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Die Zerrissenheit eines Kleinstadtpolizisten im einsamen Kampf
Tim Roth in "Tin Star"
Sky1
TV-Kritik/Review: "Tin Star": Sky-Thrillerdrama mit Tim Roth bietet atmosphärisch mehr als inhaltlich/Sky1

Landschaftlich ist es eine Idylle, durch die Jim Worth (Tim Roth) und seine Familie am Anfang des Serienpiloten fahren: Scheinbar endlose Wälder und abgelegene Bergseen schmiegen sich an den kanadischen Teil der Rocky Mountains. Weniger idyllisch ist hingegen die Filmmusik, die eher an einen Horrorscore erinnert und keinen Zweifel daran lässt, dass eine bedrohliche Atmosphäre über der ganzen Szenerie hängt. Der leere Tank zwingt die Worths zu einem ungelegenen Zwischenhalt an einer ausgestorbenen Tankstelle, das Blechschild wird quietschend vom Wind hin und her geschaukelt. Und plötzlich steht da dieser Mann mit der Maske vor der Windschutzscheibe, eine Pistole in der Hand - und drückt einfach ab.

Nach diesem effektvollen Einstieg springt  "Tin Star", die neue britisch-kanadische Eigenproduktion von Sky Atlantic, erst einmal in der Zeit zurück: "Ein Jahr zuvor" kündigt eine Einblendung an. Der Londoner Jim Worth ist seit kurzem neuer Polizeichef in der kanadischen Kleinstadt Little Big Bear, in der es außer einer Ölquelle nicht viel gibt. Ihn begleiten seine irische Ehefrau Angela (Genevieve O'Reilly) und die beiden gemeinsamen Kinder, die Teenagerin Anna (Abigail Lawrie) und der fünfjährige Peter (Rupert Turnbull) - und außerdem die Dämonen seiner Vergangenheit. Denn Jim ist nicht nur trockener Alkoholiker, sondern hat anscheinend noch wesentlich dunklere Abgründe in seiner Lebensgeschichte, die jedoch vorerst im Unklaren bleiben.

Angedeutet werden diese lediglich durch sein grimmig dreinschauendes Alter Ego, das Jim immer wieder aus dem Spiegel anstarrt. Zunächst versucht sich der Cop aber als liebevoller Familienvater und gelassener Kleinstadtpolizist. In seiner neuen Heimat dreht sich alles ums Öl und den Energiekonzern North Stream Oil, der es abbaut. Ein Werbefilm verspricht potentiellen neuen Arbeitern eine heile, sorglose Welt mit Wohnheim und Vollpension und Kollegen, die wie eine große Familie sind. Die Realität sieht aber anders aus, erinnern die kleinen Zimmer dann doch eher an Gefängniszellen. Aber Frank Keane (Ian Puleston-Davies) und seine Gangsterkumpane, die sich getarnt als Arbeiter dort einquartieren, haben ohnehin nicht vor, dort sesshaft zu werden. Ihr Ziel ist es lediglich, an Jim Worth heranzukommen und ihn zu töten. Warum, erfahren wir in den ersten Folgen nicht.

Jim Worth (Tim Roth) in einer Bar im einsamen Kampf gegen seine Dämonen
Jim Worth (Tim Roth) in einer Bar im einsamen Kampf gegen seine Dämonen


Die von Serienschöpfer Rowan Joffe geschriebene Auftaktfolge der Serie "Tin Star" hat eine etwas merkwürdige Zeitstruktur. Am Ende sind wir wieder in der Szene vom Anfang, in der die Worths versuchen, aus der Stadt zu entkommen. Zuvor deutete aber nichts darauf hin, dass tatsächlich schon ein Jahr seit deren Ankunft vergangen sein soll. Die Ereignisse, die in der Zwischenzeit gezeigt wurden, hätten sich genauso gut innerhalb weniger Tage abspielen können. Mit dem Schuss durch die Windschutzscheibe und dem blutbedeckten Gesicht der Tochter endet die Pilotepisode, die abgesehen von den Szenen, die die Klammer bilden, etwas 08/15 daher kommt.

Die zweite Folge gewährt mehr Raum zum Mitfühlen mit den Figuren, ist doch eines der Familienmitglieder durch den Schuss ums Leben gekommen - aber natürlich nicht Jim selbst, dem der Angriff eigentlich galt. Wie er und die restlichen Überlebenden mit dem Verlust umgehen, ist einfühlsam inszeniert und gut gespielt. Es dauert dann auch nicht mehr lange, bis Jim beginnt, den Kampf gegen seine inneren Dämonen zu verlieren und mit einem Whisky an der Bartheke sitzt.

Christina Hendricks als Elizabeth Bradshaw gesellt sich erst später zur Handlung von "Tin Star"
Christina Hendricks als Elizabeth Bradshaw gesellt sich erst später zur Handlung von "Tin Star"

Neben dem psychologischen Drama steigert sich auch das Thrillerelement, wenn Franks creepy Komplize, der blasse Simon (Oliver Coopersmith) in seiner Maske durchs Haus der Worths schleicht, unbemerkt von den überlebenden Familienmitgliedern, die dort noch einige persönliche Gegenstände einsammeln wollen. Nervig sind hingegen die Szenen, in denen die Gangster unter sich sind. Streitereien zwischen alle irgendwie schrägen, aber sehr unterschiedlichen Kriminellen hat man spätestens seit Tarantino zu oft in Filmen und Serien gesehen, und "Tin Star" fügt dem nichts Neues hinzu. Wie Innovation generell nicht unbedingt die Stärke der zehnteiligen Serie ist. Sie lebt eher von Atmosphäre, von den Aufnahmen der grandiosen Landschaft - oft gefilmt aus der Vogelperspektive -, die im Widerspruch zum gewaltvollen Geschehen zu stehen scheint, von der Musik, auch von der Performance der Hauptdarsteller. Zu denen gehört auch noch  "Mad Men"-Star Christina Hendricks, die als PR-Frau der Ölgesellschaft in den ersten beiden Folgen leider nur kurze Auftritte hat.Die Sky-Promotion versucht, "Tin Star" als Neo-Western zu verkaufen. Das führt ein bisschen in die Irre, ist es doch eher eine Mischung aus Thrillerelementen und einem Porträt einer dysfunktionalen Kleinstadtgemeinschaft à la  "Outsiders". Hinter der Qualität der kürzlich eingestellten Appalachen-Serie bleibt die Sky-Produktion aber leider deutlich zurück, bietet sie unter dem Strich doch einfach zu wenig Neues.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten beiden Episoden der Serie "Tin Star".

Meine Wertung: 3/5

Marcus Kirzynowski
© Alle Bilder: Sky

Die Serie "Tin Star" feiert ab Montag, dem 6. November um 20.15 Uhr ihre Deutschlandpremiere beim Pay-TV-Sender Sky Atlantic. Die erste Staffel mit ihren zehn Episoden wird dort immer in Doppelfolgen ausgestrahlt. In Großbritannien wurde bereits eine zweite Staffel der Serie beauftragt.


 

Über den Autor

  • Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski ist Düsseldorfer Journalist und Serienfreund; wuchs mit "Ein Colt für alle Fälle", "Dallas" und "L.A. Law" auf; Traumarbeitgeber: Fisher & Sons, County General Notaufnahme; die Jobs auf dem Battlestar Galactica und im West Wing wären ihm hingegen zu stressig; Wunschwohnort: Cicely, Alaska. Schreibt über amerikanische und europäische TV-Serien sowie andere Kultur- und Medienthemen, u.a. für TV Wunschliste und sein eigenes Online-Magazin Fortsetzung.tv.

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Leserkommentare

  • User 1213201 schrieb am 08.12.2019, 22.46 Uhr:
    Die Serie ist schon in Staffel gewöhnungbedürftig, wird aber in Staffel von Geschehen und Logik unerträglich.
    Wir brechen selten eine Serie ab, wenn wir einmal angefangen haben, aber das ist wirklich sowohl qualitativ als auch spannungsmäßig das Allerletzte