon deshalb, weil Christoph Waltz die ihm auf den Leib geschneiderte Rolle des perfiden Lenkers mit diabolischer Lust verkörpert. Dank seiner Performance lässt es sich leichter verkraften, dass die Serie einen engen Fokus hat, die meisten Nebenfiguren nur Stichwortgeber sind.

"The Consultant" startet mit einem Knall. Was genau passiert, wollen wir nicht verraten. Nur so viel: Der Bubi-CEO Sang (Brian Yoon), der mit gerade einmal 20 Jahren die auf Handy-Games spezialisierte Firma CompWare gegründet hat, kommt zu Tode. Die Mitarbeiterschaft ist geschockt. Niemand weiß, wie genau es weitergehen wird. Doch dann taucht plötzlich, mitten in der Nacht, ein Anzugträger mit einem Vertrag auf, der ihn als "Berater" mit allen Vollmachten ausweist. Dem Unternehmen geht es offenkundig schlechter als gedacht. Und nun will dieser Regus Patoff (Christoph Waltz, auch als ausführender Produzent involviert) alles dafür tun, CompWare in eine sichere Zukunft zu führen. So, wie er es mit Sang vereinbart hat.

Die Ersten, die dem resoluten Aufräumer begegnen sind Elaine (Brittany O'Grady), eine Art rechte Hand des Toten, die sich selbst nicht als Assistentin sieht, sondern in der englischen Originalfassung stets von "creative liaison", also einer kreativen Vertrauensperson, spricht, und der Spieleentwickler Craig (Nat Wolff), der unter Sang einen schweren Stand hatte.

Sie und alle andere Kollegen staunen nicht schlecht, mit welchen Methoden, mit welcher Härte Patoff seine Mission beginnt. Angestellte im Homeoffice bekommen eine zeitnahe Frist gesetzt, bis wann sie im CompWare-Sitz erscheinen müssen. Wer nicht pünktlich eintrifft, ist gefeuert. Spätestens hier bricht der schwarze Humor durch, der immer wieder in die Thriller-Handlung eindringt. Zu Elaines Entsetzen kennt der Berater selbst bei einer Rollstuhlfahrerin kein Pardon, lässt sie vor der Tür stehen. Immerhin habe sie keine Sonderbehandlung verdient. Ein weiterer Mitarbeiter, dessen Geruch Patoff nicht ausstehen kann, behält nur deshalb seinen Job, weil er sich im Büro entkleidet und mit einem Schwamm den Körper wäscht. Opfer des neuen rauen Windes wird auch Elaine, wenn der Chef sie mitten in der Nacht in die Firma zitiert.

Elaine (Brittany O'Grady) muss nachts im Büro antanzen.
Elaine (Brittany O'Grady) muss nachts im Büro antanzen. Prime Video

Craig hingegen, dessen Pitches bei Sang keinen Anklang fanden, freut sich, dass Patoff eines seiner Games spannend findet. Um sein Standing nicht gleich wieder einzubüßen, lässt er sich auf eine Kneipentour mit seinem neuen Boss ein, die allerdings einen höchst bizarren Verlauf nimmt. Anschließend sind er und Elaine umso mehr entschlossen, herauszufinden, was dieser merkwürdige Berater im Schilde führt und warum Sangs aus Südkorea angereiste Mutter (Gloria John) auf einmal spurlos verschwunden ist.

"The Consultant" ist, zumindest nach Sichtung der ersten vier von insgesamt acht Episoden, sehr auf das Trio Elaine, Craig und Patoff fokussiert. Bemerkenswerte Nebenstränge gibt es nicht, und die restlichen Figuren sind bloß skizzenhaft entworfen, haben kein aufregendes Eigenleben. Thriller-Spannung ergibt sich vor allem aus folgenden Fragen: Wer ist Patoff? Was will er? Fliegen Elaine und Craig mit ihren Nachforschungen auf? Dass die Serie Nervenkitzel und herrlich groteske Momente produziert, hängt ganz entscheidend damit zusammen, wie Christoph Waltz seine Rolle als mysteriöser Antagonist anlegt.

Mit einem sardonischen Lächeln, das wir schon von anderen Parts des zweifachen Oscar-Preisträgers kennen, verleiht er dem neuen CompWare-Entscheider eine geradezu teuflische Ausstrahlung. Könnte es sein, dass es sich bei ihm wirklich um den Höllenfürsten handelt? Seltsame Verführungsqualitäten scheint er jedenfalls zu besitzen, wie etwa ein Rückblende zu seinen Vertragsgesprächen mit Sang beweist. Mehrfach wird Pateoff außerdem von rotem Schummerlicht umspielt, und stets reagiert leicht pikiert, wenn Kirche oder Glaube erwähnt werden. Andererseits: Ist es tatsächlich so einfach? Deutet nicht viel zu viel von Anfang an auf den Teufel in Menschengestalt hin? Verrät vielleicht eine Aufschrift an einer Holzkiste mehr über die Identität des Bösewichts? Und welche Rolle kommt dem Aktenzimmer mit Stasistallgeruch im Keller der Firma zu? Nichtkenner der Buchvorlage dürfen durchaus gespannt sein, welche Auflösung am Ende auf uns wartet.

Craig (Nat Wolff, l.) wird von Regus Patoff (Christoph Waltz, r.) in einen exklusiven Club entführt.
Craig (Nat Wolff, l.) wird von Regus Patoff (Christoph Waltz, r.) in einen exklusiven Club entführt. Prime Video

Waltz' raumgreifende Darbietung, die -  "Inglourious Basterds" lässt grüßen - abermals mit sprachlichen Finessen einhergeht, hält die Serie auf Kurs, lässt uns rätseln und wundern über den seltsamen Arschlochboss, der offenbar nur eine Achillesferse hat: Treppengehen fällt ihm schwer. Was die Geschichte ebenfalls aufwertet, ist ihr satirischer Anstrich. Schon die Musik grummelt und wummert auf eine ironische Weise übertrieben bedrohlich, wenn Patoff im Bild ist und etwas Sinistres von sich gibt. Hundertprozentig ernst nehmen sollen wir das alles nicht.

Satirischen Biss lässt "The Consultant" deshalb jedoch nicht vermissen. Ständige Erreichbarkeit, volle Fixierung auf den Job, Machtmissbrauch - die Macher rund um Schöpfer Tony Basgallop ( "Servant") greifen diverse Auswüchse unserer modernen Arbeitswelt auf, setzen einige gute Pointen und bringen auch die Frage nach der Verantwortung der Gameindustrie für reale Gewaltakte zur Sprache. Besonders bei letztgenanntem Punkt, der nach Amokläufen oft reflexartig in die Diskussion geworfen wird, geht die Serie freilich nicht in die Tiefe.

Verglichen mit der 2022 veröffentlichten Apple-Produktion  "Severance", einem herrlich schrägen, aber ebenso beunruhigenden Workplace-Hirnverdreher, ist "The Consultant" mit einer Folgenlänge von rund 30 Minuten eher Futter für nebenbei. Wer Christoph Waltz in seinem Element als Bösewicht genießen möchte, kommt mit der Romanadaption aber bestimmt auf seine Kosten. Nur schwer mag man sich einen anderen Schauspieler in der Rolle des skrupellosen Sanierers mit dem bösen Grinsen vorstellen.

Dieser Text basiert auf der Sichtung der ersten vier von insgesamt acht Folgen der Serie "The Consultant".

Meine Wertung: 3.5/5

Die Serie "The Consultant" ist ab dem 24. Februar bei Amazon Prime Video mit allen acht Folgen verfügbar.


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Leserkommentare

  • Mufti_71 schrieb am 25.02.2023, 04.43 Uhr:
    Also, gerade schaue ich noch die Serie "Boston Lagal" zuende (5.Staffel ) , dann kommt "Severance" und dann diese.."Chris" Waltz ist perfekt für einen ,der solche Rollen spielen kann. Ein ebenwürdiger Gegner im Büro wäre "Leo" DiCaprio ..