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TNT Serie zeigt brandneues amerikanisches Familien-Epos
Pierce Brosnan als Eli McCullough in "The Son"
James Minchin III/AMC Film Holdings LLC. All Rights Reserved.
TV-Kritik/Review: "The Son": Pierce Brosnans Western-Serie fehlt das gewisse Etwas/James Minchin III/AMC Film Holdings LLC. All Rights Reserved.

Die sogenannten Serienevents der US-amerikanischen Kabelsender werden auch nicht mehr origineller. Auf dem ehemaligen  "Mad Men"- und  "Breaking Bad"-Sender AMC startete jetzt das neue Westerndrama  "The Son" (in Deutschland ab dem 15. April um 21.00 Uhr auf TNT Serie zu sehen). Und irgendwie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, das alles schon irgendwoher zu kennen: Ein bisschen wirkt das Setting mit der Rinderfarm und den Öltürmen in Südtexas sowie zwei verfeindeten Familien von Großgrundbesitzern wie  "Dallas", nur eben zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dazu kommt dann noch eine Parallelhandlung um einen Weißen, der von Indianern entführt wird - hier lassen Westernklassiker wie John Fords "Der schwarze Falke" grüßen. Aber das Genre lebte ja seit jeher von der Variation der ewig gleichen Themen und Motive.

Im Mittelpunkt der Verfilmung von Philip Meyers gleichnamigem Bestsellerroman, der auf Deutsch als "Der erste Sohn" erschienen ist, stehen drei Generationen der Familie McCullough: der Patriarch Eli (Pierce Brosnan), sein Sohn Pete (Garrett Droege) und dessen heranwachsende Tochter Jeannie (Sidney Lucas). Eli ist das, was man einen harten Hund nennt: Mit eiserner Hand führt er seine Farm und seine Familie. Wenig Respekt zeigt er für seinen Nachbarn, den mexikanischstämmigen Don Pedro Garcia (Carlos Bardem) und für Mexikaner im Allgemeinen. Als sein Ölförderturm niederbrennt, lässt er kurzerhand Garcias der Tat bezichtigten Schwiegersohn entführen und foltert ihn später eigenhändig. Mehr auf Diplomatie und Vernunft aus ist Pete, der jedoch auch nicht lange fackelt, als der Entführte ihn angreift. Enkelin Jeannie tritt in den ersten Folgen nur kurz als intelligentes, aber auch auf großmäulige Art selbstbewusstes Mädchen in Erscheinung, das Arbeiter von oben herab behandelt. Richtig sympathisch ist einem jedenfalls niemand aus dieser reichen Familie.

Parallel zur im Jahr 1915 angesiedelten Haupthandlung wird in Rückblenden erzählt, wie der junge Eli (jetzt: Jacob Lofland) von einem Comanchenstamm entführt wurde. Während sein Bruder sich den Indianern widersetzt und deshalb schon bald getötet wird, versklaven die Indianer Eli, der zunächst versucht, die Situation durch Passivität zu überstehen. Von den Frauen des Stamms verspottet und ausgepeitscht, wächst in ihm die Wut, bis er sich gegen eine Sioux auflehnt. Dadurch verstärkt sich der schon vorher langsam gewachsene Respekt des Häuptlings Toshaway (Zahn McClarnon, bekannt als Killer aus der zweiten  "Fargo"-Staffel) für den weißen Jungen. Es ist absehbar, dass er diesen unter seine Fittiche nehmen wird.

Eli (Pierce Brosnan) an der Kreuzung von Vergangenheit und Zukunft
Eli (Pierce Brosnan) an der Kreuzung von Vergangenheit und Zukunft

Die in der Vergangenheit der Hauptfigur angesiedelte Handlung ist wesentlich interessanter als die Geschichte um den gealterten Eli und seine Nachfahren. Vermutlich sollen seine in der Jugend durchlittenen Erlebnisse auch die psychologische Erklärung dafür liefern, wie aus dem unbedarften Jugendlichen der eiskalte, brutal seine Eigeninteressen verfolgende alte Patriarch werden konnte. Ein großes Manko der beiden Auftaktfolgen ist jedoch, dass diese wohl als ungemein ambivalent gedachte Figur einfach nur uninteressant wirkt. Das liegt nicht an Pierce Brosnan, der mit seinem angegrauten Vollbart und seiner stattlichen Statur für eine solche Rolle ideal gealtert ist, sondern an der bislang unzureichenden Charakterzeichnung, die das Drehbuch ihm zur Verfügung stellt. Dafür, dass der Schauspielveteran in seiner ersten großen Fernsehrolle seit  "Remington Steele" in den 1980ern das Hauptverkaufsargument der Serie ist, bekommt er erstaunlich wenig zu tun. Der junge unbekannte Jacob Lofland stiehlt ihm als sein Alter Ego klar die Schau, einfach weil man mit dem gequälten Jugendlichen viel mehr Mitgefühl entwickeln kann. Blass bleiben bislang auch die Söhne McCollough (neben Pete noch dessen älterer Bruder Phineas, gespielt von David Wilson Barnes, der schon in AMCs Westernserie  "Hell on Wheels" dabei war).

Thematisch gäbe das Setting durchaus einiges her: Der Konflikt zwischen mexikanisch- und europäischstämmigen Texanern spielt eine Rolle, Pedro Garcias Schwiegersohn entpuppt sich als Nationalist, der einer Bewegung angehört, die die Weißen aus Südtexas vertreiben will. Dazu kommt die Auseinandersetzung zwischen den weißen Siedlern und den Ureinwohnern, die wohl in keiner Westernserie fehlen darf. Dabei wirken die nichtweißen Figuren bisher allerdings arg stereotyp. Die Indianer agieren brutal und ohne Mitgefühl (vor allem die Frauen), ohne dass dieses Verhalten begründet würde. Auch in dieser Hinsicht erinnert die Art der Erzählung leider an den schon oben genannten Klassiker mit John Wayne. Dass die Ureinwohner ja allen Grund hatten, Weiße zu hassen, da die Siedler und deren Armee ihnen das Land raubten und ihr Volk fast ausrotteten, wird jedenfalls nicht thematisiert. Auch die Mexikaner erscheinen bislang entweder als naiv (Pedro, der versucht, mit Eli zu verhandeln) oder als verzweifelt (seine Tochter, die über das Verschwinden ihres Gatten weint). Vielleicht entwickeln sich all diese Figuren im weiteren Verlauf der Serie ja noch in andere, ambivalentere Richtungen. Die Frage ist allerdings, wie viele Zuschauer nach diesem zähen Auftakt noch bereit sind, so lange am Ball zu bleiben. Die Funktion einer Pilotfolge, auf den Rest der Serie neugierig zu machen, erfüllt sie jedenfalls überhaupt nicht.

Dabei ist das Ganze durchaus aufwändig in Szene gesetzt, mit dem Briten Tom Harper ( "Misfits",  "Krieg und Frieden") auf dem Regiestuhl der ersten Episode. Aber gute Kameraarbeit und authentisches Setdesign sind im heutigen US-Kabelfernsehen ja eher Selbstverständlichkeit als Ausnahme und können nicht mehr als Alleinstellungsmerkmal angeführt werden. Und genau letzteres fehlt "The Son": Es ist alles ganz nett gemacht, aber auch ziemlich langweilig und unoriginell. Da werden wohl nur knallharte Fans des Genres bereit sein, mehr Zeit zu investieren.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie.

Meine Wertung: 3/5

Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: AMC Film Holdings LLC. All Rights Reserved.


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • Rudison schrieb am 22.04.2017, 02.15 Uhr:
    "Auch in dieser Hinsicht erinnert die Art der Erzählung leider an den schon oben genannten Klassiker mit John Wayne."
    Was heißt denn hier "leider", eine bessere Referenz kann es eigentlich kaum geben und was das Verhalten der Indianer und speziell der Frauen zu jungen Gefangenen betrifft, gibt es da genügen Literatur (z.B. Der weiße Apache etc.) die dieses zum einen bestätigt und zum anderen erklärt und nicht zuletzt beruht Philip Meyers Roman auf eingehender Recherche. Also einfach mal so einen Spruch raushauen wie "Streotypen" ohne mit der Materie vertraut zu sein erweist sich oft als kontraproduktiv. Darüberhinaus stimme ich aber zu, der Pilot blieb rel. blass, hoffen wir mal, dass sich das noch steigert.
  • faxe61 schrieb via tvforen.de am 16.04.2017, 00.29 Uhr:
    Danke für die, doch sehr positive Kritik, Marcus.
    Nein, da fehlt zu viel, auch für mich, als hart gesottener Westernfan.
    Die Dekowaffen am Anfang, etc..
    Nein, Soaps/Dallas magt ich nicht so sehr.
    Mal schauen, der nächste Winter kommt bestimmt.