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Jugendkanal: Rundfunkräte bekämpfen gesetzliche Beschränkungen

von Stefan Genrich in Mediennews
(31.01.2014, 16.49 Uhr)
Schützenhilfe bei crossmedialer Expansion von ARD und ZDF
Die unendliche Geschichte zum Jugendkanal geht bei WDR und BR in neue Runde
ARD / Tagesschau
Jugendkanal: Rundfunkräte bekämpfen gesetzliche Beschränkungen/ARD / Tagesschau

Die Rundfunkräte von WDR und BR haben die Einrichtung eines speziellen Jugendangebots gefordert, das den Weg zu einer stärkeren Präsenz der öffentlich-rechtlichen Medien im Internet ebnen soll. Damit setzen die Aufsichtsgremien einiger Sender neue Akzente in der ewigen Diskussion um einen künftigen Jugendkanal (wunschliste.de berichtete), nachdem die Ministerpräsidenten im Oktober ARD und ZDF für ihr erstes Konzept abgewatscht haben, weil weder Kostenrahmen noch inhaltliche Ausrichtung die Politiker überzeugt hatten.

Mehrere Staatsverträge regeln den Auftrag und die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ohne Zustimmung der Landtage und Regierungen können also WDR und BR solche Projekte nicht realisieren. Ohnehin dürfen ARD und ZDF nach aktueller Rechtslage nicht Websites nach Belieben aufbauen oder Apps zu allen möglichen Themen entwickeln, auch wenn die Zeitungsverleger einen solchen mobilen Dienst für die  "Tagesschau" kurz vor Weihnachten nicht vor Gericht verhindern konnten.

Zuerst veränderte der Rundfunkrat vom MDR den Ton, als die Ministerpräsidenten auf ihrer herbstlichen Tagung den Jugendkanal abgelehnt hatten. Das Kontrollorgan in Leipzig sprach seinerzeit von einem "öffentlich-rechtlichen trimedialen Jugendangebot" und beschrieb damit eine spezielle Plattform für Fernsehen, Radio und interaktives Engagement. Plötzlich jedoch scheint dem Rundfunkrat vom WDR ein eigener Jugendkanal nicht mehr so wichtig zu sein. Die Mitglieder schwärmten nach ihrer Sitzung vom Mittwoch in einer öffentlichen Stellungnahme von der Geburt eines umfassenderen "crossmedialen Angebots". Einen Tag später hielt der Rundfunkrat vom BR in einer Pressemitteilung ein "multimediales Jugendangebot für überfällig".

Die abweichende Wortwahl gegenüber der alten Formulierung aus Sachsen markiert eine veränderte Frontlinie: Zumindest einige Rundfunkräte geben ihre Zurückhaltung auf und verlangen über die in Köln formulierten Positionen die Aufhebung des Zwangs, dass der öffentlich-rechtliche Einsatz in der Welt von Smartphones und Facebook unbedingt einen Bezug zum TV-Programm vorweist. Deutlicher als bisher dient das Projekt für Jugendliche als Hebel für weit reichende Wünsche. Der Verband Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) dürfte schon bald auf die Herausforderung reagieren, denn bisher haben die Interessenvertreter von RTL, ProSiebenSat.1 und Konsorten stets aus allen Rohren auf vorrückende Truppen aus dem öffentlich-rechtlichen Lager gefeuert.

Jedenfalls nimmt der WDR-Rundfunkrat "die Reform und die Straffung der Digitalkanäle" zum Anlass, "die strikte Festlegung des Rundfunkstaatsvertrages" zu bekämpfen, "dass nicht-lineare Angebote nur zulässig sind, wenn sie unmittelbar an ein lineares Angebot anknüpfen". Die Programmkontrolleure in Köln träumen inzwischen von einem Dienst "für ein junges Publikum" und brauchen nun "nicht einen eigenen Jugendkanal". Allerdings ergänzt der Rundfunkrat nicht ganz widerspruchsfrei, dass er "vor diesem Hintergrund ein lineares Programmangebot für junge Leute als Basisangebot für vertretbar hält, das allerdings keine 24 Stunden pro Tag umfassen sollte". Eine Änderung des Staatsvertrages voraussetzend heißt es weiter: "Das Jugendangebot ist deshalb neben der linearen Basisversorgung grundsätzlich non-linear und interaktiv auszurichten, über alle relevanten Technologien zu verbreiten und plattformorientiert auf- und auszubauen."

Gegen den Trend zur Verspartung und Auslagerung von mehr oder weniger frischen Sendungen in die Digitalkanäle betrachtet das Aufsichtsgremium dieses Vorhaben nicht als "Alibi, um innovative und jugendaffine Programmflächen im Ersten und in den Dritten Programmen nicht mehr auszuweisen. Der WDR-Rundfunkrat fordert die Programmverantwortlichen des WDR auf, den mit Hilfe des Innovationstopfes eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen, entsprechende Mittel bereitzustellen und die unmittelbaren Programmmacher auch künftig zu ermutigen, innovative Ideen ins Programm einzubringen."

Beim BR hängt das Herz des Rundfunkrates stärker an einem speziellen TV-Sender. Nach wie vor sei es ein wichtiges Ziel, "einen jungen Kanal in Verbindung mit einem umfassenden crossmedialen Angebot für junge Menschen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren durch ARD und ZDF bereit zu stellen". Aber auch in Bayern erwartet die Fernsehinstanz gesellschaftlicher Gruppierungen und Organisationen eine Reform des Staatsvertrages: "Der Gesetzgeber muss der verfassungsrechtlichen Verpflichtung auf qualitativ hochwertige Angebote im Sinne der Grundversorgung für jüngere Altersgruppen durch eine entsprechende Konkretisierung Rechnung tragen."

Indes liegt nach der früheren Abschottung der Minsterpräsidenten gegen einen Jugendkanal noch kein anderer konkreter Vorschlag auf dem Tisch: Der WDR-Rundfunkrat sucht sein Heil in Kommissionen und ähnlichen Einrichtungen: "Unabdingbar erforderlich für Aufbau und Struktur eines solchen Programms ist die Erarbeitung eines Konzepts, das den Nutzungsgewohnheiten der genannten Zielgruppe entspricht." Also dürfen wieder Strategiepapiere entstehen.


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