TV-Kritik: "Paarduell" - Das Bügelfernsehen ist zurück

In den vergangenen vier Monaten bot Das Erste mit  "Gefragt - Gejagt" spannende Quiz-Unterhaltung am Vorabend, die erfeulicherweise auch von den Zuschauern angenommen wurde und teilweise Einschaltquoten von mehr als drei Millionen erreicht hat. Gestern Abend schickte die ARD mit dem  "Paarduell" ein neues Quizformat an den Start - und fiel damit in die Beliebigkeit zurück.

Das Konzept der von Jörg Pilawa moderierten Show:  "Hart aber fair"-Moderator Frank Plasberg bildet gemeinsam mit seiner Ehefrau Anne Gesthuysen ( "ARD-Morgenmagazin"), das Heimteam, das es für wechselnde Kandidatenpaare in jeder Folge zu bezwingen gilt. Während es für Plasberg und Gesthuysen um die Ehre geht, spielen die Herausforderer-Paare um mehrere tausend Euro. Die erste Folge stellte ein Promi-Special dar, in der Popsänger Sasha zusammen mit seiner Ehefrau Julia Röntgen-Schmitz antrat.

Für die erste Runde ("Fragenhagel") hat man sich direkt bei "Gefragt - Gejagt" bedient: Es handelt sich um eine Schnellraterunde, bei der die Kandidaten innerhalb von 60 Sekunden so viele Fragen wie möglich beantworten müssen. Das Fragenniveau ist jedoch äußerst niedrig angesiedelt: "Wie heißt der Bettnachbar von Bert aus der 'Sesamstraße'?" oder auch "Was ist fast in jedem Haushalt zu finden und macht die Wäsche platt?" lauten die Fragen.

Im Anschluss folgt die Hauptrunde, in der in gemächlichem Tempo eine Multiple-Choice-Frage nach der anderen gestellt wird. Die Fragen umfassen ein breites Spektrum aus den Themengebieten Politik, Kultur, Medien, Sport, Klatsch und Tratsch, Haushalt und Familie. Spätestens ab diesem Zeitpunkt spielt dann auch keine Rolle mehr, ob die Show nun "Paarduell",  "Quizduell" oder  "Wer weiß denn sowas?" heißt. Die meisten Zuschauer werden vermutlich keinen großen Unterschied daran bemerken, ob Jörg Pilawa oder Kai Pflaume den Fragensteller mimt. Fast schon revolutionär wirkt unter diesen Umständen, dass in einer "Paarduell"-Spielrunde zur Abwechslung Kinder berühmte Filmtitel darstellen.

Im Finalspiel gilt es dann für die Kandidatenpaare, sich richtig einzuschätzen. Anhand der Kategorien soll ein Partner einschätzen, ob sein Mitspieler die Frage richtig beantworten können wird und einen entsprechenden Geldbetrag aus der zuvor erspielten Summe zu setzen. Gewinnen Gesthuysen und Plasberg, wandert das Geld in den Jackpot und kann von den Herausforderern der nächsten Sendung abgeräumt werden. Bei Promi-Specials wird das Geld im Anschluss an einen guten Zweck gespendet.

Während des Spielverlaufs erfahren wir, dass Sasha im Haushalt das Staubsaugen und Bügeln übernimmt und Frank Plasberg bedauert, seine Pollunder nicht mehr tragen zu dürfen. Diese "Hausfrauigkeit" des Formats macht dann auch klar, an wen sich die Sendung richtet. Das "Paarduell" tut keinem weh, ist behäbig und letztendlich ist auch egal, wer am Ende der Show gewinnt. Eine Sendung für nebenbei - aber jemand, der versucht, dem Geschehen bei voller Konzentration zu folgen, wird mit ansteigender Müdigkeit zu kämpfen haben.

Die Quoten fielen zum Start mit 2,48 Millionen Zuschauern und 12,0 Prozent Marktanteil ordentlich aus. Davon waren allerdings nur 300.000 unter 50 Jahre alt. Nach der Premierenausgabe bleiben vor allem drei Fragen: 1. Wer kam auf die Idee, dass Plasberg und Gesthuysen in jeder Folge dabei sein müssen? 2. Wieviele mutige Zuschauer werden es wagen, sich Anfang März auf die dreistündige XXL-Ausgabe am Samstagabend einzulassen? 3. Wo ist der Jäger, wenn man ihn mal braucht?