Das Film- und Fernsehserien-Infoportal

Log-In für "Meine Wunschliste"

Passwort vergessen

  • Bitte trage Deine E-Mail-Adresse ein, damit wir Dir ein neues Passwort zuschicken können:
  • Log-In | Neu registrieren

Registrierung zur E-Mail-Benachrichtigung

  • Anmeldung zur kostenlosen Serienstart-Benachrichtigung für

  • E-Mail-Adresse
  • Für eine vollständige und rechtzeitige Benachrichtigung übernehmen wir keine Garantie.
  • Fragen & Antworten

TV-Kritik/Review: "Das Gold" bei Paramount+: Vom Schmelzpunkt des Kapitals

von Fabian Kurtz
(13.09.2023)
BBC-Crime-Drama mit Hugh Bonneville und Dominic Cooper ist ein schauspielerischer Höhepunkt
"Das Gold" startet am 14. September auf Paramount+
Paramount+
TV-Kritik/Review: "Das Gold" bei Paramount+: Vom Schmelzpunkt des Kapitals/Paramount+

You wanna know about England? That's England right there. Arsenal, the establishment club, Millwall cumming up from South London to put 'em out of cup. But they can't have that. Because what would that say about the establishment? What does that say about England?

Alles begann mit sechs Männern in einem Van. Maskiert und bewaffnet stürmen sie am 26. November 1983 ein Lager des Brinks-Mat Sicherheitstransportunternehmens. Die Männer gehen präzise vor, ihr Auftritt überrumpelt die unterlegen Sicherheitskräfte, die nichts tun können, außer den Anweisungen der Räuber Folge zu leisten. Schnell werden die Sicherheitskräfte niedergeschlagen und zwei von ihnen zum Tresorraum geführt.

Während einer der Wachleute beim Öffnen des Tresors eine Panikattacke bekommt, reagieren die sechs Männer erstaunlich gelassen. Während er gedrängt wird sich zu erinnern, folgen wir einem Räuber, der Kopf dieser Bande zu sein scheint. Sein Verhalten ist ruhig, seine Geduld noch lange nicht strapaziert. Aus einem versteckten Blickwinkel folgen wir seinen Augen, die das Vorzimmer des Tresors auskundschaften. Unter der Maske ist das Alter nicht abzuschätzen, er könnte zwischen 20 und 40 Jahre alt sein, doch seine Augen verraten ein spielerisches Pläsier.

Adam Nagaitis als Bankräuber Micky McAvoy BBC

Sein Blick trifft nach einiger Zeit den unseren. Und mit funkelnden Augen wirft er uns nun ein langsames, entlarvendes, verführerisches, freundliches und doch immer diabolisches Lächeln zu. Das Lächeln der befriedigten Gier. Der Titel in güldenen Lettern auf schwarzem Grund, dazu das Crescendo pochender elektronischer Musik:  "Das Gold".

Der Brinks-Mat-Raub gilt seit langem als größter Raub der britischen Geschichte. Goldbarren im Wert von 26 Millionen Pfund (heute ungefähr 95 Millionen Pfund) kamen hierbei abhanden. Autor und Journalist Neil Forsyth skizziert in den sechs Episoden der Serie nun den weiteren Weg des geraubten Brinks-Mat-Goldes, das Geldwaschen, wobei er gleichsam einen Querschnitt der englischen Gesellschaft im Thatcherismus zeigt: Einer Zeit von Gewinnern und Verlierern, immer getrieben von der Gier nach Reichtum. "To Be King" lautet passend der Titel jener ersten Folge, welche die Hybris jeder einzelnen Figur entlarvt.

Angefangen mit Kenneth Noye, dem Organisator des Bankraubs. Jack Lowden mimt ihn als Schönling der englischen Upper Class. Ein großes Anwesen, schnelle Autos, teure Uhren, mit Klunkern behangene Frau und Jagdschein. Doch damit ist es nie genug. Kontakte zur Freimaurerszene geben dem netten Nachbarn mit dem süffisanten Lächeln einen sicheren Sitz im Sattel, von dem aus er das gestohlene Gold sicher wieder in den Markt hineinspülen kann. Ohne Zeugen, ohne Aufregung, ohne Fragen.

Edwyn Cooper investiert das Gold in die Zukunft - Londons und seine eigene.
Edwyn Cooper investiert das Gold in die Zukunft - Londons und seine eigene. BBC

Bei ihm zweigen sich sogleich die Spuren. Einerseits führen sie zum Rechtsanwalt Edwyn Cooper (Dominic Cooper), ein Mann des Aufstiegs aus den armen Vierteln des Londoner Südens. Nach steiler Karriere in den britischen Adel eingeheiratet, langweilt ihn die penible aristokratische Familie seiner Frau. Von Noyes' zwielichtigen Mittelsmann Gordon Parry (Sean Harris) kontaktiert, soll Cooper das erwirtschaftete Geld durch Investments waschen und nach Liechtenstein transferieren.

Die Zweite Spur führt zu dem Goldschmied John Palmer, der mit seiner Familie in einem ländlichen Anwesen nahe Bristol lebt. In der hauseigenen Werkstatt ist er bemüht, Goldbarren für Goldbarren des Diebesguts einzuschmelzen und mit anderem Schmuck zu mischen und die neuen, unkenntlichen Goldbarren bei wiederum anderen Händlern zu veräußern.

Tom Cullen liefert mit der Darstellung des Goldschmieds John Palmer eine Meisterleistung.
Tom Cullen liefert mit der Darstellung des Goldschmieds John Palmer eine Meisterleistung. BBC

Der Waliser Tom Cullen spielt Palmer mit einem mimischen Minimalismus und setzt immer genau dann Akzente von Emotionalität, wenn die Figur sich in Extremen befindet. Mit beinahe jugendlichem Schneid, der an einen frühen William Petersen erinnert, und doch tiefer melancholischer Zerrissenheit, die man bisher nur bei Stephen Rea erblicken konnte, gibt Cullen eine Meisterleistung, die Palmer als tragisches Opfer seiner Gier werden lässt, ohne ihn als solchen zu verharmlosen.

Ihn als Täter zu entlarven ist die Aufgabe Brian Boyces (Hugh Bonneville), der sich hierbei auch der systematischen Korruption innerhalb der Metropolitan Police gegenübersieht. Tapfer zur Seite steht ihm unter Anderem das Ermittlerduo des sogenannten Flying Squads, bestehend aus Nicki Jennings (Charlotte Spencer) und Tony Brightwell (Emun Elliott). Sie ordnen die wirren Zusammenhänge und geben so einen Einblick in das politische London der 1980er Jahre. Durch ihre Augen sehen wir, dank der Regisseure Lawrence Gough und Aneil Karia, ein Sittengemälde, welches Mal von Stephen Frears, mal von Ken Loach stammen könnte. 

Brian Boyce und sein Team sind dem Gold dicht auf den Fersen.
Brian Boyce und sein Team sind dem Gold dicht auf den Fersen. BBC

Dabei scheinen sie mit den Kameramännern Stuart Bentley und Simon Tindall schon beinahe dokumentarisch filmend durch diese Welt zu gehen, die ein so extrem dichtes Netzwerk in sich trägt, dass es schier unmöglich scheint, es in Gänze zu durchdringen. Establishment ist das Schlagwort. Es ist das Fundament in "Das Gold" und gleichzeitig sein kafkaeskes Gesetz. Als im wahrsten Sinne unfassbarer Mythos obliegt es dieser Geschichte wie ein hauchzartes Tuch. Und auch Boyce beginnt gar nicht erst, diesen Krieg zu fechten - er kann lediglich die Schlachten gewinnen.

Diese führt er im Gerichtssaal, auf der Straße, im südlichen Ausland, in schicken Restaurants, in schnöden Hochhaussiedlungen und Industrietristessen. Untermalt mit der Musik Simon Goffs, der sich Genre-typisch an pulsierenden elektronischen Klängen der Berliner Schule orientiert, treiben Boyce und sein Team ein temporeich und intelligent erzähltes Katz-und-Maus-Spiel. Der BBC und Paramount+ gelang mit "Das Gold" ein Meisterstück, in dem zwar nicht immer alles Gold ist was glänzt, das aber in seiner verschmolzenen Gesamtheit hohe schauspielerische und erzählerische Qualität vereint. Absolut goldwert!

Diese Rezension basiert auf der Sichtung aller sechs Folgen der Miniserie "Das Gold".

Meine Wertung: 5/5

"Das Gold" wurde von der BBC am 12. Februar erstausgestrahlt und ist mit seinen sechs Folgen ab dem 14. September auch in Deutschland bei Paramount+ abrufbar.


Beitrag melden

  •  

Leserkommentare

  • Teiwaz schrieb am 13.12.2023, 04.40 Uhr:
    Ich würde 4 von 5 Punkten geben:
    Ich habe es mir komplett angesehen und es ist ein gelungener Krimi über einen Goldraub inszeniert mit dem typischen BBC Charme im positiven Sinne.
    Startet etwas langsamer als vergleichbare US-amerikanische Produktionen; dafür entwickelt sich dann eine fesselnde Geschichte.
  • Vritra schrieb am 27.09.2023, 15.32 Uhr:
    5 von 5? Naja. Also ich habe es gestern selbst komplett gesehen, nicht zuletzt wegen der guten Kritiken hier und anderswo. Ich muss aber konstatieren, dass die Inszenierung trotz einiger Dramatisierungen ziemlich blass blieb. Es stimmt zwar, dass die Schauspieler allesamt wirklich tolle Arbeit abgeliefert haben und handwerklich alles sauber in Szene gesetzt war, aber für die volle Punktzahl reicht das nicht.
    Ohne die Nebenfigur des cleveren Zollbeamten wäre die Handlung unverständlich geblieben und weil man sich ständig fragen musste, was das jetzt gerade wieder bedeuten soll, war es nicht nur anstrengend der Story zu folgen, sondern leider über weite Strecken auch langweilig. Die Hälfte der Sendezeit hätte gereicht, denn die andere Hälfte ging für völlig überflüssige Figurenzeichnung drauf.
    So war die Serie zwar kein Totalverlust, kam aber trotz der guten Schauspielleistung und der Sorgfalt möglichst viele Aspekte zu beleuchten im Durchschnitt eben auf genau das: Durchschnitt. 2,5 von 5 von mir.