"Babylon Berlin" gerettet? ARD will Serie ohne Sky fortsetzen

Die überraschende Meldung von heute Mittag, dass Sky in Deutschland in naher Zukunft auf die Produktion weiterer fiktionaler Serien verzichten wird (TV Wunschliste berichtete), hat für Aufsehen in der Medienlandschaft gesorgt. Insbesondere die Ankündigung, dass Sky sogar nicht mehr eine fünfte Staffel des Serien-Aushängeschilds  "Babylon Berlin" produzieren wird, war für die Fans eine Schocknachricht. Nun gibt es allerdings Hoffnung: Nur wenige Stunden nach Bekanntwerden der Sky-Pläne hat die ARD als verbliebener Auftraggeber bestärkt, dass man die Serie auch ohne Beteiligung von Sky fortsetzen wolle.

Thomas Schreiber, Geschäftsführer ARD Degeto, kündigt an: ARD Degeto, X Filme und Beta Film beauftragen die Entwicklung der 5. Staffel von 'Babylon Berlin'. Er begründet dies wie folgt: Die Serie mit ihren bisherigen Staffeln ist ein internationaler Erfolg, der in mehr als 140 Länder verkauft wurde. In Deutschland belegen mehr als 55 Millionen Abrufe in der ARD Mediathek das große Interesse. Zur Klarstellung: Die ARD hat nun vorerst die Entwicklung einer weiteren Staffel beauftragt und damit die Absicht verdeutlicht, die Serie fortzusetzen. Ein offizieller Produktionsauftrag ist das noch nicht - dieser wird aber durch das Bekenntnis wahrscheinlicher.

Auch Regisseur Tom Tykwer würde gerne zumindest eine weitere Staffel drehen. Gegenüber der Goldenen Kamera teilte er bereits im vergangenen August mit: Also mindestens eine Staffel wollen wir noch. Aber der konkrete Inhalt ist etwas, das sich erst auf dem Weg zu ihm entwickelt. Babylon ist eine Serie über die Weimarer Republik, die 1933 endete. Dort sind wir zeitlich noch nicht angekommen.

"Babylon Berlin" war das wohl wichtigste Prestige-Serienprojekt von Sky, das der Pay-TV-Sender nur durch eine enge Kooperation mit der ARD finanziell stemmen konnte. Als eine der wenigen Sky-Produktionen der DACH-Region generierte "Babylon Berlin" auch internationales Interesse. Letztendlich konnten beide Produktionspartner trotz der hohen Kosten von der Serie profitieren. Der Deal sah vor, dass Sky die exklusiven Erstausstrahlungsrechte bekommt und die ARD die Serie nach einiger Zeit im Free-TV zeigen darf. Obwohl zwischen der Auswertung im Pay-TV und der Free-TV-Ausstrahlung mehr als zehn Monate lagen, konnte sich die ARD über starke Einschaltquoten freuen. Die im Free-TV noch ausstehende vierte Staffel ist dort Anfang Oktober zu sehen.

Sky hat währenddessen den Variety-Bericht bestätigt, dass die Produktion neuer fiktionaler Originals 2024 eingestellt werde. Die bereits in Produktion befindlichen Serienprojekte sollen jedoch noch abgeschlossen werden - aller Voraussicht nach die vierte Staffel von  "Das Boot" sowie die neue Dystopie  "Helgoland 513". Nicht mehr realisiert werden (zumindest bei Sky) hingegen andere angekündigte Projekte, wie etwa "Frankenstein Untold", das Historiendrama "Huntsville AL", das Familiendrama  "Garten Eden", die Klinikserie  "KraNK Berlin" sowie die erst vor zwei Wochen angekündigte Polit-Dramedy  "Public Affairs".

In einem internen Schreiben hatte sich Sky-Deutschland-Chef Devesh Raj an die Belegschaft gewandt und begründete den Schritt damit, dass sich die Unterhaltungsbranche, die Inhalte-Landschaft und das Zuschauerverhalten rasant entwickelt habe, seitdem Sky im Jahr 2015 in die Serienproduktion eingestiegen ist. Gestiegene Kosten und wachsende Konkurrenz hätten dafür gesorgt, dass es insbesondere für Drama-Serien schwieriger geworden sei, sich durchzusetzen. Da wir uns weiterhin auf den Aufbau eines nachhaltigen Geschäfts in der DACH-Region konzentrieren, müssen wir harte Entscheidungen darüber treffen, wo wir unsere Investitionen einsetzen, um sicherzustellen, dass wir einen Mehrwert für das Unternehmen und unsere Kunden schaffen, so der Sky-Chef. Diese Investitionen dürften sich künftig vorrangig wieder auf Sportrechte beziehen.