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TV-Kritik/Review: "The Sinner": Neuer psychologischer Thriller mit Jessica Biel fesselt

Starke Story und starke Schauspieler überzeugen
Jessica Biel in "The Sinner"
USA Network
TV-Kritik/Review: "The Sinner": Neuer psychologischer Thriller mit Jessica Biel fesselt/USA Network

Cora Tannetti wirkt von Anfang an etwas neben der Spur. Die von Jessica Biel gespielte junge Frau bewegt sich durch ihren Alltag, als würde sie schlafwandeln, bleibt selbst im Umgang mit ihrem kleinen Sohn seltsam distanziert - oder wenn ihr Ehemann Mason (Christopher Abbott) meint, es wäre doch mal wieder Zeit für Sex. Ein Nachmittag am Badesee führt schließlich zur Katastrophe: Zuerst will Cora sich auf den Boden des Sees hinabsinken lassen und gar nicht mehr auftauchen. Das überlegt sie sich dann zwar noch mal anders, aber ein sich sehr freizügig neckendes junges Liebespärchen am Strand, wenige Meter von der Decke entfernt, auf der sich Cora mit ihrer Familie hingesetzt hat, ist der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ohne jegliche Vorwarnung steht die junge Mutter auf, nimmt ein Küchenmesser mit, mit dem sie eben noch Obst geschält hat, und sticht es dem Strandnachbarn in den Hals. Ehe der verstehen kann, was mit ihm geschieht, sticht sie noch mehrmals zu, in verschiedene Körperstellen, bevor Mason sie überwältigen kann. Der junge Mann stirbt vor Ort an seinen Verletzungen, Cora wird verhaftet.

Wie kann es sein, dass eine Mittelschichtsmutter ohne Vorstrafen von einem Moment auf den anderen einen Menschen brutal niedersticht? Einen anscheinend völlig Fremden noch dazu? Und warum kann sie sich nach der extremen Gewalttat selbst nicht mehr daran erinnern? Gibt es dennoch so etwas wie ein Motiv? Das sind die Kernfragen, die Derek Simonds in  "The Sinner", der Serienadaption des gleichnamigen Romans von Petra Hammesfahr verhandelt. Zwei Polizeiermittler übernehmen den Fall, bei dem es auf den ersten Blick nicht viel zu ermitteln gibt: Ein Dutzend Zeugen kann bestätigen, was passiert ist, und Cora selbst gesteht sofort, die Tat begangen zu haben, bekennt sich bei der ersten Anhörung vor Gericht sogar schuldig.

Gleich wird das Leben von Cora (Jessica Biel) und Ehemann Mason (Christopher Abbott) eine dramatische Wendung nehmen...
Gleich wird das Leben von Cora (Jessica Biel) und Ehemann Mason (Christopher Abbott) eine dramatische Wendung nehmen...

Doch während sein Kollege Dan Leroy die Ermittlungen schnell abschließen und den Fall zu den Akten legen will, kommen dem Polizeiveteranen Harry Ambrose (Bill Pullman) Zweifel: Kannte die Täterin das Opfer vielleicht doch von früher? Hat er sie in der Vergangenheit einmal psychisch oder physisch verletzt, so dass es sich jetzt um eine späte Rachetat handelte? Wollte Cora gar die junge Geliebte des Mannes vor ihm schützen? Oder wurde Cora durch das Beobachten des Quasi-Pettings am Strand getriggert? Spielte dabei das Lied eine Rolle, das gerade im Radio gespielt wurde?

"The Sinner" präsentiert eine für einen Psychothriller klassische Konstellation: eine Täterin, die nicht ganz zurechnungsfähig wirkt, und einen gealterten Ermittler, der mehr wissen will, der nicht locker lassen wird, bis er die Hintergründe der zunächst unerklärlich wirkenden Tat verstanden hat. Während sich Cora in den Verhören als unzuverlässige Erzählerin herausstellt, da die Erklärungen, die sie dort anbietet, einer Überprüfung der Fakten nicht standhalten, bekommen die Zuschauer nach und nach einen Informationsvorsprung gegenüber den Kriminalbeamten. Immer wieder eingestreute Rückblenden werfen Schlaglichter auf Coras Kindheit: Aufgewachsen in einer streng christlich-religiösen Familie, redete die Mutter ihr schon als kleines Mädchen ständig ein, an schlimmen Dingen selbst Schuld zu tragen. Dass ihre jüngere Schwester schwer krank geboren wird, sei eine Prüfung Gottes, dem Cora es künftig noch stärker rechtmachen müsse. Wenn es der Schwester schlechter geht, könne das nur daran liegen, dass Cora gesündigt habe, vielleicht doch ein Stück Schokolade genascht habe, obwohl das gegen die Verbote der Mutter verstößt. Klar, dass solche Erziehungsmethoden nicht nur Schuldgefühle, sondern irgendwann auch Trotzreaktionen auslösen. So stopft sich die kleine Cora schließlich gleich die ganze, von der Mutter im Garten vergrabene Schokoladentafel in den Mund. Ein Teufelskreis beginnt, aus dem es ohne psychologische Hilfe kaum einen gesunden Ausweg geben dürfte.

Detective Harry Ambrose (Bill Pullman) in "The Sinner"
Detective Harry Ambrose (Bill Pullman) in "The Sinner"

Die neue Serie des USA Network, die in der ersten Staffel in acht Folgen eine abgeschlossene Handlung erzählen soll, stellt wieder einmal eine weiße Mittelschichtsfamilie in den Mittelpunkt, bei der sich innere Abgründe hinter der heilen Fassade auftun. Anders als die vergleichbar angelegten Dramaserien  "Gypsy" und  "Ozark", die kurz zuvor bei Netflix angelaufen sind, macht sie aber nicht den Fehler, zu langsam in die Geschichte einzuführen. Schon nach knapp 15 Minuten kommt der große Knalleffekt, die Wahnsinnstat, die sofort das Interesse der Zuschauer weckt. In relativ zügigem Tempo geht es danach auch weiter, mit den Versuchen des Ehemanns (und der Täterin selbst), mit dem eigentlich unfassbaren Gewaltausbruch umzugehen, wie mit den Ermittlungen des Detective. Die durchweg guten Schauspieler unterstützen dabei das gelungene Drehbuch: Bill Pullman, der vor mehr als zwei Jahrzehnten in David Lynchs "Lost Highway" selbst schon einmal einen Durchschnittsbürger spielte, der von einem Tag auf den anderen beschuldigt wird, einen grausamen Mord begangen zu haben, hat inzwischen genau das richtige Alter für diesen Typen von Kriminalem erreicht, der in seiner langen Laufbahn schon fast alles gesehen hat, aber trotzdem noch fasziniert ist von den psychischen Abgründen, die sich manchmal in Menschen verbergen können. (Dass auch Detective Ambrose selbst eine Leidenschaft auslebt, die sich nicht so richtig mit einem bürgerlichen Leben vereinbaren lässt, ist allerdings ein etwas zu bemüht wirkender Charaktertwist.) Jessica Biel ("The Illusionist") vermag es, die Mutter und Ehefrau zwischen innerer Getriebenheit, stoischer Gefasstheit und Ausbrüchen von Verzweiflung glaubwürdig darzustellen. Etwas im Schatten bleibt in den ersten beiden Folgen noch Christopher Abbott, der seit seiner Rolle als Marnies Yuppie-Freund in  "Girls" allerdings deutlich gereift wirkt.

Antonio Campos hat die Auftaktepisoden ebenso unaufdringlich wie eindringlich inszeniert, ohne größere stilistische Sperenzchen, was der Story zugutekommt. Die ist nämlich für sich genommen schon spannend genug, wobei es hier eher um eine psychologische als um eine äußere Spannung geht. Interessant wird es sein zu sehen, wie viele Enthüllungen und falsche Fährten den Autoren einfallen, um die Auflösung des Falls über acht Folgen zu strecken, und wie gelungen sie ausfallen werden. Eine überzeugende Grundlage ist jedenfalls schon mal da.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie "The Sinner".

Meine Wertung: 3.5/5

Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: USA Network

Aktuell feiert die Serie "The Sinner" ihre Weltpremiere in den Vereinigten Staaten beim USA Network. Die achtteilige erste Staffel wird dabei in sich abgeschlossen sein. Weitere Staffeln würden nach dem Anthologie-Prinzip gänzlich neue Geschichten aufgreifen. Eine deutsche Heimat für das Format ist bisher noch nicht bekannt geworden.

 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • Sentinel2003 schrieb am 24.08.2017, 01.12 Uhr:
    Ich freue mich tierisch auf diese Serie und natuerlich auch auf Jessica Biel!